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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und sah den Butler ausgestreckt daliegen.
    »Das ist kein Anblick für Sie«, sagte sie dann liebenswürdig, schob das Mädchen auf den Gang zurück und schloß die Tür.
    Gleich darauf kam sie wieder heraus.
    »Ich glaube auch, daß er tot ist. Erzählen Sie mir doch, was sich zutrug. Aber besser läuten Sie erst Dr. Tappatt im Limbo-Klub an.«
    Lois sagte, daß sie schon Auftrag gegeben habe, einen Arzt zu rufen. Die Zofe hatte das Virgina-Krankenhaus angeläutet, das nur hundert Meter vom Chester Square entfernt lag, und als sie sich noch im Gang unterhielten, fuhr schon ein Krankenauto vor. Der Diener eilte hinaus und öffnete. Ein junger Arzt untersuchte kurz die ausgestreckte Gestalt und war anscheinend sehr verwundert.
    »Hat dieser Mann schon öfter Anfälle gehabt?« fragte er.
    »Ich habe nichts davon bemerkt. Solange er in meinen Diensten stand, war er vollständig gesund.«
    Lois war wieder in die Bibliothek mitgekommen und schaute ängstlich auf die reglose Gestalt.
    »Ich kann keine Wunde an ihm entdecken«, sagte der Arzt. »Ich werde die Krankenwärter rufen, daß sie ihn ins Krankenhaus bringen.«
    Er ging zur Eingangshalle zurück und gab den Leuten ein Zeichen. Eine Tragbahre wurde aus dem Krankenwagen gehoben und in die Bibliothek gebracht. Als sie Braime gerade aufheben wollten, hörte man plötzlich eilige Schritte in der Eingangshalle. Ein Mann bahnte sich rasch einen Weg in die Bibliothek. Er war erhitzt und ohne Hut, stand schwer atmend im Türeingang und schaute von einem zum anderen, bis sein Blick auf Lois fiel.
    »Gott sei Dank«, sagte er leise.
    Dann war er mit zwei großen Schritten an der Seite Braimes, der noch immer steif auf dem Boden lag.
    »Sind Sie Arzt?« begann Lady Moron.
    »Mein Name ist Michael Dorn - vielleicht haben Mylady meinen Namen noch nicht gehört«, sagte er schroff. Seine scharfen Augen suchten den Raum ab. Er ergriff eine chinesische Porzellanvase, in der Rosen standen, riß den Blumenstrauß heraus, warf ihn auf den Boden und schüttete das Wasser in das Gesicht des Butlers. Dann kniete er an seiner Seite nieder, zog die steifen Arme des Mannes hoch und drückte sie wieder gegen den Körper. Lois beobachtete ihn bestürzt. Er wandte die Wiederbelebungsmethoden an, mit denen man Ertrunkene ins Leben zurückzurufen sucht.
    »Sind Sie Arzt?« fragte der junge Mediziner ein wenig gereizt.
    »Nein«, sagte Michael, ohne sich stören zu lassen.
    »Darf ich Sie dann fragen, warum Sie so mit diesem Mann umgehen?«
    »Ich rette ihm das Leben«, erwiderte er kurz.
    Lady Moron drehte sich in diesem Augenblick um. Sie hatte die Stimme ihres Sohnes in der Eingangshalle gehört und eilte aus dem Raum, um ihn draußen aufzuhalten.
    »Was willst du, Selwyn?« fragte sie kalt.
    »Es ist etwas in der Bibliothek geschehen; sie sagten, der alte Braime hätte einen Anfall bekommen oder so etwas -ich dachte, ich könnte helfen.«
    »Geh bitte in dein Arbeitszimmer zurück, ich wünsche nicht, daß du dich über solche Sachen aufregst.«
    »Verdammt noch einmal«, begann der Graf. Aber ein Blick seiner Mutter brachte ihn zum Schweigen, und er entfernte sich wieder.
    Die Gräfin wartete, bis er außer Sicht war, und ging dann zu der kleinen Gruppe zurück, die Michael Dorn und seine anscheinend nutzlosen Bemühungen beobachtete. Nach einigen Minuten sagte der Arzt: »Dieser Mann muß ins Krankenhaus gebracht werden - Mr. Dorn.«
    Lady Morons Besuch war nun auch herbeigekommen. Chesney Praye hatte gesehen, daß der Detektiv im Haus war, aber in Gegenwart der Gräfin hatte er Mut.
    »Sie werden den Mann wahrscheinlich töten, Dorn. Lassen Sie ihn doch ins Krankenhaus bringen, wo man sich seiner richtig annehmen kann.«
    Michael antwortete nicht. Der Schweiß lief ihm von der Stirn. Er hielt einen Augenblick inne, zog eilig sein Jackett aus und nahm die Arbeit wieder auf.
    »Ich will nur hoffen, daß Sie ein besserer Arzt als Detektiv sind«, sagte Chesney ärgerlich.
    »Im Augenblick bin ich ein ebenso guter Arzt wie Sie ein Gauner«, sagte Dorn, ohne sich nach ihm umzudrehen. »Und auf jeden Fall bin ich ein besserer Detektiv, als Sie ein Verbrecher sind. Er kommt wieder zu sich.«
    Zu Lois' größtem Erstaunen bewegten sich Braimes Augenlider. Sie sah, wie sich seine Brust hob und senkte, ohne daß Dorn half.
    »Ich hoffe, daß er sich wieder erholt«, sagte Dorn, stand auf und wischte sich die Stirn.
    »Sind Sie Detektiv?« fragte der junge Arzt.
    »So etwas Ähnliches«, sagte

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