0353 - Ein Toter zuviel
klang nicht mehr so sicher wie vorher. Ich stieß sofort nach.
»Das habe ich mir auch gesagt. Und deshalb habe ich einen Mann vorbeigeschickt. Mein Kollege traf Sie aber nicht an.«
Bennie Goodwin trug keine Jacke. Sie hing über einem Stuhl. Er ließ die Arme sinken. Deutlich konnte ich die Tätowierung sehen. Zwei Kononenrohre kreuzten sich auf seinem linken Arm.
Er bemerkte seinen Fehler und bemühte sich, ihn im gleichen Augenblick zu korrigieren.
Plötzlich hielt er eine Pistole in der Hand.
»Soso«, lächelte er zynisch. »Ihr Mann traf mich also nicht an. Stellen Sie sich mal dort in die Ecke. Sie haben sich in diesem Fall dumm genug benommen, aber wenn Sie jetzt noch eine Dummheit machen, war es Ihre letzte.« In diesem Augenblick trat Mrs. Goodwin in das Zimmer.
»Das Essen…« fing sie an, aber sie unterbrach sich, als sie in der Hand ihres Sohnes die Pistole sah.
»Was soll das bedeuten, Benni?«
»Misch dich nicht ein«, zischte er. »Verschwinde!«
»Es tut mir leid, Mrs. Goodwin«, trug ich zur Aufklärung bei, »aber der Mann, der den Tod Ihres Gatten mit verschuldet hat, ist Ihr eigener Sohn. Wenn er auch für diese Aufgabe einen berufsmäßigen Mörder gedungen hat, so hat er doch eine Reihe von Menschen mit eigener Hand erschossen. Vor einer Stunde erst hat er seine Freundin getötet und einen Polizeisergeanten verwundet. Und jetzt glaubt er immer noch, sich mit einer Kugel vor dem Elektrischen Stuhl retten zu können!«
»Bennie, ist das wahr?«
Die Szene zerrte sichtlich an ihren Nerven. Nicht nur an seinen.
»Misch dich nicht in Dinge, die dich nichts angehen!« brüllte er. »Ich wollte nicht, daß Vater sterben sollte. Das hat Joe Vecha auf eigene Faust getan, und deswegen mußte er auch sterben!« Seine Mutter schluchzte laut auf. Dann ging sie auf ihren Sohn zu.
»Dafür habe ich dich großgezogen«, murmelte sie. »Schieß doch auf deine eigene Mutter! Es macht mir nichts mehr aus. Schieß doch!«
Die Tränen liefen ihr die Wangen herab. Sie ging weiter auf Bennie zu. Ihre Augen brannten in Verzweiflung.
Ich spannte meine Muskeln zum Sprung, obwohl die Pistole gerade auf mich zeigte.
Und dann polterte die Waffe zu Boden. Es war zuviel für Bennie geworden. Phil stieß hörbar die Luft aus.
Phil sprang sofort auf den Burschen zu und drehte ihm die Hände auf den Rücken. Ich nahm ein paar Handschellen und legte sie dem Mörder an.
Wir riefen einen Streifenwagen. Mrs. Goodwin saß wieder besorgt in einem Sessel. Behutsam legte ich meine Hand auf ihr graues Haar.
Sie schüttelte sich unmerklich. »Lassen Sie nur, Mr. Cotton. Sie und Ihr Freund haben nur Ihre Pflicht getan. Bitte, lassen Sie mich jetzt allein!« Erschüttert verließen wir das Zimmer. Hier konnten Worte nicht helfen. Das letzte Menschenleben, das dieser Teufel zerstört hatte, war das seiner eigenen Mutter.
***
Bei der Gerichtsverhandlung waren Phil und ich als Zeugen geladen Mit müder Stimme erzählte Bennie seinem Richter und den Geschworenen die Geschichte eines verpfuschten Lebens.
Während des Koreakrieges kam er mit Joe Vecha zusammen. Aus einer Laune heraus ließen sie sich in Seoul von einem Koreaner das taktische Zeichen ihrer Einheit tätowieren. Als Vecha aus dem Zuchthaus entlassen wurde, trafen sich die beiden durch einen Zufall wieder. Bennie glaubte, in Vecha den richtigen Mann gefunden zu haben, mit dessen Hilfe er sich die Mittel für sein aufwendiges Nachtleben beschaffen konnte. Als der Vater dahinterkam, daß der Sohn durch Vecha Druckaufträge der Regierung an die Firma zu Geld machen wollte, drohte er dem Sohn mit der Anzeige. Daraufhin lockte Vecha Mr. Goodwin sen. nach Brooklyn und überfuhr ihn mit einem gestohlenen Wagen. Dann begann Vecha den Sohn zu erpressen, worauf ihn Bennie erschoß. Den toten Vecha packte er einfach in den Sarg seines Vaters. Damit sollte Vechas Leiche verschwinden. Aber dann merkte er, daß das Gewicht der beiden Leichen in dem Sarg auffallen könnte. Er verscharrte die Leiche seines Vaters in dem Garten des W ochenendhauses.
Bis dahin war alles in Ordnung für ihn. Aber dann meldete sich Rosie Roof. Was sie nicht von Vecha erfahren hatte, erriet sie. Bei der Aussprache Rosies mit Bennie, belauschte sie Stan Pool, der Kellner. Daß er nicht alles richtig mitbekam, kostete ihn das Leben. Bennie folgte seiner Mutter und tötete ihn.
Als ich ihm mit meinen Nachforschungen über den Unfall zu sehr auf die Nerven ging, versuchte er es mit den vergifteten
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