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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verstörte Mädchen in die Kabine. Er wartete, bis er unten das Aufschließen der Lifttür hörte, ging dann langsam in seine Wohnung zurück, schloß die Tür hinter sich und ließ sich in dem Sessel vor seinem Schreibtisch nieder. Aber er las die Zeitung nicht weiter.
    Eine halbe Stunde lang saß er, das Kinn in die Hand vergraben. Dann erhob er sich und öffnete die Tür zu dem zweiten Zimmer. Ein hagerer, kleiner Mann mit dunklem, melancholischem Gesicht saß geduldig auf einem Stuhl, seitdem die Klingel die Ankunft der jungen Dame gemeldet hatte. Auf einen Wink Dorns kam er in das Arbeitszimmer.
    »Spüren Sie Chesney Praye auf und suchen Sie herauszubekommen, was er letzte Nacht tat und wohin er ging. Er hat wahrscheinlich Bakkarat im Limbo-Klub gespielt. Wenn das stimmt, erkunden Sie, wieviel er verloren hat. Das wäre alles für heute.«
    Ohne ein Wort zu erwidern, verschwand der kleine Mann durch die Tür. Dorn rief ihn noch einmal zurück.
    »Gehen Sie auch nach Scotland Yard und versuchen Sie den Eigentümer eines blauen Buick Nr. XC 2997 festzustellen. Ich weiß schon, wer es ist, aber ich möchte die Sache bestätigt haben.«
    Als sich die Tür hinter seinem Angestellten geschlossen hatte, nahm Mike Dorn mehrere Bogen Papier aus einem Fach seines Schreibtisches und schrieb eine halbe Stunde lang eifrig. Als er den Brief beendet hatte, frankierte er ihn und bat den Liftführer, ihn zur Post zu tragen. Dann kehrte er in seine Wohnung zurück, nahm Kragen und Krawatte ab und legte sich nieder, um zu schlafen. Und er brauchte wirklich Schlaf, denn er hatte die letzten sechsunddreißig Stunden kein Auge geschlossen.

8
    Lois Reddle konnte sich später nicht mehr an die Vorgänge dieses Morgens erinnern. Wie im Traum tat sie mechanisch ihre Arbeit, und daß sie nicht Fehler über Fehler machte, war ihrer natürlichen Ordnungsliebe zuzuschreiben. Sie ging mit Lizzy zum Mittagessen in ein benachbartes Restaurant. Wie gewöhnlich war das die Hauptmahlzeit des Tages, aber sie konnte nichts essen, und ihre Freundin war sehr besorgt um sie.
    »Was fehlt dir denn?« fragte Lizzy ängstlich.
    Lois gab sich die größte Mühe, nicht mehr daran zu denken.
    »Worüber hast du dich denn so aufgeregt? Ist es die Auseinandersetzung, die du mit ihm hattest?«
    Zuerst verstand Lois nicht, wovon Lizzy sprach.
    »Ach, du meinst Mr. Dorn - nein, das hat mich nicht im mindesten aufgeregt, es war wirklich eine sehr ruhige Aussprache.«
    »Hast du ihm auch gesagt, was das für eine Frechheit von ihm war?«
    »Das schien er alles selbst zu wissen«, sagte Lois lächelnd.
    »Ich wette, daß er ganz verstört war und um Entschuldigung gebeten hat. Ist er vor dir auf die Knie gefallen?« Sie wollte alles ganz genau wissen, aber Lois schüttelte den Kopf.
    »Es ist nichts Aufsehenerregendes passiert. Er hat es ein wenig bereut, aber nur ein wenig. Ich bin erschrocken.«
    »Erschrocken?« fragte Lizzy entrüstet. »Weshalb denn? Jetzt werde ich aber einmal hingehen und ihm den Kopf waschen.«
    »Nein, das wirst du nicht tun - er wird uns nicht wieder beunruhigen«, sagte Lois schnell.
    »Aber was ist denn passiert? Hast du ihn nicht um Aufklärung gebeten?«
    »Ja, so etwas Ähnliches habe ich wohl getan.« Lois hätte das Thema gern gewechselt, aber Lizzy blieb hartnäckig dabei.
    »Wenn ihr richtig verlobt wärt und du krank wärst und wenn ihr euch außerdem gezankt hättet, dann würde ich ja nichts dabei finden, daß er gekommen ist«, begann Lizzy.
    »Wir sind aber nicht verlobt, weder öffentlich noch heimlich, ich bin gesund und habe mich auch nicht mit ihm gezankt - also war es nicht richtig. Aber er wird uns nicht mehr belästigen, Lizzy.«
    »Ich versuchte schon den ganzen Morgen, ein Wort mit dir zu sprechen, aber du bist ja ganz verstört und geistesabwesend herumgegangen. Da mußte ich doch annehmen, daß du ihm die Hölle heiß gemacht hast - entschuldige den Ausdruck - und daß es eine fürchterliche Szene gegeben hat. Aber ich dachte, du würdest mir wenigstens alles berichten, wenn wir zum Essen gingen.«
    Aber Lois war hart wie Stein, und die Mittagspause ging vorüber, ohne daß Lizzy etwas Genaueres über die Pläne ihrer Freundin erfahren hätte.
    Das einzige angenehme Resultat ihrer morgendlichen Unterredung mit Dorn war, daß sie weder an diesem noch am nächsten Tag etwas von ihm oder seinem langen, schwarzen Auto sah. Aber als die Tage vorübergingen, war ihr diese Erleichterung nicht so angenehm, wie sie

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