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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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handlungsunfähig geworden. Er war nicht tot, aber er lebte auch nicht. Er befand sich in einem Zwischenstadium jenseits von Leben und Tod. Selbst Könner auf dem Gebiet der Magie, wie es Professor Zamorra oder Sid Amos waren, vermochten das Eisgespinst nicht zu zerbrechen. Die Zeitlose selbst, die ihren Zauber hätte rückgängig machen können, war tot, von Sid Amos im Affekt erschlagen.
    Die einzige Chance war, Sara Moon zu finden. Sie war die Tochter Merlins und der Zeitlosen, und es bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß sie die Magie ihrer Mutter geerbt hatte und imstande war, den Zauber zu lösen, der Merlin gefangen hielt. Das Problem bestand darin, daß Sara Moon auf der Seite des Bösen stand. Selbst wenn sie gefunden und hergebracht wurde, war es noch längst nicht sicher, ob sie den Zauber wirklich brechen würde.
    Sid Amos war derjenige, der es am stärksten hoffte, und der auch bereit war, Sara Moon notfalls mit Gewalt zu zwingen. Denn er, der vor langer Zeit Fürst der Finsternis gewesen war und die Seiten gewechselt hatte, war von Merlin zu seinem Nachfolger bestimmt worden. Das aber schränkte Amos’ Bewegungsfreiheit drastisch ein - er war damit an Caermardhin gebunden.
    So drängte er Zamorra, nach Sara Moon zu suchen und sie herzubringen. Nur konnte Zamorra eine Menge Dinge tun, aber keine Wunder vollbringen. Immerhin war er auf das Drängen Sid Amos’ nach Ash’Cant gegangen, als Amos feststellte, Sara Moon befinde sich derzeit in jener fremden Dimension außerhalb der Erde.
    Amos hoffte, daß Zamorra die entartete Druidin dort tatsächlich fand und sie auch nach Caermardhin bringen konnte. Wie er das machte, war seine Sache…
    Sid Amos saß Nicole Duval gegenüber, die in Caermardhin zurückgeblieben war. Sie hatte ihren Chef und Lebensgefährten Zamorra nicht nach Ash’Cant begleiten können. Das Weltentor, das Sid Amos mit den magischen Machtmitteln Merlins geöffnet hatte, ließ nur zwei Personen hindurch - und falls Zamorra mit Sara zurückkehrte, waren sie zu zweit! [2]
    So wartete Nicole in Caermardhin ungeduldig auf Zamorras Rückkehr.
    Caermardhin bot viel Platz. Die Burg war in eine andere Dimension hineingebaut worden und war im Inneren weitaus größer als von außen. Man konnte sich darin verlaufen, und es gab jede nur erdenkliche Möglichkeit, sich ins Privatquartier zurückzuziehen. Aber weder Nicole noch Sid Amos schätzten die Einsamkeit - und gerade der Ex-Teufel war hier einsam genug, denn Gryf und Teri ließen sich nicht mehr in Caermardhin blicken, seit Merlin seinem dunklen Bruder einst Asyl gewährt hatte. »Teufel bleibt Teufel«, hatte Gryf einmal behauptet, »und in seiner Nähe fühlen wir uns unwohl.«
    Nicole fühlte sich nicht unwohl. Für sie war Sid Amos eine faszinierende Persönlichkeit. Er war so schon immer gewesen, schon damals, als sie sich stets als Gegner gegenübergetreten waren. Oft genug hatten sie gegeneinander kämpfen müssen, und Nicole erinnerte sich nur zu gut an diverse Entführungsaktionen des damaligen Asmodis. Aber jetzt war er ein angenehmer Plauderer und ein stets aufmerksamer Wächter.
    Merlin hatte das Schlichte bevorzugt. In seinem Refugium gab es nur ein paar Sitzfelle und ein einfaches Lager. Sid Amos dagegen schwelgte im Luxus, und Nicole genoß diesen Luxus nun ebenfalls.
    Amos, ihr gegenüber sitzend, brach plötzlich mitten im Wort ab. Er hob eine Hand. Mit genau abgezirkelten Bewegungen zeichnete er unsichtbare Linien in die Luft. Dann streckte er die linke Hand aus, als wolle er etwas Unsichtbares umfassen.
    Die Luft flimmerte.
    Vor Amos’ Hand schälten sich die Umrisse einer Gestalt aus dem Nichts, verfestigten sich. Übergangslos sah Nicole ein kaum handspannengroßes, dreidimensionales Abbild eines nackten Mädchens.
    Sie beugte sich vor. Was machte Amos da?
    Das Mädchen vor Sid Amos’ Hand bewegte sich. Nicht wie eine ferngesteuerte Marionette, sondern durchaus lebendig, lebhaft, aus sich selbst heraus.
    Nicole beobachtete Amos’ Gesichtsausdruck. Er betrachtete die Figur, als studiere er sie als etwas Fremdes, Unbekanntes. Nicole kam zu der Überzeugung, daß Amos sie nicht einfach aus seiner Fantasie heraus geschaffen hatte. Da war etwas anderes…
    Plötzlich vergrößerte sich die Gestalt. Der größte Teil ihres Körpers verschwand im Unsichtbaren. Sie blieb als Großporträt, dreidimensional und lebensecht. Das Gesicht sprach, die Augen waren lebhaft.
    Und in ihnen war eine seltsame Kälte, die Nicole

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