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0351 - Jäger der Nacht

0351 - Jäger der Nacht

Titel: 0351 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Wolf nicht mehr.
    Zamorra wiederholte seinen Ruf immer wieder, verstärkte seine Anstrengungen. Er merkte nicht, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat, wie seine Hände zu zittern begannen, die Nasenflügel bebten. Er schleuderte alles, worüber er verfügte, in seinen telepathischen Ruf.
    Plötzlich glaubte er etwas zu spüren. Und dann, von einem Moment zum anderen, war der Rapport mit Fenrir da. Zamorra »hörte« den Wolf, als säße er direkt neben ihm. Da war der Eindruck, die Vision, als fahre ihm eine lange nasse Wolfszunge freudig durchs Gesicht. Unwillkürlich lachte er auf, ohne es bewußt wahrzunehmen. Er übermittelte dem Wolf seinerseits das Gefühl des Gekraultwerdens.
    Fenrir, wo steckst du? Was ist los?
    Gryf und Teri sind böse geworden, Zamorra. Du mußt ihnen helfen. Und mir.
    Wie kann ich das tun?
    Sie jagen mich! Teri will mich töten. Sie weiß nicht mehr, was sie tut. Ich bin von Mona geflohen. Ich versuchte mich zu verstecken. Ich versuchte Hilfe und Schutz bei Menschen zu finden. Aber sie sehen in mir nur den Wolf. Und Teri jagt mich. Ausgerechnet sie!
    Wir kommen, Fenrir sendete Zamorra elektrisiert. Wir sind auf Llewellyn Castle. Wo finden wir dich?
    Fenrir zögerte, schien nachdenken zu müssen. Dann kam seine Antwort. In Llanfidduchwyllpwygoddwych. Das ist ein kleines Dorf in der Nähe von Clyynogfawr an der Küste. Grafschaft Caernarvon. Ein Dutzend Meilen, glaube ich, südlich der Stadt Caernarvon. Allgemein wird der Ort nur Llanfiddu genannt. Dort werdet ihr mich finden, wenn mich Teri nicht früher findet und ich die Stellung wechseln muß… und hier ist noch etwas, Zamorra, was ihr wissen müßt. Bereitet euch auf einen…
    Ein schrilles Jaulen hallte in Zamorra auf, dann riß der Kontakt jäh ab. Da war nur noch Leere. Fenrir hatte sich zurückgezogen - oder war er gar tot?
    Hatte man ihn gefunden? Hatte Teri ihn getötet?
    Sie war dazu in der Lage, Waffen gegen ihre einstigen Freunde einzusetzen. Zamorra hatte das bei dem ungleichen Kampf im Burghof von Château Montagne gemerkt, wo er gegen Teri, Gryf und Wang Lee Chan zugleich zu kämpfen hatte, auf Leonardos mörderischen Befehl hin. Er wußte nicht, ob sie ihn wirklich umgebracht hätten, aber sowohl Gryf als auch Teri hatten wild und rücksichtslos gekämpft, bis Sid Amos eingriff. [2]
    Deshalb war es durchaus möglich, daß Teri Fenrir tötete, wenn sie ihn aufspürte.
    Aber dann schüttelte Zamorra den Kopf. Wenn Fenrir gestorben wäre, hätte sich das im telepathischen Rapport erheblich anders bemerkbar gemacht. Etwas anderes mußte geschehen sein. Irgend etwas hatte sich dazwischengeschoben und die Verbindung zerstört.
    Plötzlich merkte Zamorra, daß er aus seiner Halbtrance erwacht war. Es mußte im selben Moment geschehen sein, als die Verbindung unterbrochen wurde.
    Zamorra und Nicole sahen sich an.
    »Damit«, sagte der Parapsychologe, »dürfte unsere Marschrichtung klar sein. Wir fahren zu diesem Llanfidduchwyllpwygoddwych. Und zwar sofort.« Er sprach den Ortsnamen fließend aus. Er kannte die Eigentümlichkeiten der gälischen Sprache, die nur in der Schreibweise kompliziert, in den Lauten aber einfach ist - wenn man sie kennt. Nicole hatte sich damit nie anfreunden können, obgleich sie beide oft genug in Wales zu tun gehabt hatten - nicht allein, weil Merlins unsichtbare Burg Caermardhin sich im Süden befand.
    »Sollten wir nicht bis in die frühen Morgenstunden warten?« schlug Nicole vor. »Wenn wir jetzt losfahren, ist es bei unserer Ankunft fast Mitternacht. Wir müssen ja erst mal über die Bergstraßen aus Schottland raus…«
    »Wir werden ein wenig schneller fahren. Ich kenne die Strecke«, sagte Zamorra. »Mir gefällt es nicht, wie ruckartig unser Rapport abgebrochen wurde. Da stimmt etwas nicht. Vielleicht zählt jede einzelne Sekunde. Außerdem…«
    »Teri, nicht wahr?« sagte Nicole.
    Zamorra nickte. Er dachte an den Dhyarra-Kristall. »Vielleicht können wir sie auf unsere Seite zurückholen, von Leonardos Einfluß befreien. Und je früher uns das gelingt, desto besser ist es. Ich will jede, auch die kleinste, Chance nutzen.«
    »Gut. Dann verabschieden wir uns von Sir Bryont und Ted und fahren so schnell wie möglich los. Gepäck haben wir ja nicht viel mit, verlieren also kaum Zeit…«
    Eine halbe Stunde später waren sie bereits unterwegs.
    ***
    Fenrir hatte den Kontakt selbst unterbrochen. Denn er hatte gespürt, daß seine Unterhaltung mit Zamorra und Nicole abgehört wurde. Jemand

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