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0352 - Die Bestie von Neapel

0352 - Die Bestie von Neapel

Titel: 0352 - Die Bestie von Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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käme nur ein neuer in Frage. Aber…«
    Er redete wie ein Wasserfall weiter. Zamorra hätte ihn am liebsten aufgefordert, endlich den Schnabel zu halten. Der Mann war wirklich ein Schwätzer. Aber es gelang ihm einfach nicht. Zardoni war ein Großmeister im Stören.
    Schließlich stoppte der Wagen vor dem Hotel, und sie stiegen aus. Der Mann in der Fantasieuniform, der vor dem Glasportal stand, schien Zardoni zu kennen. Er empfing ihn mit einem Redeschwall. Zamorra sprach ein leidlich gutes Italienisch, aber mit dieser Redegeschwindigkeit kam er nicht mehr klar. Er verstand nur, daß der Hotelangestellte eindringlich und unter Flüchen und Beschwörungen verlangte, daß Zardoni seine betagte Rostschatulle vor der Hotelauffahrt entfernen solle, da dieses Vehikel nicht zum Image des Hotels passe und möglicherweise reiche Gäste vergrämen könne. Zardoni zahlte mit gleicher Münze heim und kündigte an, er werde »schreckliche Wahrheiten« über das Hotel enthüllen, so daß erst recht keine Gäste mehr kämen. Schließlich umarmten die beiden sich, und Zardoni eilte hinter Zamorra her ins Hotel.
    »Mein Vetter«, sagte er mit hochrotem Kopf. Dabei grinste er von einem Ohr zum anderen. Zamorra ahnte, daß es ein eingespieltes Ritual zwischen den beiden war.
    Mittlerweile hatte er am Empfang nachgefragt, ob Mac Landrys im Hause sei.
    Der Concierge hatte Landrys in Begleitung einer Frau hereinkommen sehen, und beide hatten ihre Schlüssel erbeten. Aber als der Concierge dann gegen einen Zehntausend-Lire-Schein versuchte, Landrys telefonisch in seinem Zimmer zu erreichen, wurde dort nicht abgehoben.
    »Vielleicht ist er im Zimmer der Dame«, vermutete Zamorra, was ihm einen strafenden Blick eintrug. »Aber Signore, die beiden sind doch nicht miteinander verheiratet, denn sonst hätten sie ja ein gemeinsames Zimmer…«
    »Prüfen Sie es doch bitte trotzdem mal nach«, meinte Zamorra und schob diskret einen weiteren Geldschein hinüber, der ebenso diskret verschwand.
    In der Tat wurde abgehoben.
    »Hier ist Besuch für Sie, Signorina Hedgeson«, sagte der Concierge, ehe Zamorra ihn daran hindern konnte. »Zwei Herren… dürfen wir sie zu Ihnen schicken, oder möchten Sie sie in einem unserer Gesellschaftsräume oder in der Bar empfangen… ?«
    »O nein«, murmelte Zamorra. »Dümmer ging’s nimmer, scheint mir…«
    Da wurde oben im Zimmer kommentarlos aufgelegt. Zamorra hörte das Knacken in der Leitung.
    »Tut mir leid, Signor«, sagte der Concierge etwas verwirrt. »Sie hat einfach aufgelegt. Soll ich es noch einmal versuchen… ?«
    »Wo ist das Zimmer?«
    »Das darf ich Ihnen nicht mitteilen…«
    Zamorra winkte ab. In diesem Moment hatte er es geschafft, die oberflächlichen Gedanken des Mannes kurz zu berühren. Normalerweise schnüffelte er nicht in den Gedanken anderer Leute herum. Zumal das auch nur unter besonderen Umständen funktionierte. In diesem Falle, auch noch zusätzlich durch das Amulett unterstützt, war es ihm gelungen, den Geist des Concierge für ein paar Sekunden zu berühren, und das genau im richtigen Augenblick. Der Mann hatte die Zimmernummer gedacht, und Zamorra hatte den Eindruck wahrgenommen.
    »Schon gut«, sagte er und rannte zum Lift hinüber. Er hatte seit dem plötzlichen Auflegen des Telefonhörers den Verdacht, daß jetzt jede Sekunde zählen konnte.
    Zardoni wetzte auf seinen kurzen Beinen hinter Zamorra her. Der Concierge kam um seinen Schalter gewieselt. »Sie sind doch der Reporter… warten Sie… Sie können doch nicht einfach…«
    Aber er holte weder Zamorra noch Zardoni ein – zumal er sich würdevoll zu bewegen hatte, um dem Ruf des Hauses Rechnung zu tragen.
    ***
    Der Mann, der das April-Traumphänomen fernsteuerte, konnte es nicht mehr unter Kontrolle halten. Im gleichen Moment, als Nicole zu erkennen gab, daß sie April für nicht echt hielt, brach April unter dem doppelten Druck förmlich zusammen. Sie befand sich zwar noch im Halbschlaf, aber ihre Traumgestalt erlosch einfach. Landrys griff ins Leere.
    Der Traum verschwand.
    Landrys schreckte hoch. Er murmelte eine Verwünschung. »Du sollst träumen, April Hedgeson«, herrschte er sie an. »Träumen, verdammt noch mal!«
    Da war etwas in ihr, was sich gegen das Dämonische auflehnte. Etwas, das nicht böse sein wollte, obgleich das Böse die Kontrolle hatte… gehabt hatte… aber alles schwankte wieder.
    Gerade noch rechtzeitig erkannte Landrys, daß April den Verstand zu verlieren drohte, wenn er weiterhin

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