0364 - Shimadas Höllenschloß
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Ich sah vor mir kopflose Wesen, die durch den Nebel irrten, sich manchmal berührten, dabei zu Boden fielen und sich wieder mühsam auf die Füße stemmten, um weiterzulaufen.
Mein Herz klopfte stärker. Verdammt, das hatte ich noch nicht erlebt! Was wollten sie? Wo lag ihr Ziel?
Während ich ihnen folgte, dachte ich darüber nach und hatte plötzlich eine Idee.
Natürlich, das mußte es sein.
Diese Torsi wollten zu den Vögeln mit den Menschenköpfen!
Wahrscheinlich trugen diese Tiere die Köpfe, die auf Rümpfe gehörten und nur durch eine schlimme finstere Magie zu diesen Gestalten umfunktioniert worden waren.
So etwas hatte ich noch nie erlebt!
Mich selbst gruselte es, so daß ich mir vorkam wie einer, der in die weite Welt zog, um das Gruseln zu lernen. Ich brauchte es nicht, ich kannte es bereits.
Neben mir hörte ich stampfende Schritte. Als ich den Kopf drehte, sah ich einen Torso, der viel schneller lief als ich. Er berührte mich mit seiner Hand, streifte sie an der Hüfte entlang, und als er sie wieder wegziehen wollte, war ich schneller und hielt sie fest.
Der laufende Torso wurde gebremst. Ich spürte die Kälte seiner Totenfinger an meiner Hand und hatte das Gefühl, einen Eisblock umfaßt zu halten.
Zurückhalten ließ er sich nicht. Ich hätte mich schon anstrengen müssen, um ihn aus dem Rhythmus zu bringen, denn sein Ziel waren die Vögel mit den Menschenköpfen.
Da sie auch mich interessierten, ließ ich mich von dem Kopflosen mitziehen, und so reihte ich mich ein in den Kreis der finsteren Horrorgestalten.
Die Vögel hatten auf den Zweigen und Ästen eines alten Baums ihren Platz gefunden. In der blauen Nebelsuppe sahen sie noch schlimmer aus, als ich sie in Erinnerung hatte, und es kam mir vor, als würde mich jedes Gesicht genau ansehen.
Die Kopflosen hatten sich um die Vögel versammelt. Die Gestalten konnten nicht reden, trotzdem war mir klar, was sie vorhatten.
Sie wollten ihre Schädel zurück!
Wie sie sich ausdrückten, war interessant. Sie fielen dabei auf die Knie, hoben bittend ihre Arme, und auch der Kopflose, der mich geführt hatte, wollte unbedingt zu den anderen, und er beeilte sich, meine Hand loszulassen.
Dann wankte er vor.
Dabei schwang er von einer Seite zur anderen, fand im Halbkreis seiner Artgenossen einen freien Platz und ließ sich dort auf die Knie fallen.
Ich hielt mich zurück.
Der Drache war vernichtet. Die große Gefahr also vorbei. Möglicherweise trugen die Kopflosen dem Rechnung und forderten nun ihre Schädel zurück, die sie aber nicht bekamen, denn die Vögel mit den Menschenköpfen dachten überhaupt nicht daran, sich selbst zu vernichten. Ihre Augen schauten spöttisch, und als der erste Vogel seine Schwingen ausbreitete, war dies auch für die anderen das Startzeichen.
Die Mutationen hoben ab und stiegen in den blauen Nebel hinein, ohne sich um mich oder die Torsi zu kümmern.
Irgendwie mußte dieses Wegfliegen etwas Endgültiges gehabt haben, denn die Chance der Kopflosen war nicht mehr da. Die Monstren ließen sich kurzerhand zur Seite fallen, schlugen mit ihren Händen auf die weiche Erde, stießen ebenfalls mit den Hacken hinein und blieben still liegen.
Ich ging auf sie zu.
Als ich den ersten Kopflosen berührte und meine Finger gegen seinen Arm drückte, brach die Haut vor mir ein. Sie wurde zu Staub, in dem hell die Knochenteile schimmerten.
Das war der Tribut. Die Kopflosen hatten ihre Schädel nicht zurückbekommen und gingen nun ihrer endgültigen Vernichtung entgegen.
Ich hatte es überstanden. Shimadas Totengarten war für mich zu keiner Todesfalle geworden.
Blieb noch sein Höllenschloß.
Die blaue Festung war gut zu erkennen, obwohl sie der Nebel umwallte. Nur sah ich nichts mehr von dem Kloster. Ich konnte sogar damit rechnen, mich überhaupt nicht mehr in der normalen Zeit zu befinden. Dieser Gedanke gefiel mir gar nicht, deshalb gab es nur die Flucht nach vorn, um endlich Klarheit zu bekommen.
Der Nebel lebte nicht. Wenn ich Geräusche vernahm, waren es die eigenen Schritte oder hin und wieder ein träges Flügelklatschen.
Dann flog einer der seltsamen Vögel vorbei.
Sie behielten mich im Auge. Vielleicht meldeten sie jede meiner Bewegungen an Shimada weiter. Rechnen mußte ich mit allem und war entsprechend vorsichtig.
Auch von meinem Freund Yakup hatte ich nichts mehr gehört.
Die Festung mußte ihn regelrecht verschluckt haben. Vielleicht stand erauch schon Shimada gegenüber, und bei mir würde es
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