0351 - Jäger der Nacht
gegen die Dämonischen… es war fast zuviel, und Zamorra konnte immer nur eines tun.
Als sie ein gerades Straßenstück erreichten, beugte sich Nicole vom Beifahrersitz zu Zamorra hinüber. »Halt mal still - ich übernehme das Amulett.«
Zamorra nickte. Vorsichtshalber nahm er den Fuß vom Gas. Nicole griff zu und hakte mit gekonntem Griff die Silberscheibe vom Halskettchen, drehte sie dann in den Händen, während Zamorra das Gaspedal wieder durchtrat. Der Zwölfzylindermotor schnurrte leise wie eine zufriedene Katze.
»Was hast du vor?«
»Schauen, ob ich Fenrir finde«, sagte sie. Da sie jetzt ungefähr wußten, wo der Wolf sich zuletzt aufgehalten hatte, mochte es sein, daß Nicoles Versuch klappte und das Amulett wie auf einem winzigen Fernsehschirm, zeigte, was geschah. Zumindest konnte es Eindrücke übermitteln. Dazu war bei weitem nicht die Kraft nötig, die Zamorra und Nicole vorhin hatten aufbringen müssen, um mit dem Wolf in gedanklichen kontakt zu kommen.
Während Zamorra weiterfuhr, berührte Nicole nach kurzem Überlegen einige der erhaben gearbeiteten Hieroglyphen auf dem umgebenden Band der unterteilten Scheibe. Die unentzifferbaren Schriftzeichen ließen sich millimeterweit verschieben und kehrten anschließend von selbst wieder in ihre Ausgangsstellung zurück - und das, obgleich sie andererseits bombenfest mit der Fläche des silbernen Diskus’ verbunden waren.
Nicole spürte, wie das Amulett in ihren Händen aktiv wurde. Es gehorchte deh Befehlen, die die Französin auf diese Weise »schaltete«. Nicole konzentrierte sich auf Fenrir.
Im Mittelpunkt des Amuletts befand sich ein Drudenfuß. Der veränderte sich jetzt und begann in seinem Innern zu flimmern. Er entwickelte sich zu einer Art Fernsehschirm im Kleinformat. Aber noch zeigten sich nur verwaschene Schleier.
Nicole hoffte, daß sich bald klare Bilder zeigten.
Als sie dann kamen, war sie überrascht. Sie hatte erwartet, Fenrir oder seine Umgebung zu sehen. Was sie sah, war aber das Gesicht eines Mädchens mit rötlichblondem Haar und rötlichbraunen Augen, deren Farbenspiel blitzschnell zwischen den beiden Extremen pendelte! Dann war das Bild wieder fort, und Nicole nahm das Gefühl einer immensen Bedrohung und großer Heimtücke wahr.
Dann war es alles wieder vorbei. Nicole fühlte, daß sie den Kontakt nicht wiederholen konnte. Es war ein einmaliger Vorgang gewesen, vielleicht nur zufällig ausgelöst. Das Flirren und Flackern des Drudenfußes schwand. Er wurde wieder stabil. Das Amulett reduzierte seine Aktivität wieder.
Zamorra warf Nicole einen schnellen Seitenblick zu. Er bemerkte, wie sie sich etwas entspannte.
»Erfolg gehabt?«
»Keine Ahnung, cherie…« Sie schilderte ihm ihren Eindruck. Zamorra furchte die Stirn.
»Du suchst Fenrir und siehst dieses Mädchen…? Solltest du da zufällig in eine falsche Phase gerutscht sein? Willst du es noch einmal versuchen?«
Nicole schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, daß es Erfolg hätte. Fenrir muß sich total abgeschirmt haben, wenn er noch existiert. Er muß um sein Leben fürchten, sonst würde er das nicht tun. Aber wer bedroht ihn? Menschen?«
»Wir werden es sehen. Hoffentlich sind wir schnell genug da«, sagte Zamorra.
***
Gawain Dermoth, Timothy Fairwydd, Jo Branwen und drei weitere Männer folgten dem Mädchen Yrene. Timothy Fairwydds Tochter führte sie aus dem Dorf heraus. Als sie es verließen, tauchten die drei Polizeibeamten auf der Straße auf. Etwas ratlos sahen sie den bewaffneten Dorfbewohnern nach, dann folgten der Constabler und der Detective Sergeant den Wolfsjägern. Bald schlossen sie zu der kleinen Gruppe auf.
»Na, da bin ich mal gespannt«, sagte Brick nur, nachdem die Beamten informiert worden waren, worum es ging.
Das Dorf war zur Hälfte von einem breiten Waldstreifen umgeben. Im Hintergrund ragte das Bergmassiv des Mount Snowdon auf, den die Waliser selbst Moel-y-wyddfa nennen. Zur anderen Seite hin lag offenes Land, Felder und Wiesen, und weit entfernt rauschten die Wasser der Caernarvon Bay.
Das Mädchen führte die Gruppe auf den Wald zu. Zunächst auf der Straße, dann auf einem abzweigenden unbefestigten Weg. Schließlich wich sie von diesem Weg ab.
»Wohin soll es jetzt gehen?« fragte Brick. »Ich habe keine Lust, mir die Uniform im Unterholz zu zerreißen.«
»Sie können ja hierbleiben, Sir«, sagte Yrene. »Aber es gibt keinen anderen Weg, der zum Versteck des Wolfs führt. Ich bin sicher, daß er sich dort verborgen
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