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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Totenglocke.
    Speere zischten vor und bohrten sich durch Haut und Knochen.
    Schwerter zerrissen Fell und ließen Gebeine zersplittern. Aber hinter den Häuten und zwischen den Knochen war kein Fleisch mehr, in dem Leben wohnte. Und die Geistermaterie, durch die sich die unheimlichen Wesen am Leben erhielten, konnten Schwerter und Speere nicht verletzen oder töten.
    Flüche und Gebete zu den Göttern gellten auf, wenn die Hörner zustießen oder die wirbelnden Hufe trafen. So oft die Griechen auch zustießen und so verzweifelt sie auch kämpften – niemand entging dem Geschick.
    Grausam rächten die unsichtbaren Gebieter dieser Welt den Frevel an ihren Geschöpfen und die Mißachtung ihrer Gebote. Als der Strick von der Hand Zamorras abfiel, kämpfte nur noch eine Handvoll Griechen verzweifelt um ihr Leben.
    Mit fliegenden Fingern löste Zamorra den Knoten, der seine linke Hand band und die Fesseln an seinen Füßen. Dann lief er zu Odysseus hinüber, der verzweifelt mit ansehen mußte, wie die letzten seiner Männer unter den Hörnern und Hufen der Minotauren starben. Sie waren mehr als nur seine Krieger gewesen. Zehn Jahre hatte er mit ihnen den Kampf und die Mühsal vor Troja geteilt. Und er hatte ihnen versprochen, daß er sie in die Heimat zurückführen würde. Nun war es ihm nicht möglich, das Versprechen einzulösen.
    So schnell er konnte taumelte Professor Zamorra zu Odysseus hinüber.
    Die Fesseln hatten tief in seine Gelenke geschnitten und seine Arme und Beine waren noch wie betäubt. Es würde eine Zeit dauern, bis das Blut wieder richtig zirkulierte. So schnell er konnte, knüpfte Zamorra die Fesseln des Odysseus auf. Er ergriff den Fürsten von Ithaka an der Schulter und riß ihn vorwärts.
    »Laß mich hier!« keuchte Odysseus. »Ich habe mit ihnen gelebt – ich muß auch mit ihnen sterben!«
    »Du mußt leben!« rief Zamorra ihm laut ins Ohr. »Du mußt leben für deine Frau Penelope, die auf dich wartet. Und für deinen Sohn Telemachos, der seinen Vater braucht!«
    Es war, als hätte der Meister des Übersinnlichen mit den Namen von der Frau und dem Sohn des Odysseus ein Zauberwort gerufen. Die Gestalt des Fürsten von Ithaka straffte sich. In seinen Augen glomm wieder der Wille zum Leben.
    »Bring mich hier raus, Zamorra!« keuchte es über seine Lippen.
    »Bring mich weg von hier! Nach Ithaka! Zu Penelope und Telemachos!«
    »Reiß dich zusammen, Odysseus und versuch zu laufen!« befahl Zamorra und riß einen der Speere vom Boden. Er mußte sich dem Grauen entgegenstellen und es aufhalten, bis Odysseus beim Schiff war. »Zerschneide die Leine. Versuch, das Schiff ins Wasser zu stoßen und an Bord zu kommen. Ich werde versuchen, die unheimlichenWesen aufzuhalten«, schrie er laut.
    Ohne eine Antwort abzuwarten wandte sich Professor Zamorra um und fixierte die Minotauren, die erkannten, daß keiner der Griechen mehr lebte. Langsam und gemächlich wandten sie sich Professor Zamorra zu.
    Mit gesenkten Schädeln trabten sie auf den Meister des Übersinnlichen zu.
    Zamorra rief einen Zauberspruch, der in seiner eigenen Welt bewirkt hätte, daß der Sand unter ihren Hufen zu einer spiegelglatten Fläche wurde, auf der die unheimlichen Geister-Stiere ausgleiten mußten. Doch hier in dieser Dimension zeigte der Spruch keine Wirkung.
    Zamorra verzichtete darauf, die Kräfte von Merlins Stern anzurufen.
    Bis jetzt hatte das Amulett sich in dieserWelt nicht als hilfreich erwiesen.
    Es schien in diesen Sphären alle Kräfte verloren zu haben.
    Blieb nur der Speer in Zamorras Händen. Der Parapsychologe wußte genau, daß er einen echten Kampf gegen diese Menge von Gegnern nicht überleben konnte. Er mußte versuchen, die Geisterwesen, die Skelette und Häute der toten Stiere beherrschten, zu bannen.
    Gebieterisch stieß er die Spitze des Speeres in den Sand und zog eine Linie vor sich. Tief war die Furche, die gezogen wurde.
    »Wage es niemand, diese Schwelle zu überschreiten!« rief Professor Zamorra in allen Sprachen, die ihm bekannt waren. Seine Donnerstimme verunsicherte die Geisterstiere für einige Herzschläge. Ihre Reihe schwankte und ihre Hufe scharrten unschlüssig im Sand.
    In diesem Moment spürte Professor Zamorra den üblen Geruch, der aus der Spalte kam. Und er erkannte sofort, was das bedeutete.
    Unter dem Sand befand sich Schwefel. Wenn er Glück hatte, konnte er den Schwefel zum Brennen bringen. Es mußte ihm nur gelingen, die Reihen der unheimlichen Geister-Stiere zu durchbrechen und an

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