0371 - Der unheimliche Dschinn
nur eine einzige Möglichkeit«, kicherte der Dschinn. »Nämlich, zu sterben, ehe du mir den siebten Auftrag erteilen kannst. Dann gehe ich leer aus. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Nun, Herr, habe ich dir zum zweiten Mal gedient.«
Sparks konnte gerade noch ein wütendes »Fahr zur Hölle« unterdrücken - es wäre der dritte Befehl gewesen.
Der Dschinn zog sich in die Flasche zurück. Sparks lehnte sich weit zurück und betrachtete das Objekt. Allmählich wurde es ihm doch ein wenig mulmig. Noch fünf Dienste… und wie schnell waren sie vertan…
Er straffte sich.
»Es wäre das erste Mal, daß ein Außerordentlicher Geisterjäger Ihrer Königlichen Hoheit keinen Ausweg findet«, sagte er. »Ich werde ihn schon austricksen, diesen cognacsüchtigen Flaschengeist. Der wird sich noch wundern - meine Seele kriegt er jedenfalls nicht.«
Othmarsen hob die Brauen. »Vermutlich«, überlegte er, »haben deine Vorgänger das auch gesagt.«
***
Zamorra erhob sich. »Wir brauchen den Dhyarra-Kristall«, sagte er.
Nicole sah ihn fragend an. »Willst du einen fliegenden Teppich benutzen?« fragte sie erstaunt.
»Wie kommst du darauf?«
»Nun, wenn ich mich recht entsinne, hat man uns seinerzeit in der Straße der Götter vorgeführt, wie einfach man mit der Magie eines Dhyarra-Kristalls einen Teppich zum Fliegen bringen kann«, sagte Nicole. [1]
»Und du meinst, da wir uns in einem orientalischen Land befinden…?« Zamorra schürzte die Lippen. »Die Idee an sich wäre schon originell. Nur fürchte ich, daß man von oben her auch nicht besser in diese abgesicherte Zone kommt. Nein, ich habe etwas anderes vor. Ich werde mich tot stellen.«
»Wie das?«
»Du wirst mich mit der Dhyarra-Magie abschirmen«, sagte Zamorra. »Wenn diese Kraftquelle auf die Annäherung der Aura eines lebenden, denkenden Wesens anspricht, wird es auf etwas Totes nicht reagieren.«
»Das Amulett…«
»Oft genug kam es mir in letzter Zeit schon vor, als wäre es so etwas wie ein denkendes Wesen«, sagte Zamorra. »Es muß irgendwo in einer Zwischensphäre einzuordnen sein. Aber das spielt hierbei keine Rolle. Wichtig ist nur, daß alles abgeschirmt werden muß, was mich als lebendes, denkendes Wesen verraten könnte.«
Nicole nickte. »Gut. Es ist zumindest einen Versuch wert.«
Zamorra ging zum Wagen zurück. Er machte einen Bogen um das Zeltlager der Wissenschaftler, als er sah, daß sie ausnahmslos ihre Gebetsteppiche ausgerollt hatten und gen Mekka geneigt ihre Gebete verrichteten; er wollte ihre Andacht nicht stören. Er holte den Kristall aus dem flachen Koffer und kehrte zu Nicole zurück.
»Hier«, sagte er. »Versuche den Kristall so auszusteuern, daß er mich vollkommen in ein Schutzfeld einhüllt.«
Nicole nickte. Sie aktivierte den Kristall und konzentrierte sich auf die entsprechenden Anweisungen. Es war schwierig, eine abstrakte Vorstellung so weit in klare Bilder zu fassen, daß der Kristall sie zu verarbeiten vermochte. Zamorra wartete, bis Nicole ihm zunickte, dann setzte er sich in Bewegung. Zum dritten Mal versuchte er in die Tabuzone jenseits der unsichtbaren Sperre einzudringen.
Der Kristall in Nicoles Händen sandte blaue Lichtschauer aus.
Zamorra hatte das Amulett vorsichtshalber stillgelegt, damit es nicht auch abgeschirmt werden mußte - im aktiven Zustand hätte das wahrscheinlich weitere Energien gekostet.
Diesmal fiel Zamorra das Vordringen leichter. Er konnte sich völlig normal bewegen. Er rechnete zwar jeden Moment damit, daß die Sperre auf ihn reagierte und ihn aufhielt, aber nichts geschah. Schließlich war er fast im Mittelpunkt eines großen Innenhofes angelangt. Er blieb stehen und sah sich um. Konnte dies das Zentrum der magischen Kraftquelle sein?
Er aktivierte vorsichtig das Amulett.
Merlins Stern erwärmte sich sofort, und Zamorra spürte, wie die Übelkeit in ihm hochschoß. Die Aktivierung des Amuletts hatte die Abschirmung von innen her durchbrochen. Sofort legte er es wieder still.
Er sah sich um, versuchte Auffälligkeiten zu entdecken. Und dann erkannte er sie tatsächlich. Überall an den Wänden waren magische Zeichen angebracht. Die Abwehrmagie wirkte also nicht aus sich heraus, auch nicht von einem einzigen Punkt aus, sondern sie war eine Art Schutzfeld. Er nickte anerkennend. Genauso hatte er damals die dämonenschreckende Abschirmung um Château Montagne errichtet, mit einer Reihe von Bannzeichen, die keine Dämonen oder sonstigen Schwarzblütler eindringen ließen,
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