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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas anders abgespielt, als es Homer in dem Opus der »Odyssee« niedergeschrieben hätte.
    Professor Zamorra ahnte, daß hier in einer anderen Welt die Götter alle Trümpfe in der Hand hatten. Sie mußten so schnell wie möglich den Weg zurück in ihre eigene Welt finden, in denen Pluton und die anderen Götter, deren Zugriff sich Odysseus entzogen hatte, nicht die Macht besaßen, wie hier unten. Oben mußten sie sich den Gesetzen der Natur unterwerfen – hier in dieser Welt der Fantasy hatten sie völlig freie Hand.
    Begriffe aus der Überlieferung rasten durch Zamorras Kopf. Der einäugige Zyklop Polyphem. Die Insel der Zauberin Circe. Der Felsen der Sirenen, die mit ihren Gesängen die Besatzungen vorbeifahrender Schiffe wahnsinnig machten. Und die Abenteuer in der Unterwelt, wo der uralte, blinde Seher Teiresias nach dem Weg zurück befragt wurde. Hier hatte Zamorra auch den Odysseus bei einem anderen Abenteuer getroffen…
    Professor Zamorra atmete tief durch. Es stand ihm und Odysseus noch allerhand bevor. Das Meer war jetzt ruhig und er spürte eine bleierne Müdigkeit. Die Anstrengung forderte ihren Preis.
    Die Mannschaft lag noch immer im Hypnoseschlaf. Professor Zamorra holte tief Luft und sprach dann langsam mit Betonung: »Ihr werdet jetzt noch sechs Stunden schlafen. Dann wacht ihr auf und fühlt euch sehr wohl. Wenn ihr verstanden habt, dann hebt die Hand!«
    Obwohl die Augäpfel nach innen gekehrt waren und Zamorra unheimliches Weiß aus den Augenhöhlen entgegen starrte, zeigten die Griechen und Odysseus doch an, daß die Worte Zamorras ihren Hypnoseschlaf erreicht hatten.
    Der Meister des Übersinnlichen nickte zufrieden. Dann ergriff er zwei Schaffelle, die unter einer Ruderbank festgezurrt waren und machte sich daraus ein provisorisches, aber recht gemütliches Schlafplätzchen. Augenblicke später war er tief und fest eingeschlafen…
    ***
    Die rollenden Bewegungen des Schiffes und der Lärm rissen Professor Zamorra aus seinem Schlaf. Die Mannschaft war erwacht und dankte in größtmöglichster Lautstärke allen Göttern des Olymp für ihre Rettung.
    Nur Odysseus stand sinnend am Mast. Zamorra erkannte, daß der Fürst von Ithaka ahnte, daß sie in einer fremden Welt waren. Mit wenigen Worten klärte er Odysseus über die schreckliche Fahrt durch den Strudel der Charybdis auf.
    »Ich habe es geahnt, daß sie mich zu sich hinabzerren!« sagte Odysseus leise. »Nun habe ich nicht nur über mich, sondern auch über dich, Zamorra, und über meine Gefährten das Todesurteil gesprochen!«
    »Wer lebt, der hat Hoffnung!« munterte ihn Professor Zamorra auf.
    »Ich helfe dir und deinen Freunden so gut es geht, nach Ithaka zu gelangen. Vielleicht gelingt es uns… !«
    »Land voraus!« unterbrach ein Schrei ihre Rede. »Dort hinten ist Land!«
    Professor Zamorra sah hinüber zum Steuer, wo Habanos, der Rudergänger, alles genau überblicken konnte. Sein linker Arm deutete in die Ferne. Und dort erkannte Professor Zamorra den vagen Umriß einer Insel.
    Je näher das Schiff auf Befehl des Odysseus herangerudert wurde, um so mehr erkannte Professor Zamorra, daß die Insel stark bewaldet war.
    Der höchste Gipfel war der schroffe Felsenkegel eines Vulkans, aus dem eine dünne Rauchfahne aufstieg.
    Der Meister des Übersinnlichen ahnte nichts Gutes. Dennoch wagte er keinen Widerspruch, als Odysseus befahl, die Insel anzusteuern. Die meisten Vorräte und der größte Teil der Wasserschläuche waren bei der Sturzfahrt über den Charybdisstrudel über Bord gegangen. Sie brauchten dringend etwas zu essen und zu trinken, wenn sie bei Kräften bleiben wollten.
    Professor Zamorra wußte, daß es besser war, Odysseus und seinen Männern die schreckliche Gefahr zu verschweigen, die er auf dieser Insel vermutete.
    »Laß das Schiff an einem der Felsen vertäuen, aber nicht an Land ziehen!« riet er dem Fürsten von Ithaka. »Erst müssen wir wissen, ob die Insel sicher ist und dort keine Feinde wohnen!«
    »Ich sehe nur Ziegen und Schafe!« lachte Odysseus zurück. »Aber du hast recht. Sparen wir uns die Mühe, das Schiff an Land zu schleppen. So die Götter wollen, werden wir abfahren, wenn wir genug Nahrung und Wasser an Bord haben!«
    Als erster sprang Odysseus von Bord, als feiner Sand unter dem Kiel des Schiffes knirschte. Einer der Männer warf ihm einen Tampen zu, den Odysseus geschickt um einen der spitzen Felsen schlang und verknotete.
    Mit wenigen Worten gab er seine Befehle. Alle seine Männer außer

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