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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bedeutung Yashi nicht zu enträtseln vermochte. Die Berge wurden höher, und plötzlich sah Yashi ein finsteres Gemäuer in einer steil aufragenden Felswand erscheinen. Es war, als habe hier das Schwert eines Titanen ein Stück aus dem Berg herausgeschnitten. Vor der nackten Felswand erstreckte sich eine ebenso kahle Ebene. Hier und da lagen Steintrümmer herum. Kein einziger Grashalm wuchs, und als die Echsenmänner über die Fläche hetzten, war es, als verberge sich die Sonne hinter Wolkenbänken, um nicht Zeugin der Entführung zu werden! Die Fläche und die dahinter liegende Felswand wirkte wie dräuendes Unheil. Hier schien der Tod selbst zu wohnen. Keine Vogelstimme, kein zirpendes Insekt, kein im Wind raschelndes Blatt. Und es wurde kalt.
    Die Echsenmänner schien die Kälte nicht zu stören. Yashi verwunderte das, wußte sie doch, daß Reptile die Wärme lieben und bei Kälte erstarren. Aber ihre Entführer wurden nicht langsamer. Mit unverminderter Geschwindigkeit liefen sie über die große Ebene auf die Felswand zu.
    Während sie auf dem Rücken ihres Trägers hin und her geschüttelt wurde, sah Yashi das Bauwerk im Fels. Eine schmale, vielfach gewundene steinerne Treppe führte mehrere Mannslängen weit hinauf. Von dem Bauwerk selbst war nur eine vorspringende Fassade zu sehen. Man hätte sie für aus dem gewachsenen Fels gemeißelt halten können, gäbe es nicht die unzähligen Fugen zwischen den einzelnen vermauerten Steinen. Das Tor glich dem riesigen Maul eines gefräßigen Drachen, darüber glosten dunkle Fensterhöhlen wie Augen.
    Yashi erschauerte, der schwarze Stein flößte ihr Furcht ein. Sie fürchtete, daß sie in die Gewalt eines Zauberers geraten war. Hatte er sie als Opfer auserkoren? Man raunte sich mancherlei schreckliche Geschichten zu, die von den Grausamkeiten finsterer Zauberer und Dämonen berichteten. Die Schwarze Magie forderte immer wieder die Kraft und das Blut lebender Menschen.
    Aber warum ich? schrien ihre Gedanken. Warum ausgerechnet ich? Ich habe doch erst angefangen zu leben…
    Das düstere Maul im Felsen verschlang sie.
    ***
    Zamorra und Wang ritten in das Dorf ein. Es herrschte eine seltsame Ruhe, aber plötzlich öffneten sich die Türen der Häuser, und Männer und Frauen traten hervor. Sie erkannten wohl die Uniform Wangs, der als königlicher Gardeoffizier deutlich zu erkennen war.
    Ein alter Mann, auf einen Gehstock gestützt, kam heran.
    »Verzeiht, Herr Offizier. Aber es kommen selten Königliche in unser Dorf - außer, um Steuern einzutreiben… hat Euer Erscheinen einen besonderen Grund?« Er warf einen mißtrauischen Blick auf Zamorra, den er wohl für einen höheren Beamten hielt. »Denn die Abgaben zahlten wir jüngst…«
    »Wir sind nur auf der Durchreise«, sagte Wang.
    Zamorra tastete nach seinem Amulett. Etwas hatte sich verändert. Er hakte es vom Silberkettchen und betrachtete es.
    »Wang«, sagte er alarmiert. »Die Spur - sie hat sich rasend schnell verjüngt. Wir sind dem Biest ziemlich dicht auf den Pelz gerückt.«
    »Ein Biest?« fragte jemand im Hintergrund und schob sich nach vorn. »Seid Ihr etwa hinter diesem schwarzen Ungeheuer her?«
    »Ihr habt es gesehen?« fragte Zamorra.
    »Gesehen? Gefangen!« rief der Mann. »Es stürzte in unsere Fallgrube, mit der wir den Wolfsaurier fangen wollten, der uns an die Wollschweine geht. Jetzt randaliert das Ungeheuer da drin wie irr…«
    Zamorra lachte auf.
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte er. »Ich schätze, das ist es. Könnt Ihr uns hinführen? Vielleicht auch uns etwas Proviant verkaufen? Wir sind seit heute morgen unterwegs, ohne Pause gemacht zu haben…«
    Wenig später standen sie vor der Fallgrube. Aus tückischen Augen starrte das Ungeheuer zu ihnen empor. Es war purer Zufall, daß es in die Fallgrube gestürzt war, aus der es sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte. Die Dorfleute hatten versucht, es zu töten, aber ihre Waffen glitten an der Panzerhaut der Bestie ab.
    »Was nun?« brummte Wang. »Ich würde das Vieh liebend gern da unten verhungern lassen. So eine Kreatur wünsche ich nicht mal Eysenbeiß auf den Hals. Aber… wenn es in der Grube bleibt, finden wir Sara nicht mehr. Dann endet die Spur hier.«
    »Das Biest kann hier nicht bleiben«, verlangte der Dorfälteste. »Habt Ihr eine Möglichkeit, es zu töten? Wir brauchen die Falle für den Wolfsaurier. Der wird von Nacht zu Nacht dreister. Wir dachten schon, wir hätten ihn endlich, statt dessen tobte da dieses

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