0350 - Wo der Teufel lacht
Leonardo ab. »Ich habe mir für jeden von euch etwas Besonderes ausgedacht. Ihr werdet alle eure Freude daran haben.«
»Fahr in den Abyssos, Höllenhund«, murmelte Bill im Hintergrund. Zamorra fiel auf, daß sein Haar noch heller geworden war. Es war jetzt fast weiß.
Leonardo schien nur auf das Stichwort gewartet zu haben. Er deutete auf Bill.
»Dieser hier«, sagte er, »war ein Veräter, der sich meinen Befehlen widersetzte. Er versuchte sogar, mich zu töten. Nun, ich habe dafür gesorgt, daß er seinen Alterungsprozeß ein wenig beschleunigt. Es war nicht sonderlich widerstandsfähig. Eigentlich ist das schade, denn so ist es zu schnell vorbei. In spätestens einer Stunde ist er tot -gestorben an Altersschwäche.«
»Freu dich nicht zu früh. Bis dahin habe ich eine Möglichkeit gefunden, dich mitzunehmen«, keuchte Bill. Er sah aus, als sei er weit über siebzig Jahre alt.
»Für dich, Zamorra, habe ich etwas Besonderes. Du tauchtest vorhin mit einem so wunderschönen Schwert auf, daß ich nicht widerstehen konnte. Du wirst dein Leben in einem Schwertkampf beenden.«
»Soll ich schon wieder gegen Wang antreten?« fragte Zamorra bissig.
»Das wäre zu einfach«, höhnte Leonardo. »Nein. Du trittst gegen Wang, Gryf und Teri zugleich an. Ich erlaube dir zum Ausgleich, sogar dein Amulett einzusetzen.«
Zamorra schwieg. Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Aber er wußte, daß er verloren hatte. Was sollte ihm das Amulett schon nützen? Er würde es ja doch nicht gegen Gryf und Teri einsetzen können. Wahrscheinlich nicht einmal gegen Wang. Der hatte immer zu fair gekämpft. Und die Druiden waren doch Zamorras Freunde - gewesen? Wie auch immer, er würde mit Sicherheit keine Magie gegen sie einsetzen können. Und er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt die Waffe gegen einen von ihnen würde erheben können.
Es war ein wahrhaft teuflisches Todesurteil.
Denn die anderen würden nicht zögern, zu kämpfen. Er sah es in ihren Augen. So kalt funkelten sie, so mörderisch… sie waren nicht mehr dieselben wie früher.
Zamorra drehte den Kopf. Er sah Nicole an, die immer noch bewußtlos war.
Leonardo beantwortete seine unausgesprochene Frage.
»Das, mein Feind, wird mein Geheimnis bleiben. Denn sie - wird nach dir sterben. Und du wirst allein deshalb noch mehr bedauern, aus dem Leben scheiden zu müssen, weil du nicht weißt, auf welche Weise sie stirbt…«
Zamorra schnellte sich empor. Er konnte nicht anders. Zorn und Verzweiflung rissen ihn hoch. Er warf sich auf Leonardo. Aber der ließ ihn nicht an sich herankommen. Ein fahler Blitz zuckte auf und schmetterte Zamorra zurück.
»Du solltest deine Kräfte nicht jetzt schon vergeuden, wo du sie doch noch dringend benötigen wirst«, tadelte der Dämon. »Außerdem sollst du doch nicht gegen mich kämpfen. Das wäre Verschwendung. Ich könnte deinen Tod ja gar nicht richtig beobachten. Nun, Zamorra, bist du bereit, deinen letzten Weg zu gehen?«
Der Parapsychologe kniete neben Nicole nieder. Er versuchte sie wieder ins Bewußtsein zurückzuholen. Wenigstens noch einen Blick, ein Wort, einen Kuß… falls es nicht doch in letzter Sekunde noch eine Möglichkeit gab… aber es war ziemlich aussichtslos. Selbst wenn er das Amulett einsetzte — Leonardo konnte es spielend leicht manipulieren. Der Kampf würde nicht mehr sein als eine langsame Hinrichtung.
Da sah er Bill Fleming.
Der hatte die beiden zerbrochenen Hälften von Leonardos Kampfschwert in den Händen. Er versuchte die Klingenteile so gegeneinander zu halten, daß sie ein Kreuz bildeten. Ein Kreuz, mit dem er den Dämon bannen wollte…
Unwillkürlich hielt Zamorra den Atem an…
***
Sid Amos betrat den Saal des Wissens wieder. Vor seiner Brust hingen immer noch offen die drei Amulette. Er spielte keine Rolle mehr. Der eingefrorene Merlin konnte sie doch nicht mehr wahrnehmen.
Das Eisgespenst glitzerte, wie aus Myriaden von feingeschliffenen Brillanten gefertigt. Wenn man das Makabre dieses Gebildes außer acht ließ, war es ein Kunstwerk, wie es wohl unvergleichlich nur einmal im Universum existierte. Es war auf unheimliche Weise schön.
Ein kaltes Grab, eines Merlin würdig…
»Aber ich beneide dich nicht darum, Bruder«, murmelte Sid Amos. »Ich habe sie getötet, die Zeitlose, die entartete und nach Äonen zu dem wurde, wozu sie einst bestimmt war. Aber ich wollte, ich hätte es nicht getan.«
Konnte ein Wesen, das einmal ein Dämon, sogar der Fürst der Finsternis,
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