Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder

0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder

Titel: 0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Spiegel sah sie ihren Mörder
Vom Netzwerk:
nichts davon. Und wenn Cliff irgendwo eine Waffe hinterlegt hat, dann können wir das auch nicht verhindern. Nein, Phil, keine Beschattung. Aber ich werde zu Cliff ’rausfahren und ihm klarmachen, was ihn erwartet, wenn er seinen Bruder bei irgendwelchen ungesetzlichen Handlungen unterstützt.«
    ***
    Cliff Wilkers Hundefarm lag weit draußen auf Long Island, in der Nähe von Peconic. Mein Jaguar kroch übet eine staubige-Straße, die mehr Löchei hatte als ein Schweizer Käse und sich als grau-beiger Strich durch die Landschaft zog Es war eine Nebenstraße und eine Zumutung für jedes Fahrzeug — abgesehen von Eselskarren und Panzerspähwagen. Die Luft flimmerte vor Hitze. Über der Halbinsel spannte sich grellblauer Atlantik-Himmel. Vier Lämmerwölkchen segelten im Westen. Ziyei waren neben- und zwei untereinander gruppiert, ünd in dieser Anordnung schien mir das Wolken-Quartett wie ein boshaft grinsendes Gesicht, das auf mich herunterstarrte.
    Es war jetzt hoher Mittag, und linker Hand lag ein grünes Feld. Rechts zog sich ein sanfter Hang empor, auf dessen Rücken Spielzeughäuser verloren herumstanden. Keine Menschenseele war zu sehen.
    Die Straße war eine Sackgasse und führte in ein kleines Tal. Es hatte die Form einer flachen Badewanne und war nur nach - einer Seite offen. An den Hängen wuchsen stachlige Büsche, die sich nicht zum Blühen entschließen konnten.
    Am Ende des Tals sah ich die Hundefarm. Es -waren mehrere Gebäude aus roten Ziegeln, mit Teerpappe gedeckt. Es gab eine bröcklige, verfallene, kaum mehr mannshohe Umfassungsmauer, viele grobmaschige Drahtzäune, vier Hundezwinger und einen durchdringenden Geruch nach nicht mehr ganz frischem Pferdefleisch und Hunden.
    Als ich mich mit meinem Jaguar, dessen Motor zu kochen begann, heranquälte, brach gewaltiges Hundegebell los. In einem Zwinger gebärdeten sich sechs große Wolfshunde wie toll. Sie sprangen am Zaun empor, fletschten die Zähne, sträubten die Nackenhaare und schossen in dem Zwinger herum. In dem zweiten Drahtverhau war eine Dackelfamilie untergebracht, in dem dritten ein Dutzend Cocker-Spaniels, die sich ganz manierlich benahmen. Der vierte Zwinger enthielt eine deutsche Dogge.
    Ich stoppte vor dem Gebäude, das vermutlich als menschliche Behausung diente. Es war ein staubiger Flachbau mit kleinen Fenstern.
    In der Tür stand ein großer Kerl und starrte mir finster entgegen.
    Er trug speckige Leinenhosen und Holzsandalen an den nackten Füßen. Über die breite Brust spannte sich ein buntes Wollhemd, das nur noch über zwei Knöpfe verfügte. Der Kerl hatte ein bronzerotes Indianergesicht, und seine gewaltigen Kiefer malmten einen Kaugummi. Der Schädel war kahlgeschoren und die millimeterlangen, schwarzen Stoppeln wuchsen tief in die von Querfalten durchzogene Stirn.
    Ich- stieg' aus dem Jaguar und schob mir den Strohhut in den Nacken. Das Schweißband war feucht, und mein Gesicht war heiß und fühlte sich an, als hätte ich ein paar fürchterliche Ohrfeigen erhalten.
    »Ich heiße Cotton. Sind Sie Cliff Wilker?«
    Das Kaugummi wurde noch zwanzig Sekunden bearbeitet, bevor sich das »Indianergesicht« zu einer Antwort entschloß.
    »Ich bin nicht Wilker. Aber wenn Sie ’nen Hund kaufen wollen, können Sie auch mit mir verhandeln.«
    »Ich will keinen Hund kaufen. Ich bin FBI-Beamter und muß mit Cliff Wilker sprechen. Sagen Sie ihm bitte Bescheid, daß ich hier bin.«
    Das »Indianergesicht« spitzte die dünnen, braunen Lippen. Dann machte es »flupp«, und der Kaugummi flog so dicht an mir vorbei, daß ich erschrocken zur Seite sprang. Bevor ich mich für diese höfliche Geste bedanken konnte, war der Kerl im Hause verschwunden.
    Ich sah mich um und wartete.
    Die Hundefarm machte einen verwahrlosten Eindruck. Abfälle, schmutzige Säcke, Bretter und Blecheimer lagen herum. Die Tiere aber schienen gut in Schuß zu sein. Glänzende Felle, starke Gebisse und sprühende Temperamente verrieten das.
    »Was wollen Sie von mir?« Es war eine harte Stimme, und sie klang feindselig. Ich drehte den Kopf und blickte den Mann an, der lautlos aus dem Haus getreten war.
    Es mußte Cliff Wilker sein. Die Ähnlichkeit mit seinem Bruder Butch war nicht zu übersehen. Die gleichen roten Haare, der gleiche eckige Schädel, die gleiche gedrungene, athletische Gestalt. Die Brüder waren etwa in einem AJter, aber Cliff sah bedeutend jünger aus als Butch, dessen Gesicht im Zuchthaus alt und häßlich geworden war.
    »Was wollen Sie von mir?«

Weitere Kostenlose Bücher