037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Kampf vor dem eigensinnigen, alles vereinnahmenden Glücksgefühl, das sich in seinem Herzen ausbreitete. Er konnte es nicht zulassen, dass die intelligente, bezaubernde, dickköpfige, leidenschaftliche und liebevolle Mariah mit einem anderen vor den Altar trat und somit aus seinem Leben verschwand. Er selbst würde vor dem Altar stehen müssen. Er selbst würde sie heiraten müssen. Ein Leben ohne sie konnte er sich nicht mehr vorstellen.
„Das ist ein so wertvolles Geschenk, dass ich es kaum annehmen kann, Mariah Eller“, erwiderte er und verbannte jeglichen Gedanken an die Konsequenzen. „Doch ich werde es schätzen, solange ich lebe. Und ich bete dafür, dass ich es eines Tages wert sein werde.“
Das Foyer des Claridge’s war in der Tat menschenleer, als Jack an diesem Abend durch die Tür kam, doch die Bar war es nicht. Ein zweites Paar Augen hatte ihn erblickt, sobald er das Hotel betrat.
Lord Marchant hatte seinen bevorzugten Spielclub nach einer ärgerlichen Pechsträhne früher als sonst verlassen. Bertie hatte ihn gebeten, einige angetrunkene Preußen zurück zu ihrem Hotel zu begleiten, und diese hatten darauf bestanden, dass er noch etwas mit ihnen trinke. Es kam ihm angemessen vor, zu akzeptieren, denn schließlich gaben sie gerade sein verdammtes Geld aus.
Einer der Preußen, der schon viel zu tief ins Glas geschaut hatte, begann, eine allem Anschein nach sehr rührselige Geschichte über eine heldenhafte Schlacht zu erzählen – leider auf Deutsch. Marchant gab sich gerade alle Mühe, seinen Brandy trotz dem unverständlichen Gequassel des Kerls zu genießen, als er ein bekanntes Gesicht im Foyer erblickte.
St. Lawrence. Seine Stimmung besserte sich schlagartig. Der eiserne Jack war zwar auch nicht gerade die amüsanteste Gesellschaft, aber eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zu den schwermütigen Preußen. Er stand auf, um Jack entgegen zu gehen, blieb aber am Eingang der Bar stehen, als er eine Frauenstimme Jacks Namen sagen hörte. Unwillkürlich trat er zur Seite, blinzelte und setzte sein Monokel auf, um sie besser erkennen zu können.
Eine vage Erinnerung und eine blitzschnelle Folgerung brachten Marchants Hirn in die Gänge.
Die Witwe? Wieso hatte St. Lawrence sie hierhergebracht? Nach London? Ihm blieb der Mund offenstehen, als die neueste Eroberung des Prinzen von Wales ihre Arme um Jack warf, und dieser sie fest an sich zog, und sie wie ein verliebter Schuljunge im Kreis herum wirbelte. Mitten im Foyer des Claridge’s!
Marchant musste sich zusammenreißen, um nicht mit den Augen zu zwinkern, und starrte Mariah weiterhin an, um nicht eine Sekunde dieses Spektakels zu verpassen.
Mariah Eller strahlte Jack so vertraut an, dass Marchant sofort klar war, dass diese beiden nähere Bekanntschaft geschlossen haben mussten. Als sie die Hand erhob, um ihm übers Gesicht zu streichen, drehten sie sich gerade weit genug, damit Marchant Jacks Gesichtsausdruck sehen konnte.
Keine Spur mehr von der unerschütterlichen Selbstbeherrschung, der kaum verborgenen Arroganz, der moralischen Überheblichkeit, mit der er es immer wieder geschafft hatte, den anderen engen Freunden des Prinzen auf die Nerven zu fallen.
Hinter seinem Rücken nannten sie ihn den eisernen Jack. Den Hüter des Anstands.
Doch jetzt stand ihm das gleiche idiotische Glück wie ihr ins aristokratische Gesicht geschrieben.
Himmelherrgott .
Jack hatte eine Affäre mit der neuen Herzensdame des Prinzen! Die er und Jack im Auftrag des Prinzen verheiraten sollten. Und allem Anschein nach war dies nicht nur eine flüchtige Liaison, sondern eine ausgewachsene Liebesgeschichte .
Er sah den beiden nach, als sie zusammen zur Treppe gingen. Jack hatte noch immer den Arm um sie gelegt, und die Witwe himmelte ihn an, als sei er der Messias.
Der eiserne Jack war verliebt.
Marchant lehnte sich gegen den Türrahmen und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht, um wieder nüchtern zu werden und darüber nachdenken zu können, was nun am besten zu tun sei. Bertie würde sie alle zur Hölle jagen, wenn er dies herausfände. Bertie mochte St. Lawrence – mochte die ganze verdammte St. Lawrence-Familie. Also würde er die Schuld auf jemand anderen schieben wollen.
Jemanden, den er damit beauftragt hatte, sich das Einverständnis der Witwe zu sichern. Plötzlich schien ihm sein Hemdkragen so eng, dass er ihm die Luft abschnürte.
Irgendjemand musste mit Jack reden und ihn von seinem irrwitzigen Verhalten abbringen – und zwar
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