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0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder

0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder

Titel: 0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Spiegel sah sie ihren Mörder
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überschlug sich, als er brüllte:
    »Umbringen werde ich dieses Weibsstück. Umbringen! Sie hat mich verpfiffen, diese…«
    Er brach ab, denn eine nervige Hand riß ihn an der Schulter herum, und der Beamte mit der gaumigen Stimme leierte die Verhaftungsformel herunter: »Ich verhafte Sie, Butch Wilker, und ich mache Sie pflichtgemäß darauf aufmerksam, daß alles, was Sie von jetzt an tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
    Butch Wilker hörte diese Worte, aber er begriff sie nicht. Denn als ihn die FBI-Beamten die Treppe hinunterführten, brüllte er immer wieder:
    »Umbringen werde ich das verdammte Weibsstück! Umbringen! Verpfiffen hat mich diese…«
    In jener Nacht zum 13. August hat Butch Wilker zwei und zwei zusammengezählt, und sein Ergebnis war richtig. Wilker wußte, daß nur seine Freundin Corinna Albana ihn und sein Versteck an die Polizei hatte verraten können. — Von jenem Tage an richtete sich Wilkers Haß mit erschreckender Intensität gegen das grünäugige, damals zweiundzwanzigjährige Girl, das den Bankräuber ausgeliefert hatte. Sicherlich nicht wegen der von der Bank ausgesetzten Belohnung, auch nicht aus anderen, niederen Motiven, sondern nur aus Enttäusdiung darüber, daß der Freund ein Verbrecher geworden war Butch Wilker — damals siebenundzwanzig Jahre alt, nicht vorbestraft, ohne Verwandte, berufs- und stellungslos — wurde zu acht bis zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt und in das Zuchthaus des Staates New York eingeliefert. Volle zwölf Jahre blieb er in Sing-Sing, verbittert, haßerfüllt, widerspenstig und gefährlich. Den Wächtern war er unheimlich, die Häftlinge mieden ihn. Wilkers Gesicht wurde furchig und brutaler als zuvor. In seinen Augen glomm der Haß, dessen Flamme er schürte Mit jedem Tag, den Wilker im Zuchthaus verbrachte, wuchs sein Rachedurst.
    Wenn der Häftling in jenen Jahren zu seinen Mitgefangenen sprach, dann fielen häufig die Worte:
    »Hoffentlich lebt sie noch, wenn ich hier ’rauskomme Mit bloßen Händen werde ich das Weibsstück umbringen — und wenn es das letzte ist:, was ich jemals tue.«
    Es versteht sich, daß Butch Wilkers Äußerungen den Gefängnisbeamten nicht verborgen bliebefi. Und als der Tag seiner Entlassung herankam, traf man Vorkehrungen.
    Butch Wilker sollte am 7 Juli 1961 in die Freiheit zurückkehren
    ***
    Es war später Nachmittag, als ich in Ossining ankam. Über der kleinen Stadt brütete die Sonne, und in meinem Wagen schien die Luft zu kochen. Ich hatte die neue, gelbe Krawatte auf halbmast gehißt und drei Knöpfe vom Nyltesthemd geöffnet. Trotzdem fühlte ich mich wie in einem Schwitzanzug, und meine Laune war miserabel.
    In einer Nebenstraße fand ich ein Hotel. Es sah aus wie ein brauner Lackwürfel, der in der Hitze Blasen zieht.
    Ich stoppte den Chevrolet vorm Eingang. Den Jaguar hatte ich zu Hause gelassen. Er war zu auffällig für meih Vorhaben. Ich stieg aus und stiefelte in die Halle. Sie war angenehm kühl und von dämmrigem Licht erfüllt. Ich ging an einer Sesselgruppe und einer Stechpalme im Kübel vorbei und blieb vor der Rezeption stehen. Eine dünne Staubschicht lag auf dem Tresen, und leicht angestaubt wirkte auch der Empfangschef, der mich mit faltigem Gesicht dezent anlächelte, seinen Blick dann auf meine Halbmast-Krawatte richtete und mißbilligend die Stirn krauste Ich zog die Krawatte zurecht und sagte:
    »Ich möchte ein Einzelzimmer mit Bad. Für eine Nacht.«
    »Gern, Sir.«
    Er riß einen Schlüssel vom Brett, das sich hinter der Rezeption an der Wand befand, und winkte einen in grauer Livree steckenden Hotelboy heran
    »Der Herr hat Zimnier vier im zweiten Stock. Johnny.«
    Johnny war mindestens fünf Jahre älter als ich und sah aus wie jemand, der am Leben verzweifelt Ein bleiches Angestelltengesicht, müde Haltung und wässrige Augen, in die wahrscheinlich nur Glanz kam, wenn ein saftiges Trinkgeld zu erhoffen war Ich gab dem Hotelboy meine Reisetasche Wir tigerten zum Lift, fuhren in die zweite Etage und fanden mein Zimmer auf Anhieb. Die Luft darin schmeckte so schal wie ein drei Tage altes Bier Johnny merkte es sofort, riß das einzige Fenster auf, bekam einen Dollar — und glänzende Augen — und verzog sich, nachdem er mir seine Dienstbereitschaft versichert hatte Ich packte Rasierapparat, Zahnbürste und Pyjamahose aus, duschte, zog ein frisches Hemd und den verschwitzten Anzug an und ging in die Halle Hinter der Stechpalme erspähte ich die Tür rum Hotelrestaurant.

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