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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Meine Augen haben schon so manches faule Ei gesehen, Professor, ich täusche mich da nicht. Dabei wollte ich, ich hätte mich geirrt. Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Sie wissen es doch, nicht wahr?«
    Zamorra blieb stehen. Er sah Gervais nachdenklich an.
    Er konnte dem Mann nichts von Dämonen erzählen, auch nicht der Versicherung. Man würde ihn auslachen.
    »Professor, warum? Es muß doch jemand gemacht haben, der offiziell hier im Château war. Wer war es? Wenn nicht Sie selbst, wen wollen Sie decken? Das bringt doch nichts ein. Nur Ärger. Sie bekommen kein Geld, werden vielleicht sogar noch wegen Versicherungsbetrug oder Begünstigung angeklagt! Machen sie doch keinen Unsinn, Zamorra.«
    »Ich habe das Château nicht in Brand gesetzt, und ich kenne auch niemanden, der es getan haben könnte«, sagte er. »Wir hatten zu der Zeit keinen Besuch.«
    »Dann war es jemand vom Personal.«
    Zamorra lachte bitter. »Tagsüber ist die Köchin und die Raumpflegerin hier. Nachts wohnt nur Raffael Bois hier oben. Glauben Sie im Ernst, der hätte… ?«
    »Vielleicht grollte er Ihnen? Zu schlechte Bezahlung, wer weiß… ?«
    »Sie sind aus Feurs, Monsieur Gervais«, sagte Zamorra kopfschüttelnd.
    »Sie kennen die Verhältnisse hier nicht so gut wie die Leute im Dorf und ich. Sie sind ein Fremder, auch wenn es nur ein paar Kilometer sind.«
    »Vielleicht, Professor…«
    Gervais wandte sich ab und ging zur zerstörten Ex-Glastür. Zamorra folgte ihm langsam nach draußen. Er hatte plötzlich das Gefühl, sich im Zentrum eines Fadenkreuzes zu befinden.
    Unwillkürlich duckte er sich!
    ***
    Ysabeau Deranos Hände zuckten zurück.
    Der Tod.
    Die Karte war nicht unbedingt negativ zu werten. Für sich stehend war sie ebenfalls eine der starken positiven Kräfte. Aber etwas in Ysabeau sagte ihr, daß der Negativ-Aspekt in diesem Zusammenhang die Überhand besaß.
    Der Tod überlagerte die Sonne.
    Was bedeutete es? In der Realität den Tod für jenen Professor Zamorra?
    Oder brachte er jemand anderem den Tod? Besiegte er den Tod?
    Alles war offen.
    Nein, nicht alles. Da war mehr, als die Karten Ysabeau zeigten. Da war das innere Gespür, das sie zur Hexe machte, das sie zwang, Karten in bestimmten Auslegungen zu sehen.
    Sie wiederholte die Prozedur, weil sie plötzlich Angst verspürte. Dabei wußte sie nicht einmal, wovor sie Angst hatte. Sie hatte für Zamorra die Karten gelegt. Der Mann konnte ihr doch vollkommen gleichgültig sein!
    Er hatte doch keine andere Beziehung zu ihrem Leben, als daß sie sein Schicksal vor sich sah!
    Warum also dann diese Angst, diese Gefühlsaufwallungen? Warum ihr krampfhafter Versuch, die Karten noch einmal zu legen und vielleicht etwas anderes aus ihnen zu schauen?
    Sie warf die Karten wieder, sammelte und mischte sie. So war absolut gewährleistet, daß es keine zufälligen Überdeckungen gab. Die Ausgangsposition war völlig neu, es gab keine noch so geringe Übereinstimmung.
    Wieder nahm sie nacheinander die beiden verdeckten Karten, weil ihr der innere Drang wiederum sagte, nur zwei Karten zu nehmen.
    Sie deckte die erste auf. Wieder lag die Sonne vor ihr.
    Die zweite Karte sprang ihr förmlich in die Hand, drehte sich fast von selbst. Und sie lag dann nicht neben der ersten – sondern über ihr! Und wieder war es der Tod…
    Der Tod, der die Sonne unter sich vergrub, verdeckte…
    Noch nie hatte Ysabeau etwas Derartiges erlebt. Noch nie waren die Karten ihr aus der Hand geglitten, um dann selbständig eine bestimmte Position einzunehmen. Diesmal war es geschehen! Und die Karte »Tod« lag deckungsgleich exakt über der Karte »Sonne«, ohne daß die Tarot-Hexe sie etwa dorthin gelegt hatte!
    Die Aussage war eindeutig!
    ***
    Unwillkürlich duckte Zamorra sich. Aber nichts geschah. Langsam drehte er sich um. In seinem Nacken kribbelte es. Er wußte, daß ihn irgend jemand beobachtete.
    Raffael… ?
    »Was ist?« fragte Gervais, dem Zamorras Reaktion natürlich aufgefallen war. Der Parapsychologe straffte sich wieder. Er zuckte mit den Schultern.
    Er antwortete nicht. Was sollte er dem Brandmeister auch sagen?
    Zamorra griff vorsichtig nach dem Amulett. Aber es machte sich nicht bemerkbar. Die Gefahr war so schnell wieder vorbei, wie sie aufgetaucht war.
    Sie traten in den Hof hinaus, wo die beiden Wagen standen. Dr. Graque sah Zamorra entgegen.
    »Brandstiftung«, sagte er. »Eindeutig, meine Kollegen sind dieser Ansicht. Damit dürfte alles klar sein.«
    »Nichts ist klar, Graque«,

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