0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf
Taschenmesser die überflüssigen Dollars unter die Bretter. Wir würden sie schon wieder herauskriegen. Wir prüften unsere Taschenlampen und sahen unsere Waffen nach.
Irgendwoher schlug es gerade zwölf, als wir uns auf den Zehenspitzen die Treppe hinab schlichen.
***
Kein Mann kann tun, was einer Frau nicht gefällt. Am Ende der Treppe wartete Florence Sheldon auf uns. Ihre Taschenlampe, die plötzlich aufgeflammt war, blendete mich.
»Ich möchte mit dir sprechen, Ed«, sagte sie und ließ den schwachen Strahl der Lampe über Phil gleiten. »Ich möchte allein mit dir sprechen.«
Ich brauchte Phil nichts zu sagen. Er verschwand auf die Straße und drückte die Tür leise hinter sich zu. Ich war allein mit Florence Sheldon.
»Seid ihr wahnsinnig geworden?«, flüsterte sie mir erregt zu. »Ihr gebt wohl keine Ruhe, ehe nicht zwei Yards frischer Erdboden zwischen euren Nasen und dem Sonnenlicht liegen. Wenn ihr die hirnverbrannte Absicht haben solltet, Benny Minster in seinen vier Wänden zu stören, wünsche ich euch viel Vergnügen. Er wird euch so voll Blei pumpen lassen, dass ihr beim Schwimmen untergeht.«
»Für eine Dame drücken Sie sich nicht gerade gewählt aus, Florence«, tadelte ich. Der Vorwurf ließ sie kalt.
»Ihr schleppt hoffentlich nicht eure ganzen Bucks mit euch rum«, erkundete sie vorsichtig.
»Keine Angst«, beugte ich vor. »Die Scheinchen liegen wohlverwahrt in einem Schließfach. Und der Schlüssel steckt hier!«
Ich klopfte auf meine Tasche.
»Ist das nicht gefährlich, Ed? Wenn ihr…«
Ich wusste, was sie meinte, aber nachdem es in meiner Tasche keinen Schlüssel gab, musste ich hart bleiben. Sie spielte beleidigt und zog ein Schmollmündchen. Natürlich hätte sie gern die glückliche Erbin gespielt. Ich zog es vor, das Gespräch abzukürzen.
»Auf der einen Seite sind Sie rührend besorgt um mein Wohlergehen, auf der anderen Seite wollten Sie mir nicht einmal Jack Lammers Namen verraten. Die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist ein bisschen schmal, finden Sie nicht auch, Florence? Vielleicht überlegen Sie sich’s noch. Gute Nacht!«
Ich ließ sie allein und folgte Phil, der au,f der Straße auf mich wartete. Dass Florence Sheldon unsere Absicht erraten hatte, war uns beiden nicht lieb, aber daran ließ sich nichts ändern.
Im schlimmsten Fall mussten wir damit rechnen, dass Benny Minster uns erwartete und eine Falle aufbaute. Florence brauchte nur zum Telefonhörer zu greifen. Doch ich rechnete damit, dass die Hoffnung, an unserem Kapital beteiligt zu werden, stärker war als das Verlangen, sich bei Minster in ein gutes Licht zu setzen.
Benny Minster war ein erfolgreicher Hehler. Er hatte es bis jetzt glänzend verstanden, dem Gesetz eine lange Nase zu machen. Er residierte in einer der vornehmsten Wohngegenden, am Central Park South, zwischen Columbus Circle und Grand Army Plaza.
Grand Army Plaza: Dort war unser unglücklicher Kollege Matthew Gild aufgefunden worden.
Wir winkten uns ein Taxi und fuhren bis zum New York Colosseum. Dort entlohnten wir den Fahrer und schlenderten zu Fuß an der Südseite des Central Park entlang, hinüber zur Grand Army Plaza. Die hochrädrigen Kutschen, auf denen man sonst durch den Park fahren kann, und die dort ihren Standplatz haben, waren natürlich längst verschwunden.
General Sherman auf seinem Pferd blickte gelangweilt zu dem Brunnen mit der barocken Schale hinüber. Von der Fifth Avenue her brandete das Tosen der Weltstadt, das auf dieser Straße nie nachlässt. Wir kehrten um und wechselten auf die andere Straßenseite hinüber. Es gab keine Chance, sich unbemerkt an Minsters Haus heranzupirschen. Wir klingelten.
Ein Mann, der direkt hinter der Tür gelauert haben musste, riss sie auf und fuhr uns an wie eine englische Bulldogge.
»Immer sachte«, sagte ich ihm. »Wir wollen zu deinem Boss.«
Das unverblümt ausgesprochene Verlangen machte den Portier unsicher.
»Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
»Das werden wir deinem Boss erzählen«, sagte ich forsch. »Beeil dich lieber, damit wir Benny zu sehen kriegen.«
Der Portier zögerte einige Sekunden. Dann schnarrte er: »Warten Sie bitte!« und schlug uns die Tür vor der Nase zu.
Drei Minuten später bat er uns mit einer Handbewegung, einzutreten.
***
Offenbar waren wir mitten in eine Konferenz geplatzt. Wir wurden durch einen geräumigen Flur geführt und dann in eine Art Salon, für dessen Ausstattung sicher ein teurer Innenarchitekt verantwortlich
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