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0376 - Der Turm des Ungeheuers

0376 - Der Turm des Ungeheuers

Titel: 0376 - Der Turm des Ungeheuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht…
    ***
    Sara Moon reagierte reflexhaft. Blindlings schlug sie zu, lange trainierte Abwehrgriffe, und hielt sich den Mann vom Leibe. Sie registrierte nicht einmal, wer er war, sie wußte nur, daß er sie festhalten wollte. Ausgerechnet jetzt.
    Sie blendete ihn.
    Sie rannte weiter. Da hörte sie hinter sich auf der Treppe Schritte, sah sich um und erkannte Zamorra, der gerade auf den anderen Angreifer traf.
    Sie löste den zeitlosen Sprung aus.
    Blindlings floh sie vor Zamorra, ohne ein bestimmtes Ziel anzupeilen!
    Der unkontrollierte Sprung trug sie vom Schiff.
    Sie fühlte sich schwerelos. Etwas länger als eine Sekunde, dann schlug sie in aufspritzendem Wasser ein und sank sofort wie ein Stein in die Tiefe. Im Panikreflex atmete sie ein und schluckte Wasser in Magen und Lunge. Sie wollte schreien und begriff dann, daß sie sich im Wasser befand.
    Ihr ungezielter Notsprung hatte sie über die Grenzen des Passagierschiffes hinweggetragen und ins Wasser des Atlantischen Ozeans stürzen lassen, in die Randzonen des Sargassomeers.
    Zamorra hatte sie zwar garantiert nicht mehr gesehen, aber dafür war sie jetzt vom Regen in die Traufe geraten -buchstäblich!
    Das Wasser in der Lunge zwang sie zum Husten, zum Atemreflex, und das verschlimmerte die Sache nur noch.
    Mit letzter Kraft konzentrierte sie sich auf ihre Kabine im Schiff, machte eine schwimmende Vorwärtsbewegung unter Wasser und fühlte, wie der zeitlose Sprung einsetzte.
    Plötzlich war da wieder Luft um sie herum, und sie stützte und verlor das Bewußtsein.
    ***
    Zamorra blieb stehen. Wieder hatte das Amulett Magie festgestellt. Der Meister des Übersinnlichen begriff, daß Sara Moon sich per zeitlosem Sprung entfernt hatte. Sie war geflohen.
    Und auf diesem Weg konnte er ihr nicht folgen.
    Augenblicke später kam noch eine »Meldung« des Amuletts, diesmal entschieden schwächer. Die entartete Druidin befand sich also noch an Bord des Schiffes…
    Aber für Zamorra unerreichbar, wenigstens im Moment. Er konnte sie mit dem Amulett nicht anpeilen.
    Er kehrte zu Stephan Möbius zurück. Der lehnte am Treppengeländer und sah blicklos vor sich hin.
    Das paßte eigentlich gar nicht zu dem alten Eisenfresser.
    »He, Stephan!« sprach Zamorra ihn an, das Amulett wieder hinter den Hemdknöpfen verschließend. »Was ist mit dir los?«
    »Ich bin blind«, murmelte der Konzernchef. »Zamorra - du bist doch Zamorra? Ich bin blind, verdammt, dieses Biest hat mich geblendet!«
    »Vielleicht nur vorübergehend«, sagte Zamorra. »Es war Sara Moon, nicht wahr?«
    »Ich nehme es an. Ich kenne sie nicht«, sagte Möbius rauh. »Wie kommst du überhaupt hierher?«
    »Carsten hatte ein ungutes Gefühl«, sagte Zamorra. »Er meinte, es würde etwas passieren. Also hat er uns hergeschickt. Und siehe da - er hatte recht. Und ich bin natürlich zu spät gekommen… Was will Sara Moon überhaupt hier? Ich kann es kaum glauben, daß sie hier ist. Ausgerechnet hier!«
    »Die Welt ist eben verdammt klein, Zamorra. Kannst du mich zum Medizinmann schleifen? Ich will wissen, was mit meinen Augen los ist, zum Teufel. Himmel, wenn das eine endgültige Sache ist… Ich bringe dieses Biest um! Ich breche ihr jeden Knochen einzeln im Leib… und wenn sie tausendmal eine Frau ist!«
    »Das haben schon andere Leute versucht«, sagte Zamorra. »Sie ist wie eine Katze mit sieben Leben. Vielleicht hat sie auch noch mehr. Und irgendwie erscheint mir das hier alles in einem ganz neuen Licht. Weißt du, daß sie die ERHABENE der Dynastie ist?«
    »Woher? Sie hat’s mir nicht gesagt. Ich - was ist sie?«
    Zamorra wiederholte seine Feststellung.
    »Oh, verdammt«, murmelte Möbius. »Los, bring mich zum Arzt. Irgendwo wird uns doch jemand über den Weg laufen, der weiß, wo das Krankenhaus in dieser schwimmenden Stadt ist.«
    Zamorra griff nach dem Arm des Industriellen und sah sich um, ob es Wegmarkierungen gab. Es wunderte ihn, daß auf Sara Moons Schrei niemand reagiert hatte. Aber vielleicht waren Passagiere und Besatzung überall anderswo beschäftigt. Während Zamorra nach einem Hinweis auf das Bordlazarett suchte, erzählten sie sich gegenseitig ihre Geschichten. Möbius hatte dabei weit weniger zu erzählen.
    »Sara Moon hier an Bord… das gibt mir zu denken«, sagte Zamorra. »Als Carsten uns bat, hierher zu fliegen, dachte er mehr an das Bermuda-Dreieck, Wenngleich sich keiner von uns vorstellen kann, was man dagegen tun kann, zu verschwinden, und obgleich dieses Verschwinden an sich

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