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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dort gefundenen Waben war verteilt. Das wenige, übrig gebliebene Dörrfleisch der von der Zyklopeninsel mitgenommenen Hammel wurde rationiert. Das Wasser schmeckte brackig und war kaum noch zu genießen.
    Immer wieder kletterte Odysseus selbst am Mast empor und starrte in die unendliche Ferne. Aber es war kein Land in Sicht. Bleierne Stille lag über dieser unheimlichen Welt. Kein Lüftchen regte sich und das Segel hing matt herab.
    Es schien, als sei nach dem Untergang der Zyklopeninsel das einzige Leben dieser Dimension vernichtet worden. Ein Ozean ohne Beginn und Ende. Die Griechen riefen vergeblich ihre Götter an und machten Gelübde für eine gute Heimkehr nach Ithaka. Nur Odysseus hatte tatsächlich begriffen, was ihm Zamorra gesagt hatte – daß sie auf einer fremden Welt angekommen waren.
    »… und ich bin gewiß, daß uns der Atem des Meeresgottes Poseidon, als wir bewußtlos waren, von der Charybdis hinweggehaucht hat!« erzählte Habanos von seinem Steuerruder den Griechen, die mit kraftlosen Ruderschlägen das Schiff träge vorwärts bewegten. »Aber der Atem des Poseidon war stark, daß er uns durch jene Meeresstraße gleiten ließ, an der Herkules zwei gigantische Felssäulen setzte!«
    »Dann sind wir also auf dem allumspannenden Ozeanos, der die Erde umgibt und ohne Ende ist«, gab ein jüngerer Grieche zurück, der als Knabe von Ithaka nach Troja fuhr und dort zum Mann und Kämpfer wurde.
    »Hinter dem Ozeanos ist die Unendlichkeit zu Ende!«
    »Einstmals gab es hier eine gewaltige Insel, die Poseidon aus dem Meer hob«, berichtete Habanos. »Ich habe es vom Vater meines Vaters vernommen. Ein glückliches Land des Überflusses, das von sieben Königen regiert wird!«
    »Auch wir haben von Atlantis vernommen«, nickte ein anderer Grieche.
    »Auch ich habe von Atlantis gehört!« Sorgsam verschwieg er, daß er auf einer früheren Zeitreise bereits dort war und den Untergang dieser Zivilisation miterleben mußte.
    »Dann weise uns den Weg nach Atlantis, Zamorra«, forderte Habanos auf. »Wir werden dort unsere Vorräte ergänzen oder vielleicht sogar dort bleiben!«
    »Hier unter unseren Füßen«, sagte Professor Zamorra bedeutungsschwer.
    »Hier auf dem Grunde des Ozeans liegt es vielleicht. Wie die Insel der Zyklopen in den Fluten versank, so schlürfte der Ozean auch Atlantis in einem entsetzlichen Tag und einer grauenvollen Nacht herab. Das Volk von Atlantis und die Könige hatten sich gegen die Götter versündigt. Zeus selbst schickte den Sturm. Er schleuderte Blitze und Donnerkeile auf Atlantis herab. Hephaistos, der Herr des Schmiedefeuers, ließ Vulkane aufbrechen und Poseidon schickte die Wogen des Meeres, die das Land überspülten!«
    »Davon habe ich noch nie vernommen«, stammelte Habanos. »Nach den Berichten, die ich kenne, soll Atlantis noch existieren!« Professor Zamorra biß sich in die Lippe und schwieg. Hoffentlich hatte er nicht unwillkürlich alte Überlieferungen verändert, als er den Griechen vom Untergang von Atlantis erzählte. Odysseus hatte sehr interessiert zugehört.
    »Ich glaube nicht, daß Atlantis versunken ist, wie es Zamorra sagte«, erklärte Habanos nach einer Weile. »Ich bin sicher, daß wir es irgendwann sichten werden, wenn wir weiter rudern… !« Danach herrschte Schweigen und die Griechen bewegten, soweit es ihre Kräfte zuließen, die Ruder.
    Professor Zamorra ergriff einige Stricke und hangelte sich am Mast empor. Auf der oberen Brahmstange des Segels sitzend, wollte er über der unendlichen Wasserwüste nach Land Ausschau halten.
    Und dann hörte er aus weiter Ferne die Laute, die herüber drangen.
    Es war wie die Gesänge von Frauen. Unglaublich lieblich und einschmeichelnd klang es an sein Ohr. Und Professor Zamorra wußte, daß er auch jetzt wieder Zeuge eines Abenteuers wurde, das Odysseus in der Sage erlebt hatte. Sie näherten sich der Insel der Sirenen.
    In der Sage hieß es, daß Odysseus seinen Gefährten die Ohren mit Bienenwachs verstopfte, damit sie nicht an der Insel anlegen sollten.
    Denn rings um die Insel lagerten sich tödliche Riffe. Die Sirenen waren Ungeheuer, die über unglaublich schöne Stimmen verfügten. Odysseus selbst ließ sich am Mast festbinden, um ihrem Gesang zu lauschen.
    Professor Zamorra ahnte, daß dieses Abenteuer wieder etwas anders ablief, als es die Sage schilderte. Aber er wollte jedenfalls Vorkehrungen treffen.
    So schnell er konnte hangelte sich der Meister des Übersinnlichen vom Mast herab. Fragend sahen

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