0371 - Attentat auf die Sonne
gelassene und stets beherrschte Captain Fang-Lu konnte seine innere Erregung kaum verhehlen. Inzwischen wußten die beiden Offiziere auch wer die beiden Agenten waren, denen sie den Notruf Nr. EINS zu verdanken hatten.
Das Geschwader hatte sich nun restlos aufgelöst. Einzeln und oft Lichtstunden voneinander entfernt sicherten die Einheiten die rote Doppelsonne gegen den Raum in Form einer Siebschale ab. Bisher hatte noch kein Schiff der Akonen versucht, die Sperre zu durchbrechen. Rhodan vertrat sogar die Ansicht, daß man sie nicht einmal bemerkt hatte.
Die NEWPORT flog abermals die grellweiße Zwergsonne an und ging in den bewährten Orterschutz.
In ihrer Begleitung befand sich ein Schlachtraumer der Ultraklasse mit einem Spezial-Landekommando an Bord. Dazu gehörten auch Kampfroboter modernsten Typs. Rhodan rechnete mit einer gewaltsamen Befreiungsaktion für Gucky und Harl Dephin.
„Ausgangsposition erreicht", gab Morbote bekannt, als der Antrieb ausgeschaltet war und die NEWPORT die weiße Sonne umlief. Das Ultraschlachtschiff hielt sich kaum fünfzig Kilometer entfernt.
„Von hier aus läßt sich der Planet der Akonen in guter Deckung beobachten."
Rhodan stand neben Fang-Lu vor dem Panoramaschirm. Er studierte die rote Doppelsonne, die erst in der Vergrößerung zu zwei Sternen wurde.
„Ausgezeichnet gewählt für einen geheimen Stützpunkt", erkannte er neidlos an. „Hätte der Zufall nicht mitgespielt, wären wir niemals auf den Gedanken gekommen, hier den Ausgangspunkt eines Angriffs zu vermuten." Über sein Gesicht huschte ein Schatten. „Wenn wir doch nur eine Ahnung hätten, welcher Art dieser Angriff sein wird..."
Fang-Lu überwand seine Nervosität und Verlegenheit.
„Ich schlug schon vor, Sir, eines unserer Schiffe bis zum roten Doppelsystem vorstoßen zu lassen, so als sei es versehentlich in diesen Sektor geraten. Wir könnten den Vorgang von hier aus beobachten und aus dem, was geschieht oder nicht geschieht, unsere Schlüsse ziehen. Ich meine daß es sinnlos ist, hier abzuwarten ob etwas passiert oder nicht."
„Ich habe Ihren Vorschlag nicht vergessen, Captain, und bereits meine Anweisungen gegeben."
Rhodan sah auf seine Uhr. „In einer halben Stunde wird von der TIFFLOR aus eine Korvette ausgeschleust. Sie ist mit fünfzehn Freiwilligen bemannt und hat den Auftrag, den unbekannten Planeten anzusteuern und auf ihm zu landen. Wir werden das Schiff nicht aus unseren Orten lassen.
Alle Kommandanten wurden unterrichtet. Die Korvette steht somit unter ständiger Kontrolle. Sollte sie angegriffen werden, haben wir einen plausiblen Grund, unsere passive Haltung aufzugeben. Niemand wird uns vorwerfen können, den ersten Schuß abgegeben zu haben."
Fang-Lu zeigte sichtliche Erleichterung.
„Danke, Sir. Es beruhigt mich ungemein zu wissen, daß wir nicht untätig hier herumsitzen müssen.
Das haben wir schon lange genug getan."
„Untertreiben Sie nicht, Captain. Von Ihrem Kommandanten habe ich erfahren, daß Sie alle anstrengende Tage hinter sich haben. Ich bin froh, wenn das hier vorbei ist."
Später beobachten sie auf dem Panoramaschirm, wie die Korvette, ein Kugelraumer mit sechzig Metern Durchmesser, aus dem Hangar der riesigen TIFFLOR schoß, Fahrt aufnahm und in Richtung der roten Doppelsonne im All verschwand. Nach geraumer Zeit tauchte das Schiff dann auf den überlichtschnell arbeitenden Orterschirmen auf. Das Echo war genau zu erkennen.
„Jetzt wird es sich entscheiden", murmelte Rhodan unsicher.
Er wußte, welches Risiko die Männer in der Korvette eingingen, aber es gab kaum eine andere Möglichkeit, die Abwehr der Akonen zu testen.
Auf den Orterschirmen waren plötzlich noch andere Echos. Die Energietaster der NEWPORT registrierten Raumschiffe unterschiedlicher Größenordnung, die sich der Korvette in losem Verband näherten, ohne jedoch das Feuer zu eröffnen. Auch die Korvette verhielt sich befehlsgemäß passiv.
Rhodan sah keinen Grund zum Eingreifen, als die Korvette schließlich von den Schiffen der Akonen eingeschlossen und zur Oberfläche des Planeten abgedrängt wurde. Man hätte genausogut behaupten können, ein Empfangskomitee geleite die Korvette voller Hilfsbereitschaft zur Welt eines treuen Verbündeten hinab.
Es kam ganz auf den jeweiligen Standpunkt an.
*
Als Tathos von Abessos über die Annäherung eines terranischen Kleinschiffes informiert wurde, war sein erster Gedanke, es vernichten zu lassen, aber dann zögerte er. Nicht umsonst
Weitere Kostenlose Bücher