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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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halben Jahr davon geträumt?«
    Nach einiger Zeit verspürten sie Hunger. Reiseproviant hatten sie nur wenig für Notfälle bei sich; das Wichtigste waren die gut gefüllten Wasserflaschen. Aber da sie nicht wußten, welche Strapazen auf sie warteten, hatten sie die Pferde nicht mit zu viel Ballast belasten wollen. Wang Lee schlug vor, den Bogen zu nehmen und ein Tier zu erlegen, das sie braten konnten, aber sie entschieden sich dagegen, als Zamorra in der Ferne einige dünne Rauchsäulen aufsteigen sah. Dort mußte ein Dorf sein, in dessen Häuern die Herdfeuer brannten. Dort würden sie wahrscheinlich auch etwas zu essen erhalten.
    Etwas schneller als zuvor ritten sie dem Dorf entgegen. Sie waren immer noch auf der Spur, die das Amulett sah.
    ***
    Etwa zur Mittagsstunde erreichten die beiden Echsenmänner ihr Ziel. Das Echsenvolk benutzte grundsätzlich keine Reittiere, aber diese geschuppten Wesen waren ohnehin imstande, sich auch zu Fuß sehr schnell fortzubewegen. Im Sturmesschritt jagten sie durch die nebelverhangenen Ebenen, später im hellen Sonnenlicht im höheren Gelände, vorbei an kleinen, abgelegenen Dörfern oder einzelnen Gehöften. Kaum jemand sah sie, und wenn, dann hielt er sie vielleicht für einen vorüberhuschenden Spuk. Obgleich sie eine Last zu schleppen hatten, erreichten sie die Geschwindigkeit eines guten Reitpferdes, ohne rasch zu ermüden.
    Nicht zuletzt deshalb hatte jener düstere Zauberer sie als seine Helfer auserkoren…
    Unsichtbar waren sie längst nicht mehr; der Zauber hatte nie lange Bestand. Aber Schnelligkeit war jetzt wichtiger als Hexerei.
    Denn bei ihnen war das Opfer, das im Tempel gebraucht werden würde.
    In den Vormittagsstunden hatte ihre Witterung sie zu einem einsamen Gehöft geführt, das recht gepflegt aussah. Der Besitzer hatte es wohl trotz der zahlreichen Steuereintreiber des Königs zu einigem Wohlstand gebracht. Die beiden Echsenmänner erreichten das Anwesen, dessen Tür sich öffnete. Ein junges Mädchen trat ins Freie, vielleicht siebzehn Lenze jung und überaus hübsch. Die Echsenmänner nickten sich zu. Die Witterung hatte sie nicht getrogen. Das Mädchen, das sie schon von weitem mit ihren feinen Sinnen gespürt hatten, war das geeignete Opfer.
    Da waren noch andere Witterungen. Aber es war nicht sicher, ob die Menschen, die diese Düfte hinterlassen hatten, im Haus oder auswärts waren. Das galt es zu prüfen.
    »Wir kommen von weither, sind müde und hungrig«, zischelte einer der Echsenmänner. »Seid Ihr so großmütig, uns zu helfen? Wir bezahlen gern, und wir brauchen nicht viel.«
    »Ich sorge für euch«, versprach das Mädchen und wollte ins Haus zurückschlüpfen und die Tür verschließen. »Halt«, sagte der Echsenmann. »Ich komme mit herein, wenn du erlaubst.«
    Das Mädchen drückte an der Tür. »Ich weiß nicht«, sagte es zögernd. »Ich darf Euch wohl nicht hereinlassen. Die Eltern und Geschwister sind alle draußen auf dem Feld, und ich bin allein hier…«
    »Um so besser«, zischte der Echsenmann. »Dann kann ich dir helfen, schönes Menschenkind. Wie heißt du?«
    »Yashi… nicht, fremder Herr!« protestierte sie, als er nach ihr griff. »Es geht doch nicht…«
    »Es geht«, fauchte der Echsenmann. »Du kommst mit!«
    »Nein!« schrie sie entsetzt auf, als sie begriff, daß es eine Falle war und die Echsenmänner sie entführen wollten. Sie schlug um sich, versuchte sich loszureißen. Aber es war vergebens. Der Kraft der Echsenmänner war sie nicht gewachsen. Die Reptilwesen fesselten sie und rannten in schnellem Trab mit ihr davon.
    Als später die Familie heimkehrte, fand sie nur noch die Spuren des Kampfes…
    Die jungfräuliche Tochter aber war entführt… und es gab niemanden, der wußte, wohin. Niemanden, der die Suche aufnehmen konnte.
    Zamorra und Wang nahmen einen anderen Weg…
    Irgendwann erwachte Yashi aus ihrer Betäubung. Sie lag über der Schulter eines Echsenmannes. Das Blut stieg ihr in den Kopf und verursachte Kopfschmerzen. Doch so sehr sie in ihren Fesseln auch schrie und protestierte, die Echsen reagierten nicht darauf. Einmal, als sie in die Nähe eines Dorfes kamen und Yashi noch lauter zu schreien begann, in der Hoffnung, jemand würde sie hören und auf die Entführung aufmerksam werden, erstickte ihr Träger ihren Versuch mit einem kräftigen Fausthieb, den sie noch Stunden später spürte.
    Die Echsenleute selbst sprachen kein Wort. Nur hin und wieder gaben sie seltsame Zischlaute von sich, deren

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