0351 - Jäger der Nacht
hält.«
Brick erwischte sich dabei, wie er sich eine Pistole wünschte. Aber er war unbewaffnet. Er hoffte, daß die anderen mit ihren Gewehren und den Äxten schnell genug schießen würden - falls es diesen Wolf wirklich gab.
»Wenn wir alle so viel Lärm machen, verscheuchen wir das Biest«, sagte Timothy Fairwydd plötzlich. »Wir sollten uns etwas überlegen, wie wir ihn trotzdem bekommen.«
»Wir müssen auf den Wind achten. Er darf uns nicht riechen«, gab Branwen zu bedenken.
»Yrene, du solltest uns genau beschreiben, wo dieses Versteck ist«, sagte Fairwydd. »Dann kreisen wir es ein. Wir teilen uns, bilden eine Kette, die der Wolf nicht durchdringen kann. Einer von uns wird ihn dann bestimmt erwischen.«
Dermoth fand diesen Gedanken nicht sonderlich gut, aber er war einfach logisch. Denoch fühlte er sich nicht wohl bei der Vorstellung, allein und ohne Rückendeckung durch den Wald zu streifen, auch wenn die anderen auf Sicht- oder Rufweite entfernt waren. Wer sagte denen, daß der Wolf sich tatsächlich in dem von Yrene angedeuteten Versteck aufhielt? Vielleicht wartete er nur darauf, einen einzelnen Menschen überfallen zu können…
»Es ist ungefähr eine Meile tief im Wald«, sagte Yrene. »Wir können den Platz umgehen. Dann können wir uns aufteilen. Wir sollten in einer Reihe hintereinander gehen. Dann brauchen wir im Unterholz nicht soviel Platz und machen dadurch auch weniger Lärm.«
»Gibt es keinen anständigen Weg, auf dem man sich dem Ziel wenigstens halbwegs nähern kann?« wollte Brick mißmutig wissen.
»Nein. In diesem Wald gibt es fast keine Wege«, sagte Fairwydd. »Deshalb kennt Yrene ihn auch so gut, nicht wahr?« Verschwörerisch zwinkerte er seiner Tochter zu. »Yrene hat schon immer gern Waldläuferin gespielt. Ich glaube, es gibt niemanden, der die Gegend hier so gut kennt wie sie. Früher hätte ich ihr manchmal gern den Hosenboden strammgezogen, wenn sie wieder mal stundenlang verschwunden war.«
»Also los, gehen wir. Wir müssen das Wolfsversteck von der anderen Seite her packen. Dann haben wir den Wind gegen uns, nicht mit uns…«, drängte Jo Branwen. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung.
Yrene lächelte zufrieden.
Bald würde es dunkel werden, im Wald mit seinem dichten Blätterdach noch früher als draußen auf freiem Land.
Für ein paar Sekunden war es ihr wiederum, als würde sie von einem Hauch Magie berührt. Aber es störte sie nicht weiter.
Sie wußte, daß sie unangreifbar war.
Und dem Wolf würde es an den Kragen gehen…
***
Fenrir zuckte zusammen. Auch er spürte Nicoles Tasten, aber er schirmte sich ab, wie Merlin es ihn einst gelehrt hatte. Der Kontakt durfte nicht Zustandekommen. Die andere… sie würde ihn ebenfalls spüren. Dabei hatte er gerade das Versteck verlassen und konnte sich halbwegs sicher fühlen! Er war es leid, weiter gehetzt zu werden. Es war ein Fehler gewesen, in diese Gegend zu fliehen, als Teri ihn zu jagen begonnen hatte. Aber jetzt war es zu spät. Und bevor Zamorra nicht hier war, wollte er sich auch nicht mehr allzuweit von Llanfiddu entfernen. Von Llewellyn Castle aus waren es nur ein paar Stunden Fahrt bis herunter nach Wales.
Fenrir bedauerte, daß er auf Nicoles Tastversuch keine Antwort geben durfte. Aber er wollte beobachten, was die Menschengruppe tat, welche von dem rotblonden Mädchen in den Wald geführt worden war. Welche Fähigkeiten besaß dieses Mädchen? War es in der Lage, Fenrir trotz allem aufzuspüren?
Es entging dem im Unterholz lauernden Wolf nicht, daß das Mädchen die anderen führte. Die Rotblonde, die von den anderen Yrene genannt wurde, schien über durchaus wölfische Instinkte zu verfügen. Sie bewegte sich zielstrebig auf das Versteck zu, in das Fenrir sich bis vor kurzem zurückgezogen hatte.
Sie war eine Wölfin.
Fenrir war froh, daß die Menschen Lärm machten. Äste knackten, Laub rauschte, wo sie sich bewegten. So fiel es nicht weiter auf, daß Fenrir sie begleitete und beobachtete. Er mußte sich nur vor dem Mädchen Yrene hüten. Und deshalb konnte er auch nicht versuchen, die Gedanken der Menschen zu lesen. Er konnte ihre Absichten nur daraus ableiten, was sie taten, wie sie sich bewegten.
Nach einer Weile trennten sie sich, als sie bereits an dem Versteck vorbeigegangen waren. Fenrir begriff, daß sie es einkreisen wollten, um dem Gejagten keine Chance zu geben. Er war froh, daß er sich außerhalb des Kreises befand.
Die Menschen bewegten sich jetzt teilweise nur
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