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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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Unterarm und drehe ihm den Rücken zu.
    Er springt auf und läuft mir nach, und ich muß mich umdrehen.
    „Du, paß auf!“ warne ich ihn. „Hörst du? Ich schreie sonst!“
    Meine Drohung läßt ihn kalt. Er spottet nur darüber. Außerdem mustert er meinen Armstumpf mit einem verächtlichen Blick.
    „Du bist ein frecher Kerl, Renaud. Du glaubst vielleicht, ich wüßte nicht, was du denkst? Soll mich dieser Idiot Pascal doch mal mit einer Hand zur Tür hinauswerfen. Das denkst du doch, was?“
    Aber ich sehe ja, daß er besorgt ist, daß er sogar Angst hat. Und er schluckt immer heftig, während er redet.
    „Die Gendarmen sind zurückgekommen. Ich weiß, daß sie dir auch Fragen gestellt haben. Und jetzt wollen sie von mir wissen, wie lange das zwischen Loulou und mir schon gegangen ist. Und sie fragen die anderen Leute, ob jemand gesehen hat, daß Loulou und ich gestritten haben. Und ob Loulou oft auch mit anderen Burschen gegangen ist.“
    Ich vermeide es, ihn anzusehen, schaue auf den Boden und lasse meine Gießkanne nicht los.
    „Und was willst du nun von mir?“ frage ich ihn.
    „Pascal. Loulou hat geglaubt, sie habe gesehen, daß … Weißt du, bevor sie gestorben ist.“
    Aber jetzt passe ich auf, damit ich mich nicht verrate.
    „Und wem hast du das alles erzählt?“ will ich wissen.
    „Man muß doch die Wahrheit sagen, oder nicht? Die Wahrheit, verstehst du? Ich muß doch alles sagen, was ich weiß. Mich beschuldigt man. Mich verdammt man. Ich muß aufs Schafott. Und ich habe doch Loulou gar nicht umgebracht.“
    Jetzt werde ich wütend.
    „Und was soll ich davon wissen?“
    Er packt mich am Hemd und hält mich fest.
    „Ich sage doch gar nicht, daß du es warst. Aber es ist doch möglich, daß du während des Gewitters bei der alten Scheune warst, obwohl Monsieur Feras und Madame Vaison gesagt haben, daß du hier gewesen bist. Und Loulou hat dich doch gesehen. Vielleicht hast du dort einen anderen bemerkt: den Mörder!“
    Ich versuche mich von ihm loszureißen.
    „Ich war nicht bei der Scheune und auch nicht beim Silo. Und wenn Monsieur Feras sagt, ich war da, dann war ich auch da, und es ist wahr. Laß mich jetzt endlich los! Ich will meine Ruhe haben! Das geht mich nichts an!“
    „Aber mich geht es was an!“ begehrt er auf. „Mich. Weil man mich auf die Guillotine schickt. Weißt du, was das heißt? Pascal! Wenn du dort warst, wenn du nur deshalb nichts gesagt hast, weil du keine Schwierigkeiten haben willst. Ich verstehe es ja. Aber dann mußt du mir helfen, Pascal.“
    „Laß mich endlich in Ruhe und verschwinde.“
    Ich reiße mich mit Gewalt los. Er holt zum Schlag aus. Das überrascht mich. Er hat nämlich nicht damit gerechnet, daß ich ziemlich stark bin, auch als Krüppel.
    Ich schlage ihm die Gießkanne vor die Brust und hole auch aus. Meine linke Faust trifft ihn so auf die Nase, daß er sofort Nasenbluten bekommt, und dann gehen wir beide zu Boden.
    Wir wälzen uns auf der Erde. Er scheint sehr erstaunt zu sein, daß ich so kräftig bin. Mit meiner linken Faust und meinen beiden Knien teile ich ordentliche Schläge aus. Er ist auch kein Schwächling, ganz im Gegenteil. Aber darauf gebe ich nicht acht. Ich lasse nicht locker.
    Ich weiß nicht, wie es kommt, aber ich bin dann über ihm und stemme ein Knie auf seine Brust. Ein Arm ist unter seinem Rücken eingeklemmt, und den kann er nicht herausbringen. So steht es zwischen uns ziemlich gleich. Er blutet furchtbar aus der Nase, und der Geruch des Blutes berauscht mich. Ich halte seine rechte Hand mit meiner linken fest und …
    Und was mache ich da? Mein Unterarm ohne Hand drückt sich auf seine Kehle. Ich fühle sie. Ja, ich fühle sie, und es ist wahr, daß sich meine unsichtbaren Finger um seinen Hals krallen und seine Luftröhre zudrücken, und mir scheint, er bekommt auch keine Luft mehr. Und ich hätte schwören mögen, daß ich auf dem Fleisch seines Halses die Abdrücke meiner Hand gesehen habe, die es doch gar nicht mehr gibt.
    „Pascal! Renaud! Ihr seid doch wahnsinnig!“
    „Sie raufen miteinander wie die Hunde. Und all dieses Blut! Wie furchtbar!“
    Wir lassen einander los, sind beide voll Blut, voll Schmutz und Erde. Faraud rennt immer um uns herum und kläfft wütend. Renaud zieht den Kopf ein, und ich bin entsetzlich verlegen. Nicht deshalb, weil ich mit Renaud gerauft habe oder weil er unter mir lag, sondern weil Corinne und ihre Schwiegermutter da sind und auch Monsieur Feras, der die beiden Damen höflich

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