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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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großen Hand beruhigend auf die Schulter, und das Mädchen folgte ihr, ging die Treppe wieder hinauf und verschwand in ihrem Zimmer.
    Als sie am nächsten Morgen zum Frühstück herunterging, fühlte sie sich sehr elend. Lizzy war durch ihre Freundin gewarnt und erwähnte bei Tisch nichts von ihrem nächtlichen Erlebnis. Lois geleitete sie zur Haustür und kam in den Speisesaal zurück. Ein Diener räumte eben unter Braimes Aufsicht den Tisch ab.
    »Die Gräfin sagte mir, daß Sie in der Nacht jemand sprechen hörten«, erklärte der Butler, als der Diener das Zimmer verlassen hatte.
    »Ja - es ist aber auch möglich, daß ich geträumt habe oder mir nur einbildete, die Stimme der Gräfin im Salon gehört zu haben.«
    »Lady Moron war vorige Nacht nicht im Salon«, antwortete er zu ihrer größten Überraschung.
    Sie starrte ihn groß an.
    »Die Gräfin ging zur Bibliothek, also können Sie es von Ihrem Zimmer aus nicht gehört haben.«
    Die Bibliothek! Also war das Mikrophon dort angebracht. Während sie auf dem Treppenabsatz mit Lady Moron sprach, war Michael Dorn mit seinem Gehilfen in der Bibliothek gewesen, die im Erdgeschoß auf der Rückseite des Hauses lag. Sie war jetzt dankbar, daß sie ihn nicht getroffen hatte, während diese wachsame Frau im Hause umherging.
    »Ich glaubte, Sie zu hören, als Sie Ihre Türe öffneten«, fuhr Braime fort. »Ich wollte gerade nach unten kommen, als ich bemerkte, daß die Gräfin aufstand. Übrigens wird sie nicht vor ein Uhr herunterkommen. Sie hat zwei Freunde zum Mittagessen eingeladen. Lady Moron wünscht, daß Sie die Briefe allein beantworten, die nicht den Vermerk ›Persönlich‹ tragen.«
    Lois war mitten in dieser Beschäftigung, als der junge Lord Moron in den Salon kam. Er war sehr nervös und aufgeregt.
    »Guten Morgen, Miss Reddle«, sagte er und sah sie scharf an. »Nun, fühlen Sie sich wohl?«
    »Nicht besonders«, lächelte Lois.
    »Das ist ein merkwürdiges Haus«, murmelte er dann. »Man hört alle möglichen Geräusche - in all diesen alten Häusern spukt es ein bißchen. Sind Sie nicht gestört worden - hat niemand laut auf der Straße gesprochen?«
    »Nein, ich bin nicht gestört worden«, sagte sie, und er atmete erleichtert auf.
    »Da bin ich sehr froh - Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich in Ihr Zimmer gehe und alles mitnehme, was ich noch brauche? Aber bitte erwähnen Sie es der Gräfin gegenüber nicht, sonst denkt sie wieder, ich sei ein vergeßlicher Mensch, und macht mir eine große Szene deswegen!«
    Lois versprach es, und er eilte aus dem Raum. Als sie nach oben ging, um sich für das Mittagessen umzuziehen, schaute sie zu dem Thronhimmel hinauf und sah, daß der Lautsprecher und die Drähte entfernt waren; sie hatte es auch nicht anders erwartet. Sie hätte sich sogar darüber amüsiert, wenn ihr nicht klar gewesen wäre, daß eine schreckliche Gefahr über ihr schwebte. Sie war sich bewußt, daß die Drohung irgendwie mit der Gräfin und ihrem Freund zusammenhing.
    »Lois Reddle schwebt in großer Gefahr!« Sie zitterte, als sie sich an diese Worte erinnerte. Zweimal war sie in der letzten Woche mit knapper Not dem Tod entgangen. Die Unglücksfälle hatten sich nicht zufällig ereignet, das stand jetzt fest. Aber wer konnte ihr nur nach dem Leben trachten? Und was hatte die Fotografie des jungen Offiziers mit ihr zu tun?
    In einem Punkt war sie schon zu einem Entschluß gekommen und hatte das auch Lizzy am Morgen mitgeteilt, während sie sich ankleideten. Sie wollte dieses Haus verlassen und lieber eine Weile ohne Stellung sein.
    Lady Moron erschien kurz vor dem Mittagessen im Salon, sah die Briefe durch und gab ihre Unterschrift, wo es notwendig war.
    Dann teilte ihr Lois ihre Absicht mit. Zu ihrer Überraschung war die große Frau nicht im mindesten erstaunt oder empört darüber.
    »Als ich Sie heute morgen sah, fürchtete ich schon, daß das kommen würde. Und ich kann es Ihnen auch nicht übelnehmen, Miss Reddle. Sie haben hier Schreckliches erlebt, obgleich ich annehme, daß die Störung, die Sie letzte Nacht hatten, nur in Ihrer Einbildung bestand.«
    Lois sagte nichts.
    »Wann wollen Sie gehen? Ich nehme an, so bald wie möglich? Nun gut, ich nehme es Ihnen nicht übel. Ich fühle, daß ich zum Teil dafür verantwortlich bin. Ich werde Ihnen ein Monatsgehalt auszahlen, und Sie können mich morgen verlassen.«
    Die beiden Gäste waren Chesney Praye und ein anderer Mann, den Lois noch nicht gesehen, von dem sie aber durch den

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