0366 - Das Todeslied der Testpiloten
stoppte. Mit dem Handrücken wischte ich den Schweiß von der Stirn. Phil schielte auf die vier Colaflaschen, die wir noch besaßen.
»Ich glaube«, sagte Phil, »du hast Durst.«
Ich merkte den Hintergedanken und antwortete: »Nein, nicht im geringsten«, obwohl ich sehr durstig war.
Da fiel der Schuß.
Genau zwischen Phil und mir jagte die Kugel durch die Windschutzscheibe. Von der Einschußstelle aus breitete sich sofort ein Spinnennetz über die ganze Scheibe. Wir konnten nichts mehr sehen.
So schnell hatte ich noch nie in meinem Leben einen Autogang eingerastet und Gas gegeben. Der Wagen machte einen Satz nach vorn.
Ich streckte den Kopf zur Seite heraus und lenkte den Jeep blitzschnell nach links hinüber. Dort befand sich ein großer runder Felsbrocken.
Ehe ich dahinter verschwinden konnte, hallte der zweite Knall durch das kesselförmige Tal. Die Kugel erwischte den Reifen, der knallend zerplatzte.
»’raus!« schrie ich.
In der Deckung des Felsens sprangen Phil und ich aus dem Wagen, die Pistole in den Händen.
»Der Schütze muß genau in der Richtung stehen«, sagte ich zu Phil und deutete auf die Längsachse des Talkessels. »Irgendwo dort hinten zwischen den Felsen hat er sich versteckt.«
»Sollen wir angreifen?« fragte Phil.
»Noch nicht. Wir müssen erst besser über sein Versteck orientiert sein.«
Ich schlich geduckt zur Seite hin und spähte zwischen den Felsen hindurch.
Zu sehen war nichts.
»Paß auf«, rief ich Phil zu. »Ich schieße jetzt. Vielleicht donnert er zurück.«
Ich hob die 38er, visierte in die Richtung, aus der die beiden Kugeln gekommen waren, und drückte ab.
Der Knall peitschte durch das Felsental. Von allen Seiten klang das Echo wider.
Der geheimnisvolle Schütze reagierte schneller, als wir erwartet hatten.
Sofort feuerte er zurück.
Ich sah den Mündungsblitz. Der Mann befand sich über uns. Auf einem kleinen Plateau, etwa zwei Yard oberhalb des Wagens, lagen dicke Felsbrocken, hinter denen sich der Unsichtbare versteckt hielt.
Ich spürte den Luftzug der Kugel, die dicht neben mir fauchte, irgendwo aufschlug und als Querschläger wimmerte.
Neben mir spuckte Phils 38er.
Wieder hallte der helle Schlag eines Gewehrschusses als Antwort durch den Felsenkessel. , Phil huschte zu mir herüber.
»Das hat keinen Zweck, Jerry. Wir stecken hier in diesem Loch und kommen nicht mehr heraus.«
Phil hatte recht. Der Gewehrschütze beherrschte von seinem Versteck aus das ganze Tal.
»Ein Angriff ist zu gefährlich«, wandte ich ein.
»Klar!« nickte Phil. »Er schießt uns ab wie Tontauben, bevor wir an ihn heran sind.«
Ich überlegte kurz.
»Phil, wir warten die Dunkelheit ab. Dann fährst du mit dem Jeep ohne Licht aus dem Kessel heraus. Vom Flugplatz aus rufst du sofort das FBI-Headquarter in Las Vegas an. Sie sollen Verstärkung schicken. Noch besser ist es, wenn du mit dem Hubschrauber hinüberfliegst und die Boys sofort mitbringst. Im Morgengrauen kommt ihr dann mit dem Heliokopter oder mit Jeeps hierher. Wir nehmen den Kameraden in die Zange und holen ihn aus seinem Versteck heraus.«
»Und was machst du in der Zwischenzeit?«
»Ich bleibe so lange hier und peile die Lage.«
»Und wenn uns der Mann vorher entwischt?«
»Zum Flugplatz zurück kann er nicht. Und hinter ihm liegt die Wüste, die keine hohe Geschwindigkeit zuläßt. Sie ist nicht an einem Tag zu durchqueren. Selbst wenn er die Nacht schon zur Flucht benutzen sollte, wird er es nicht schaffen.«
»Hoffentlich behältst du recht mit deinem Optimismus«, brummte Phil.
Da peitschte wieder ein Gewehrschuß durch den Talkessel.
Diesmal von einer ganz anderen Stelle aus.
Phil und ich warfen uns flach hinter die runden Steine. Die Kugel traf einen der Reifen. Der Reifen zerplatzte.
In rascher Folge knallte das Gewehr. Der Jeep wurde systematisch zerschossen.
Phil und ich rührten uns nicht. Wir waren froh, in guter Deckung zu liegen.
»Warum zerschießen sie den Jeep?« fragte Phil. »Doch nur, um uns auf der Stelle festzunageln.«
»Mit zwei durchschossenen Reifen ist der Jeep nicht mehr fahrbereit, aber das ändert nichts an unserem Plan. Du mußt zu Fuß zurückgehen.«
»Willst du nicht lieber mitgehen, Jerry?«
»Nein. Wenn sie flüchten, will ich wenigstens wissen, in welche Richtung. Das erleichtert die Suche.«
»Wie du willst.«
Blaue Schatten senkten sich über das Tal. Die Sonne versank. Wie schwarzer Samt kam der Abend.
Kein Schuß fiel mehr.
»Vielleicht sind sie
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