0359 - Die Korvette der Todeskandidaten
nicht an Bord gewesen wäre, hätte die Möglichkeit bestanden, daß Kibosh Baiwoff die Korvette verfolgen ließ, um den derzeitigen Standort der CREST zu erfahren. Um diese Gefahr auszuschalten, war in den Prozeß der Rückkehr der KC-21 ein weiterer Sicherheitsmechanismus eingebaut worden. Niemand an Bord der Korvette wußte, wo die CREST sich befand. Die verbündeten Einheiten hatten den Standort, an dem sie sich beim Start der KC-21 befunden hatten, kurze Zeit später verlassen. Nur eine zweite Korvette, unter Befehl des Arkoniden Atlan, war an dieser Stelle zurückgelassen worden. Atlan kannte den neuen Standort der CREST.
Tschai Kulu mußte zuerst mit Atlan Kontakt aufnehmen, bevor er zum Flaggschiff zurückkehren konnte.
Der Sinn dieses Manövers lag auf der Hand. Wenn es Baiwoff gelungen wäre, seine Gäste einem psychophysischen Verhör zu unterziehen, hätte er nichts erfahren.
Karyn Eyel war ein stummer Gefangener. Er ließ sich zu keiner Äußerung verleiten. Niemand wußte, warum er sich weigerte, zu Baiwoff zurückzukehren. Tschai vermutete, daß er, indem er sich von Masters übertölpeln ließ, irgendeinen Ehrenkodex gebrochen hatte und nun nicht den Mut besaß, seinem Vorgesetzten unter die Augen zu treten. Oder so etwas Ähnliches.
In seiner Machtbefugnis als Kommandant eines interstellaren Kriegsschiffes hatte Tschai Kulu ein aus drei Mann bestehendes Gericht unter dem Vorsitz des Ersten Offiziers ernannt. Er selbst hatte Don Masters der fortgesetzten Insubordination und der groben Verletzung der Interessen der Solaren Flotte beschuldigt, und das Preliminargericht hatte Don zu Arrest für die Dauer des Fluges verurteilt. Der Fall würde an Bord der CREST vor einem höheren Gericht zu Ende verhandelt werden.
Infolgedessen hatte Don acht Tage lang Zeit zu ungestörtem Nachdenken, aber als die KC-21 zum vorläufig letztenmal aus dem Linearraum hervorbrach und Kurs auf die Korvette KC-31 nahm, die nur wenige Lichtstunden vor ihr unter Atlans Befehl still im Raum stand, da war er der Lösung des Problems immer noch um keinen Schritt nähergekommen.
Nur eines wußte er: Der Rückflug zur CREST würde nur kurze Zeit in Anspruch nehmen, vermutlich nur wenige Stunden. Wenn seine Ahnung richtig war, dann stand der kritische Augenblick unmittelbar bevor.
*
Atlan erhielt einen kurzen Bericht. Er war über Masters, Eigenmächtigkeit erstaunt, jedoch zeigte er kaum eine Spur des ungläubigen Entsetzens, mit dem Tschai Kulu auf Dons Eröffnung reagiert hatte.
Die Standortkoordinaten der CREST wurden übernommen. Nach einem Aufenthalt von wenig mehr als einer Stunde, als festzustehen schien, daß sich kein Verfolger auf den Fersen der KC-21 befand, gingen die beiden Korvetten Seite an Seite in den Linearraum. Am 26. Juni 2436, um 0450 Allgemeiner Zeit, tauchten sie in unmittelbarer Nähe eines Doppelsonnensystems wieder auf. Im Ortungsschatten eines der beiden Glutbälle standen die vier verbündeten Schiffe. In vorsichtigem Bremsmanöver die eigene Fahrt aufzehrend, glitten die beiden Korvetten, voran die KC-21 auf das Mutterschiff zu.
Don Masters befand sich, der Weisung des Preliminargerichtes entsprechend, in seiner Kabine.
Shippi leistete ihm Gesellschaft - nicht seinetwegen, sondern um Susi willen, deren schwere Stunde unmittelbar bevorstand.
„Wir beginnen mit dem Einschleusungsvorgang", sagte er nach einem kurzen Blick auf die Uhr und wandte sofort danach seine Aufmerksamkeit wieder dem Käfig mit der Turu-Maus zu.
Don sprang auf und ging mit unruhigen Schritten auf und ab. Shippi rückte dichter vor den Käfig, als störte ihn Dons nervöses Gehabe in seiner Konzentration.
Auf dem Bildschirm des Kommandostands erschien die aus so geringer Entfernung kaum gewölbte Wand der CREST und das gähnende Loch der Hangarschleuse. Tschai Kulu bugsierte die Korvette mit erfahrener Hand auf die Öffnung zu. Die KC-31 wartete im Abstand von zweitausend Kilometern.
Don blieb in der Nähe des Schotts stehen. Er hatte acht Tage in diesem Loch verbracht. Es wurde Zeit, daß er andere Wände zu sehen bekam. Am liebsten wäre er ausgebrochen.
Es war Susi, die ihn davor bewahrte, seinen zahlreichen Delikten ein weiteres hinzuzufügen.
„Es geht los!" zischte Shippi, selbst im Augenblick der höchsten Aufregung noch darauf bedacht, Susi nicht durch laute Geräusche zu erschrecken.
In dem Augenblick, in dem die KC-21 sich anschickte, in den Außenraum der Hangarschleuse zu gleiten, gebar Susi ihr
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