0376 - Der Turm des Ungeheuers
geschrumpft, durch diverse Zerstörungen. Aber der hier war einer der neuen, und gleich einer der superstarken.
Sara Moon lächelte.
Sie mußte es schaffen, ihn noch weiter aufzustocken. Sie liebte die Macht, die sie nach so langer Zeit endlich errungen hatte. Sie wollte diese Macht nicht wieder verlieren.
Und jetzt - verschwinden.
Per zeitlosem Sprung. Irgendwohin, auf den Kontinent. Dort würde sie sich nach einem anderen Schiff umsehen, nach einer anderen Passage. Und dort würde sie auch nicht wieder so leichtsinnig sein, ihren richtigen Namen anzugeben. Bei der Fahrt mit der MS MONICA REGINA hatte sie einfach nicht geglaubt, daß jemand auf die Idee kommen könnte, sie hätte sich ausgerechnet auf ein Schiff zurückgezogen. Zamorra hatte sie aber gefunden.
Also würde sie ihre Identität verändern. Eine andere Haarfarbe, ein anderer Name konnte schon genügen.
Aber erst einmal mußte sie von hier fort.
Sie konzentrierte sich auf den zeitlosen Sprung.
Aber es war bereits zu spät…
***
Im Salon war das Essen bereits serviert worden und kühlte ab. Captain Steve B. Yerl saß vor seinem schon fast leeren Teller und sah Zamorra kopfschüttelnd an. In Nicoles Augen stand eine große Frage.
»Wo haben Sie so lange gesteckt, Professor?« fragte der Captain. »Sind Sie in die falsche Richtung gegangen…«
»Sie haben eine Passagierin namens Sara Moon an Bord, nicht wahr?«
Nicole zuckte zusammen. »Sara…?«
»Ich habe sie gesehen«, sagte er knapp.
»Ich weiß es nicht, Professor«, sagte Yerl. »Eine VIP kann sie nicht sein, sonst wäre ihr Name mir bekannt.«
»Sie wird sich auch hüten, als Very Important Person aufzutreten«, sagte Zamorra. »Ich muß wissen, in welcher Kabine sie einquartiert ist. Ich muß es sofort wissen.«
Yerl schüttelte erstaunt den Kopf.
»Ich darf Ihnen diese Auskunft nicht geben«, sagte er.
»Bei Stephan Möbius haben Sie uns erzählt, wo seine Kabine ist«, sagte Nicole.
»Das ist ein Ausnahmefall«, erwiderte der Captain. »Ich wurde informiert, daß Sie mit Herrn Möbius Zusammentreffen sollten. Aber ich darf nicht über jeden einzelnen Passagier…«
»Vielleicht hilft es Ihnen bei der Entscheidungsfindung«, sagte Zamorra schroff, »daß Herr Stephan Möbius von Sara Moon angegriffen wurde und sich derzeit in der Krankenstation Ihres stolzen Schiffes befindet.«
»Er ist verletzt?« fuhr Nicole auf. »Was ist passiert?«
»Details später. Er lebt noch«, sagte Zamorra und sah wieder Yerl an. Durchdringend.
Der Captain fühlte sich sichtbar unbehaglich. »Ich habe meine Vorschriften…«
Zamorra beschloß, ein paar Karten aufzudecken.
»Ich wurde hierher geschickt«, sagte er, »weil Möbius junior ein Attentat auf seinen Vater befürchtete. Das Attentat hat stattgefunden. Die Täterin war diese Sara Moon. Sie ist mir entkommen. Ich will wissen, in welcher Kabine sie sich befindet.«
»Sie sind mir als Parapsychologe avisiert…«
»Dann wissen Sie jetzt, daß ich nebenbei Herrn Möbius zu schützen habe, und der Teufel wird Sie holen, Captain, wenn Sie mir dabei Steine in den Weg legen.«
»Sie verstehen sicher, daß ich erst bei der Reederei zurückfragen muß…«
»Fragen Sie direkt in Frankfurt, Germany, nach, in der Konzernzentrale. Die ist auch nachts besetzt. Ich kann Ihnen auch die Telefonnummer von Carsten Möbius’ Privatanschluß geben…«
»Wir können es doch viel einfacher haben«, schlug Nicole vor. »Fragen Sie Stephan Möbius selbst, Captain. Er wird Ihnen die entsprechenden Genehmigungen und Anweisungen schon geben.«
Zehn Minuten später wußte Zamorra, wo er die Kabine von Sara Moon finden konnte.
Er hoffte, daß er in dieser Kabine auch Sara Moon fand…
***
Zu dieser Zeit befand sich das Schiff längst in jener Konstellation, die als »Bermunda-Dreieck« traurige Berühmtheit erlangt hatte. Es bewegte sich weiterhein mit einer Geschwindigkeit von rund dreißig Knoten tiefer in das Sargassomeer hinein, das stellenweise von Algen dermaßen überwuchert war, daß Schiffe sich darin verfangen konnten. Aber diese Gebiete berührte der Kurs der MS MONICA REGINA nicht. Das Passagierschiff wich den besonders schlimmen Zonen weiträumig aus.
An eine Gefahr glaubten weder der Kapitän noch sonst jemand von der Besatzung auch nur eine Sekunde lang.
Die Gefahr kam auch von einer ganz anderen Seite.
Und es war längst zu spät, ihr zu entkommen…
***
Die Kabinentür flog auf! Von außen war sie entriegelt worden, und ein Mann
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