037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
ihn die Sache untersuchen.
Es wird ihm guttun.“
Woraufhin sie ihre Abmachung mit einem Zwinkern besiegelte.
Nachdem Rogers losgegangen war, um etwas Suppe und Brot in der Nähe zu besorgen, blickte Stephens erwartungsvoll auf Jack. Der trug die Pläne hinüber zum Sofa und kniete sich daneben, um sich von Stephens einiges erklären zu lassen. Nach kürzester Zeit gingen sie die Zeichnungen und Angaben Punkt für Punkt durch.
Mariah sah ihnen eine Weile fasziniert zu und trat dann hinaus in das größere Büro, um sich ein wenig nützlich zu machen. Als Rogers mit Essen und Bier zurückkam, hatte sie ihre Jacke und Handschuhe ausgezogen und damit begonnen, etwas Ordnung zu schaffen. Dann bestand sie darauf, dass Stephens die Suppe und das Brot zu sich nahm und das starke, dunkle Bier trank. Wie sie es alle gehofft hatten, taten das warme Essen und das schwere Getränk bald ihre Wirkung und er fiel in einen erschöpften Schlaf.
„Wir sollten ihn nach Hause bringen, damit er in einem richtigen Bett schlafen kann“, sagte sie und strich Stephens über die selbst im Schlaf gerunzelte Stirn.
„Sie werden ihn nirgendwohin bringen.“ Jack stand auf und griff nach seinem Hut.
„Sie haben um elf einen Termin, oder haben Sie das vergessen?“
„Aber wir können ihn doch nicht einfach hier liegenlassen.“ Ungläubig starrte sie Jack an. „Er braucht Hilfe.“
„In der Tat. Aber nicht die Art von Hilfe, die Sie gerne erteilen.“ Er hielt ihr die Jacke hin. „Jedenfalls jetzt noch nicht. Und jetzt ziehen Sie Hut und Handschuhe an.“ Weil sie sich noch immer nicht von der Stelle rührte, seufzte er gequält. „Nachdem ich Sie der Modewelt überlassen habe, komme ich hierher zurück.“
„Wirklich?“ Damit hatte er ihrer Empörung das Wasser abgegraben.
„Seine Pläne sind wie ein Puzzle. Und eine interessante Herausforderung. Aber es ist machbar. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich die Möglichkeit hatte, in diesem Bereich zu arbeiten.“
Sie spürte, dass er jedes seiner Worte auch so meinte, und zog sich Jacke und Handschuhe über. Sie redeten nicht weiter über Stephens, das Thema Hochzeit oder die acht Tage, die ihr noch blieben. Als sie Le Beau Chapeau erreichten, wagte sie noch nicht einmal mehr, ihn anzusehen, geschweige denn das Wort an ihn zu richten. Gut aussehend, intelligent, ehrenhaft, anteilnehmend – er war ein guter Mann. Nein, nicht nur das – er war der beste. Und falls er ihr in die Augen blickte, wären ihre Gefühle für ihn darin offen ersichtlich.
An diesem Nachmittag konnte sie sich kaum auf Hüte konzentrieren. In Gedanken war sie in dem zugigen Fabrikgebäude und bei Jack, der Stephens so großzügig seine Hilfe angeboten hatte, um die Probleme zu lösen. Hatte er das für sie oder für Stephens getan? Spielte es eine Rolle?
Als eine Kutsche sie um vier Uhr abholen kam, saß er nicht darin, und kam auch später im Hotel weder zum Tee noch zum Abendessen. Sie fragte sich, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, dass er mit Stephens arbeite. Nachdem sie zwei Stunden lang an einem Brief an Carson und alle ihre Angestellten zu Hause gesessen hatte, in dem sie ihre Reise schildern wollte, beschloss sie, hinunter ins Foyer zu gehen und sich zur Ablenkung eine Zeitung zu kaufen.
Im Foyer war es ruhig, wenn auch gelegentlich das Geräusch von Stimmen und Gelächter aus der Bar herüber klang. Während der Page ihre Pfundnote in Kleingeld wechselte, konnte sie sehen, dass beide Schlüssel zu Jacks Zimmer noch an ihren Haken an der Rezeption hingen. Er war offensichtlich noch nicht zurück. Sie sah auf die Uhr, die in der Hotelhalle hing – es war halb elf –, beschloss, im Foyer auf ihn zu warten und ging sich einen warmen Schal aus ihrem Zimmer holen. Sie hatte eine plausible Entschuldigung: Sie machte sich Sorgen um Stephens und wollte wissen, ob es ihm besser ginge.
Gäste kamen und gingen. Die meisten waren in eleganter Abendkleidung, einige schon mehr als angetrunken. Erst eine volle Stunde später kam Jack mit seinem Jackett über einer Schulter, Weste und Krawatte in der Hand, durch die Türen des Hotels. Er blieb kurz vor dem Nachtportier stehen und zog Hut und Mantel aus.
Seine Hemdsärmel waren aufgerollt und sein Haar völlig zerzaust. Sie stand auf, und der Gedanke durchfuhr sie, dass sie noch nie einen schöneren Mann gesehen hatte.
Er blieb stehen, als er sie sah. Er sah zugleich erschöpft und glücklich aus.
„Wie lief es?“, fragte sie und
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