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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn die Griechen an, als er die leeren Bienenwaben hervorkramte und das Wachs knetete.
    Mit wenigen Worten hatte der Meister des Übersinnlichen wieder die ganze Besatzung des Schiffes hypnotisiert. Dann verteilte er das Wachs.
    Befriedigt erkannte Professor Zamorra, wie sich die Ruderer und Habanos, der Steuermann, gehorsam das Wachs in die Ohren stopften.
    Im gleichen Moment geschah es. Wie schwarze Rosse jagte Sturmgewölk heran. Das Segel, das eben noch schlaff herab hing füllte sich und trieb den »Stern von Ithaka« vorwärts. Das vorher spiegelglatte Wasser wurde aufgewühlt. Gischtende Brecher stiegen am Bug empor.
    Im gleichen Moment vernahm Professor Zamorra wundervolle Melodien herüber klingen. Choralartige Gesänge von eindringlicher Schönheit.
    Diesen lockenden Frauenstimmen konnte sich kein richtiger Mann entziehen.
    Gedankenschnell schob sich Professor Zamorra zwei Wachspropfen in die Ohren. Die Ruderer zerrten mit aller Kraft an den Rudern. Mit seinem ganzen Körpergewicht warf sich Habanos gegen das Steuer, um den Kurs zu halten.
    Und dann sah Professor Zamorra, wie langsam und majestätisch direkt vor ihnen sich ein schroffer Felsen aus dem Meer schob. Er war ungefähr fünf Bogenschußweiten entfernt. Professor Zamorra erkannte nadelspitze Klippen im Wasser, die wie die Zähne eines Raubtieres sich einen Steinwurf weit um den Felsen lagerten. Sie waren nun sichtbar und zu erkennen, wenn die Wellen darüber hinweggeglitten waren und weiße Gischt aufschäumte.
    Oben auf dem Felsen erkannte Professor Zamorra Gestalten in weißen, wehenden Gewändern, die herausfordernd herüber winkten. Das waren die Sirenen, die darauf warteten, daß das Schiff auf den Klippen zerschellte und die Männer sich auf den Felsen retten wollten.
    Schnell wechselte Zamorra zum Heck und band das Ruder fest, daß der »Stern von Ithaka« am Felsen der Sirenen vorbei gleiten mußte. Habanos war unter Hypnose und merkte nicht, wie Zamorra in sein Handwerk eingriff. Ihm jetzt das Wachs aus den Ohren zu nehmen und ihm Befehle erteilen zu wollen, war nun nicht mehr möglich. Der Gesang der Sirenen war gewiß so laut, daß er jedes menschliche Wesen anlockte.
    Und einer war auf dem Schiff, der sich noch kein Wachs in die Ohren gestopft hatte. Als es Professor Zamorra bemerkte, war es bereits zu spät.
    Mit einem wilden Aufschrei sprang Odysseus über Bord ins aufschäumende Meer. Zamorra sah, wie der Fürst von Ithaka mit kräftigen Stößen der Insel der Sirenen zuschwamm. Er ahnte nicht die tödliche Bedrohung, die dort auf ihn lauerte.
    Professor Zamorra zögerte nicht. Er ergriff einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen und schwang sich über Bord. Unter Aufbietung aller Kräfte schwamm er hinter Odysseus her…
    ***
    Odysseus hatte bewußt sein Inneres geblockt, als Professor Zamorra seine Mannschaft in den Bann der Hypnose versenkte. Er hatte auch nicht begriffen, warum er sich das Bienenwachs in die Ohren stecken sollte und begriff nicht die Hektik, mit der Professor Zamorra zu Werke ging.
    Als der Sturm aufkam lief er zum Bug, wo sein Platz während des schweren Wetters war. Er mußte genau sehen, wohin das Schiff fuhr.
    Als der zackige Sirenenfelsen aus dem Meer stieg, war es bereits zu spät. Da hatten ihn die süßlichen Gesänge schon in seinen Bann gezogen.
    Ein Zauberbann, aus dem er sich nicht selbst befreien konnte.
    Stimmen die ihn riefen und lockten. Die seine Taten priesen und ihm alles versprachen, was eine Frau einem Mann bieten kann. Süßlich und einschmeichelnd drangen die Gesänge der Sirenen ins Innere des Odysseus und trafen dort Gefühle, die seit dem Tage schlummerten, an dem er sich von seiner Frau Penelope verabschieden mußte, um dem Zug der Griechen nach Troja zu folgen.
    Seiner selbst nicht mächtig sprang Odysseus ins aufschäumende Meer, um dorthin zu gelangen, wo die Stimmen schöner Frauen seinen Ruhm besangen und ihm alles versprachen, was das Blut eines Mannes in Wallung bringt. Er stieß an die Klippen und zerschrammte seine Haut. Aber er achtete nicht auf den Schmerz. Da vorn auf dem Felsen warteten die schönsten Frauen der Welt auf ihn, den Sieger, um ihn in die Arme zu schließen und ihm das zu geben, an das er in den langen Nächten vor Troja immer wieder denken mußte.
    Die Füße des Odysseus fanden steinigen Grund. So schnell er konnte kletterte er den Felsen hinauf.
    Hoch oben auf schroffen Graten sah er sieben wunderschöne Frauen, deren weiße, ebenmäßige Leiber von

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