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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zyklop!«
    »Wenn er kommt, werde ich ihn zum Dessert verspeisen!« grunzte Polyphem.
    »Ich kenne keinen Zeus. Aber wenn er so gut schmeckt wie die beiden eben, dann ist er mir willkommen!«
    »Zeus ist der Herr der Götter!« fuhr ihn der Zyklop wütend an. »Den Namen Zeus habe ich noch nie gehört. Und Rachamas interessiert mich nicht – jedenfalls nicht dann, wenn mich hungert. Mag er jenseits der Wolken thronen. Er soll mir und meinen Brüdern nur diese Insellassen!«
    Zamorra horchte auf. Der Zyklop war also nicht allein.
    »Warum rufst du denn deine Brüder nicht herbei und stellst sie uns vor?« fragte Zamorra vorsichtig.
    »Selber essen macht fett!?« grunzte Polyphem. »Wenn die Bande erfährt, was für Leckerbissen sich in meine Höhle verirrt haben, dann erklären sie diesen Tag als meinen Geburtstag und laden sich bei mir zum Mahle ein.«
    »Dann geht es mit uns wenigstens schnell und wir sterben alle auf einmal!« zog Professor Zamorra den Schluß.
    »Kommt nicht in Frage!« brummelte der Zyklop. »Ich habe euch alle gern. Zum Fressen gern. Und dich mag ich ganz besonders, Fremder. Mit dir zu reden macht mir geradezu Vergnügen. Darum werde ich dich auch bis zum Schluß aufbewahren und dich zuletzt verspeisen.«
    »Vielen Dank, Polyphem!« gab Zamorra zurück. »Du bist sehr gütig!«
    »Wer sagte dir meinen Namen!« fuhr der Zyklop auf. »Ich habe ihn dir nicht genannt. Und ich erkenne, daß ihr nicht von dieser Welt, sondern aus dem Land ›Außerhalb‹ stammt. Oft schon sind von ›Außerhalb‹ Fremde hierher vorgedrungen. Doch ich hörte nur von wenigen, die zurückkehrten. Einer von ihnen hieß Herkules, wenn ich mich recht erinnere!«
    »Auch ich habe viele Meere und Länder bereist!« Zamorra stellte sich in Pose. »Und an vielen Küsten hörte ich den Ruhm deines Namens singen, Zyklop Polyphem!«
    »Dann nenne mir deinen Namen, Fremder, damit ich in meinen Gedanken forsche, ob ich ihn kenne!« forderte Polyphem auf.
    Rechtzeitig entsann sich Professor Zamorra einer List, die angeblich Odysseus angewandt hatte, als ihn der Zyklop nach seinem Namen fragte.
    Und er beschloß, ebenfalls dem Riesen diesen Namen anzugeben.
    Vielleicht rettete ihnen diese überlieferte List das Leben – wenn sich die Ereignisse so wie in der alten Sage tatsächlich abspielten.
    »Ich habe einen seltsamen Namen!« erklärte Professor Zamorra. »Ich heiße ›Niemand‹!« Das war genau der Name, den Odysseus der Überlieferung nach dem Zyklopen genannt hatte.
    »Blödsinniger Name!« brummte Polyphem. »So heißt man doch nicht!«
    »Ich habe mir den Namen nicht ausgesucht!« gab Professor Zamorra zurück. »Doch in den Ländern, wo wir herkommen, ist der Name ›Niemand‹ ganz gewöhnlich. Was auch immer geschieht, das die Menschen ärgert und wo immer Streiche gespielt werden – stets war es ein ›Niemand‹, der die Sachen angestellt hat!«
    »Ist ja auch völlig gleich, wie du heißt!« grunzte der Zyklop. »Aber dich werde ich zuletzt fressen. Der komische Name hat ja auf die Qualität des Fleisches keinen Einfluß!«
    »Für meine Gegner bin ich ein schwer verdaulicher Brocken!« sagte Zamorra herausfordernd. Doch der Riese hatte keine Lust, weiter zu reden.
    »Ich verlasse euch jetzt!« knurrte er. »So lange, wie ihr hier seid, werde ich draußen schlafen. Ihr bringt es fertig und tötet mich im Schlaf!«
    »Das würden wir doch unserem Gastgeber niemals antun!« protestierte Zamorra. »Außerdem kämen wir dann nicht mehr aus der Höhle heraus. Den mächtigen Felsen am Eingang können wir nicht bewegen. Dazu sind wir zu klein!«
    »Ich traue euch nicht!« gab Polyphem zurück. Damit ergriff er den Felsbrocken, der den Eingang versperrte, und rollte ihn zur Seite.
    So schnell sie vermochten spurteten zwei Griechen von Todesangst getrieben los. Sie wollten sich an dem Riesen vorbei in die Freiheit drängen.
    Doch Polyphem reagierte mit teuflischer Schnelligkeit.
    Schnell wie die Fangarme eines gewaltigen Meereskraken schossen die Fäuste des Zyklopen vor. Zwei entsetzliche Schreie, als sich die Hände des Riesen um die Körper der Fliehenden legten. Professor Zamorra schloß die Augen, um den Tod der beiden Griechen nicht mit ansehen zu müssen.
    »Ich werde sie als Mitternachtshappen verspeisen!« erklärte Polyphem.
    »Ihr könnt in der Nacht schon einmal das Los werfen, wer mir morgen als Frühstück dienen soll. Gute Nacht und angenehmen Schlaf!«
    Damit ergriff er den mächtigen Stein und rollte ihn

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