0373 - Echsenmenschen greifen an
Unvorhersehbarkeit.
Gatnor orientierte sich. »Hier ist die Wohnstadt«, murmelte er. »Der Tempel… laß mich nachdenken. Der Gebirgsdschungel… der Bach… hier!« Er griff in die Projektion hinein und markierte die Stelle mit einem Leuchtfleck. »Hier muß es gewesen sein. Hier ist das Weltentor entstanden. Hier hat der Austausch stattgefunden.«
»Du brauchst ja ganz schön lange, um die Stelle zu finden«, sagte Ti-Ak Shats grimmig. »Solltet ihr vielleicht ein bißchen die Kontrolle über den Versuch verloren haben?«
Gatnor fuhr zu ihm herum. Seine Kiefer schnappten blitzschnell. »Ignorant«, zischte er. »Was weißt du schon davon? Es liegt daran, daß eure schlechte Kartenprojektion eine andere Perspektive besitzt als die Weltübersicht im Tempel.«
»Woran das wohl liegen mag«, murmelte Shats. »Ob ihr sie wohl ein paar Jahrzehnte lang nicht mehr auf den neusten Stand gebracht habt…?«
»Willst du streiten?« zischte Gatnor.
»Das Genick brechen will ich dir«, versicherte Shats. »Gut, du bist also sicher, da du uns den richtigen Ort gezeigt hast?«
»Natürlich!«
»Dann werden wir uns jetzt dorthin begeben und nach dem Tier suchen, das ihr hergeholt habt«, sagte Norr. »Und du kommst mit, Freund Gatnor. Ich werde es nicht zulassen, daß ihr möglicherweise Forschungen anstellt und die Ergebnisse für euch behaltet. Was auch immer in der Entropieforschung geschieht, geht alle etwas an -nicht nur die Angehörigen deiner obskuren Sekte.«
»Sekte!« Gatnor zischte verächtlich. »Es ist eine Wissenschaft.«
»Ja, ja. Das erzähl deinen Nachplapperern… und jetzt bewege dich. Ich möchte sicher gehen, daß wir dieses Tier auch tatsächlich entdecken.«
***
Instinktiv konzentrierte Teri Rheken sich auf den zeitlosen Sprung , um sich innerhalb eines Sekundenbruchteils vor den zupackenden Pranken der Bestie in Sicherheit zu bringen. Sie machte auch den auslösenden Schritt -vorsichtshalber rückwärts.
Bloß geschah nichts.
Sie spürte wohl ein starkes Ziehen im Hinterkopf, aber sie blieb, wo sie sich befand. Nur weil sie den Rückwärtsschritt gemacht hatte und über eine Bodenunebenheit stolperte, wischten die Pranken über sie hinweg.
Sie fand keine Zeit, sich über das offensichtliche Versagen ihrer Druidenkraft zu wundern. Sie drehte sich, raffte sich wieder auf und rettete sich mit einem wilden Sprung ins Wasser.
Das Monstrum blieb stehen und grunzte. Offenbar hatte es nicht damit gerechnet, daß das schon sichere Opfer ihm entwischen würde.
Teri lief in den Bach hinein. Sie erreichte eines der Baum-Stücke und versuchte, es festzuhalten.
Das Monstrum richtete sich jetzt zur vollen Größe auf. Es war ungefähr vier Meter groß, ging auf zwei Beinen aufrecht und besaß zwei riesige Arme. Die grünliche, glatte Echsenhaut war mit allerlei Pflanzenresten behängen, die das Ungeheuer beim Durchbrechen durchs Unterholz losgerissen hatte. Lange, scharfe Krallen an den Pranken funkelten im Mondlicht. Augen blitzten tückisch.
Mit lautem Aufbrüllen griff das Monstrum wieder an. Es schreckte nicht vor dem Wasser zurück.
Wieder versuchte Teri, ihre Druiden-Kraft zu benutzen. Sie zerrte an dem Stück Baumstamm, wuchtete es hoch. Diesmal packte ihre Magie. Leicht wie ein dünner Ast wurde der Stamm, den Teri aus dem Wasser hochriß und als gigantische Keule gegen das Ungeheuer schwenkte. Das Biest riß instinktiv die Pranken hoch und versuchte den Schlag abzuwehren, war dabei aber zu langsam. Der Stamm, den Teri im gleichen Moment wieder schwer werden ließ, traf die Riesenechse und schleuderte sie quer über den Bach hinweg auf die andere Seite. Dort prallte das Ungeheuer auf harten Boden und blieb benommen liegen.
Teri atmete tief durch. Innerhalb von Sekunden war ihr Körper schweißüberströmt. Sie hätte den Stamm mit ihrer Druiden-Kraft keine halbe Sekunde länger halten können!
Was ist mit mir los ? fragte sie sich. Warum funktioniert die Kraft hier nicht mehr richtig?
Da stimmte doch etwas nicht! Galten in dieser Welt andere magische Gesetzmäßigkeiten?
Sie sah, wie das Ungeheuer sich wieder aufrichtete. Es hatte den wuchtigen Schlag erschreckend gut verkraftet.
Teri versuchte es noch einmal mit dem zeitlosen Sprung. Sie mobilisierte alle Kraft, über die sie noch verfügte. Wieder entstand das heftige Ziehen in ihrem Hinterkopf, wurde schmerzhaft stark und drohte ihr die Besinnung zu rauben. Aber als sie die auslösende Bewegung machte, funktionierte es diesmal. Sie
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