0352 - Die Bestie von Neapel
nicht mehr bemerkt.
»Was machen Sie da?« fragte Margitta neugierig.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Eine kleine Spielerei von mir«, sagte er.
»Sind Sie so etwas wie ein Magier?« fragte Zardoni interessiert. »Darf ich diesen Diskus mal sehen? Der sieht ja interessant aus mit seinen Verzierungen… Sie haben doch bestimmt gerade versucht, damit etwas herauszufinden, nicht wahr?«
»Hm«, machte Zamorra. »Wenn Sie meinen…«
»Magie?« hakte Margitta ein. »Der Mann, der uns möglicherweise vor dem Ungeheuer gerettet hat, hat auch von sich behauptet, ein Magier zu sein. Und irgendwie…«
Davon hörte Zamorra gerade zum ersten Mal. »Wäre es vermessen, Sie zu bitten, mir davon zu erzählen?«
»Warum nicht? Signor Zardoni kennt die Story ja auch schon…« Und Margitta und Stefania berichteten abwechselnd und sich ergänzend von dem Vorfall mit dem Ungeheuer.
»Mac Landrys heißt der Mann?« hakte Zamorra nach. Er ließ ihn sich beschreiben. Ein vager Verdacht stieg in ihm auf. Bloß der teure Seidenanzug paßte nicht ins Bild, das er sich zu machen begann…
»Und er wohnt im Excelsior? Ich fasse es nicht… da kriege ich ja direkt Heimatgefühle. Den Mann sehe ich mir an.«
»Ich auch«, sagte Zardoni entschlossen. »Vielleicht erfahre ich noch etwas für meinen Bericht. Sind Sie mit eigenem Wagen hier?«
»Zu Fuß.« Zamorra grinste. »Nehmen Sie mich mit?«
Zardoni schätzte Zamorras Körpergröße ab. »Wenn Sie sich ein wenig zusammenfalten, könnte es klappen«, sagte er. »In Ordnung, kommen Sie mit…«
***
»Nicole?« fragte April maßlos überrascht, als die Französin das Boot betrat. »Was machst du hier?«
Nicole lächelte. »Du hast doch selbst gesagt, daß wir hierher kommen können. Nun, da bin ich. Willst du mich etwa wieder fortschicken?«
April Hedgeson zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Natürlich nicht. Aber wo… wo ist Zamorra? Ist er nicht mit dir gekommen?«
»Nein. Er hat noch etwas zu tun und kommt später nach«, sagte Nicole.
»Ich dachte, wir könnten uns zwischendurch ein wenig unterhalten, wie in alten Zeiten.«
»Wie das klingt…«, murmelte April. »Alte Zeiten… das klingt, als wären wir beide schon uralt!«
Nicole verzog das Gesicht. Sie betrachtete April Hedgeson eingehend.
In der Tat – sie warf keinen Schatten! Das war eigenartig. Nicole versuchte, Magie zu erkennen. Sie war für magische Ausstrahlungen besonders empfänglich. Aber sie konnte nichts feststellen. April Hedgeson war magisch neutral.
Aber daß sie keinen Schatten warf, war nicht normal. Es mußte Magie im Spiel sein. Aber warum konnte Nicole sie nicht erkennen?
»Wie lange bist du schon hier? Wie lange bleibst du noch in Neapel?« fragte sie. April zuckte mit den Schultern. »Seit drei Tagen. Wie lange ich bleibe, weiß ich noch nicht. Es hängt davon ab, wann ich wieder fort kann… am liebsten möchte ich sofort starten und verschwinden, aber…«
»Aber – was?« fragte Nicole.
»Nichts«, sagte April.
Nicole faßte nach ihrem Arm. Der war stabil und fest, gar nicht wie eine Illusion. »Du hast doch etwas«, sagte Nicole. »Irgend etwas mit dir stimmt nicht. Du bist nicht wirklich April Hedgeson, nicht wahr?«
April riß sich los. »Wie kommst du darauf?« fragte sie aggressiv.
»Ganz einfach«, sagte Nicole. Sie machte sich auf einen Angriff gefaßt.
»Schau dich an. Du bist fast perfekt – bis auf eine Kleinigkeit. Du hast keinen Schatten.«
Verblüfft sah April an sich herunter.
Nicole hielt den Atem an. Was immer auch vor ihr stand – jetzt mußte die Erklärung kommen. Denn daß April wie weiland Peter Schlemihl ihren Schatten verkauft hatte, wollte sie nicht glauben.
Eine Erklärung – oder eine Attacke einer Kreatur, die Maske gemacht hatte und sich jetzt durchschaut sah… ?
Aber nichts dergleichen geschah.
Lautlos löste April Hedgeson sich vor Nicoles Augen auf.
***
Während der Fahrt zum Hotel Excelsior entschuldigte sich Zardoni vielfach dafür, daß er es Zamorra zumuten mußten, sich in ein so kleines Fahrzeug zu zwängen. »Ich hätte ja lieber einen größeren Wagen, aber bei meinen niedrigen Honoraren kann ich mir nur diese alte Schachtel leisten. Die größeren Wagen sind alle so teuer…«
»Aber gebraucht gibt es sie billiger«, sagte Zamorra schmunzelnd.
»Gebraucht?« fuhr der Reporter auf. »Signor Zamorra, ich bitte sie! Wenn ich einen gebrauchten Wagen fahren will, kann ich diese Klapperkiste doch behalten? Nein, da
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