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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wo das Regal stehen mußte, wenn er sich richtig erinnerte. Er fühlte plötzlich etwas Weiches, Kaltes. Das war keine Flasche. Das war Haut…
    Raffael? Stand er hier direkt neben Zamorra in der Dunkelheit, ohne daß dieser ihn bemerkt hatte und ohne daß das Amulett auf ihn ansprach?
    Zamorra stieß zu, packte mit der anderen Hand nach – und griff ins Leere. Im gleichen Moment kippte etwas dröhnend und scheppernd um. Schnelle Schritte, dann war es wieder still. Flaschen waren zerbrochen, ihr Inhalt gluckerte über den Steinboden. Eine Weinflasche rollte noch über den Boden und blieb dann liegen.
    »Raffael…«, flüsterte Zamorra. »Was soll das? Machen Sie keinen Unsinn! Kommen Sie her!«
    Aber wieder lauschte er vergebens in die Dunkelheit. Verdammt, atmete Raffael denn überhaupt nicht? Zumindest das mußte doch zu hören sein! Aber alles war und blieb still…
    Zamorra konnte nicht sagen, ob Raffael sich noch in diesem Kellerraum befand. Es gab überall Querverbindungen und Zwischentüren. Raffael konnte, wenn er sich seinen Fluchtweg sorgfältig vorbereitet hatte, schon hundert Meter entfernt im Labyrinth der Kellerräume sein. Dazu aber mußte er besser sehen können als eine Katze!
    Andererseits – er hatte ein paar Wochen Zeit gehabt, sich hier unten zu orientieren…
    Zamorra trat zurück. Er versuchte noch einmal den Lichtschalter zu betätigen. Aber nichts geschah. Die Stromversorgung hatte ihren Dienst total eingestellt. Langsam verließ Zamorra den Raum, trat in den Gang und tastete sich vorwärts. Er erreichte die Treppe, die nach oben führte.
    Von dort kam ein schmaler Lichtstreifen. Zamorra verließ den Keller.
    Immer wieder, auf jeder dritten oder vierten Stufe, blieb er stehen und lauschte. Er glaubte schleichende Schritte in der Dunkelheit hinter sich zu hören. Aber da war nichts. Es mußten seine überreizten Sinne sein, die ihm einen Streich nach dem anderen spielten.
    Endlich erreichte er das Parterre. Er schob die Tür wieder auf, die die Treppe abschloß und vom Küchen- und Versorgungsteil trennte.
    Vor ihm stand ein hünenhafter Mann mit erhobenen Händen.
    ***
    Raffael hatte sich in der Tat zurückgezogen. Sein Versuch, den Feind zu töten, war im ersten Versuch fehlgeschlagen. Zamorra, der Feind, hatte sich zu schnell gewehrt. Und Raffael wollte das Risiko nicht eingehen, selbst ausgeschaltet zu werden. Die erfolgreiche Durchführung des Auftrages war wichtiger. Er mußte aktiv bleiben, um Zamorra töten zu können.
    Also benutzte er seinen vorbereiteten Fluchtweg.
    Aber dieser Fluchtweg führte ihn über eine andere Strecke wieder an den Feind heran. Er war ihm ganz nah, näher, als Zamorra ahnte. Und Raffael war jetzt nicht mehr unbewaffnet. Diesmal würde er es nicht nur mit einem Stein versuchen, der Zamorras Kopf treffen sollte. Beim zweiten Versuch fuhr Raffael stärkeres Geschütz auf. Im wahrsten Sinne des Wortes…
    ***
    »Was machen Sie denn da unten, Professor?« fragte Brandmeister Gervais.
    »Ich dachte, Sie wären noch draußen auf dem Hof bei Graque.«
    Zamorra schob sich an Gervais vorbei und schloß die Tür.
    »Ich glaubte unten Lärm zu hören«, sagte Gervais. »Da bin ich herunter gekommen und…«
    »Hätten mich fast zu Tode erschreckt«, sagte Zamorra schmunzelnd.
    »Ich wollte eine Flasche Wein aus den Beständen bergen, da ist mir ein Regal umgekippt. Da unten ist alles dunkel. Das Licht ist ausgefallen.«
    »Na, so etwas«, sagte Gervais. »Einfach so?« Er öffnete die Tür wieder, griff nach dem Drehschalter und betätigte ihn. Es knackte. Die Kellerbeleuchtung flammte wieder auf.
    Zamorra pfiff durch die Zähne.
    »He, Professor«, sagte Gervais. Seine Augen wurden schmal. »Stimmt da unten was nicht? Wollen Sie mir etwas verschweigen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er hielt nichts davon, über Raffael zu sprechen. Wenn er erzählte, daß der Mann sich dort unten verbarg, würden sie ihn suchen und herausholen wollen. Dabei würde es zwangsläufig zu einem Kampf kommen, bei der Verfassung, in der der alte Diener sich momentan befand. Das aber wollte Zamorra verhindern. Er wollte versuchen, auf seine Weise mit Raffael zurechtzukommen. Scheinbar gelassen schaltete er das Licht wieder aus und ging nach vorn, zum Eingangsbereich.
    Gervais folgte ihm.
    »Sind Perret und Grenoine da oben zu einer Erkenntnis gekommen?« fragte Zamorra.
    »Sie haben die früheren Gutachten bestätigt«, sagte Gervais leise.
    »Brandstiftung. Das war ja auch zu erwarten.

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