0379 - Todesfalle unter Wasser
diesengrauen Nebel, der sich vor mir bewegte, und alles in mir schrie nach dem erlösenden Sauerstoff.
Den bekam ich nicht.
Statt dessen wurde es noch schlimmer. Ich hatte das Gefühl, zu zerplatzen, das Herz und die Lunge schienen die doppelte Größe angenommen zu haben und gegen alles andere zu drücken, ohne jedoch etwas aufnehmen zu können.
Die Herzschläge erinnerten mich an Paukenstöße. Der Schwindel war nicht mehr aufzuhalten und vereinigte sich mit den lautlos heranwehenden Wellen der beginnenden Ohnmacht.
Ich verlor völlig den Überblick, meine Bewegungen wurden nicht nur matter, sie erstarben ganz.
Wieder fiel ich in das Wasser zurück, das mich nicht aufhielt, so daß ich in die Tiefe sank.
Noch einen letzten Eindruck nahm ich mit. Ein gewaltiges Brausen, ähnlich einem Sturmwind, in den hinein eine grelle Sonne schoß, explodierte und sich zu einem neuen Gegenstand veränderte, der ein würfelförmiges Aussehen und eine rotviolette Farbe besaß.
Dann wußte ich nichts mehr…
***
»Also im Himmel bin ich nicht«, sagte Bill Conolly.
»Wieso?«
»Dann hätte ich dein Grunzen nicht gehört.«
Suko brummte wieder. »Dir scheint es ja nicht schlecht zu gehen, wenn du an solche Dinge denken kannst.«
»Es hält sich in Grenzen.«
Der Chinese lachte leise. »Das kannst du wohl sagen. Nur sind die Grenzen wohl verschoben.«
»Hast du alles mitbekommen?«
»So in etwa, denn ich glaubte, gehört zu haben, daß jemand von einem Zeitenwechsel gesprochen hat.«
»Das stimmt.«
»Demnach sind wir noch auf der Erde!« stellte Suko fest.
»Und zwar in der Vergangenheit dieses hübschen Kontinents«, präzisierte Suko.
»Wie toll.«
»Willst du nicht aufstehen?« fragte der Inspektor.
Bill begann zu lachen. »Scherzbold. Hat man dir etwa die Fesseln abgenommen?«
»Nein.«
»Mir auch nicht.«
»Bei dir kann ich es mir vorstellen. Wenn hübsche Mädchen in der Nähe sind, kann es schon für dich gefährlich werden, und natürlich auch für die anderen.«
»Möglich. Wenn sie uns auf eine Fraueninsel bringen. So etwas soll es ja in grauer Vorzeit gegeben haben.«
»Aber auch Männerklöster.« Suko nahm dem Freund den Wind aus den Segeln und wurde sehr schnell ernst. »Sag mal, wo könnten wir uns befinden? Ich für meinen Teil glaube, an Bord eines Schiffes.«
»Mag sein.« Bill wollte noch nicht so ganz zustimmen, da er sichzunächst mit den Gegebenheiten vertraut machen mußte. In der Tat lagen sie nicht ruhig. Sie hatten allerdings auch keine Fahrt aufgenommen, dennoch hörten sie die typischen Geräusche, die man an Bord eines Schiffes vernimmt. Das Klatschen der Wellen gegen die Außenbordwand, das sanfte Wiegen des Kahns, der Geruch von Wasser, Farbe und Öl. All dies deutete darauf hin, daß sie mit ihrer Spekulation recht behielten.
»Allein werden wir auch nicht sein«, meinte der Reporter nach einer Weile.
»Wenn Samaran sein Versprechen eingehalten hat, bestimmt nicht.«
»Dann müßte er auch bei uns erscheinen.«
»Das ganz sicher.«
Bill schwieg nach dieser kurzen Unterhaltung. Er schaute sich in der Kajüte um. Sein Blick glitt gegen die Decke, wo er die Holztäfelung sah. Sie bestand aus einem hellen Material, war lackiert worden und wirkte an manchen Stellen so glatt wie ein Spiegel. Die beiden Kojen waren an den Seitenwänden angebracht worden und lagen sich praktisch gegenüber. Wenn Bill nach links schaute, konnte er Suko erkennen. Beide lagen sie auf dem Rücken, und sie drückten mit ihrem Körpergewicht auf die noch immer gefesselten Hände.
Erst jetzt, wo die Spannung allmählich nachließ, spürte auch der Reporter wieder die Schmerzen. Die Gelenke waren längst in Mitleidenschaft gezogen worden. Und dort, wo der Draht in das dünne Fleisch hineingeschnitten hatte, zeugten dicke Krusten von eingetrocknetem Blut.
Suko verstand den Gesichtsausdruck des Freundes. »Denk nicht daran«, sagte er.
»Du hast gut reden…«
»Mir geht es nicht besser.«
»Ja, ich bewundere dich in diesen Dingen. Ihr Chinesen schafft es eben, Schmerzen besser zu ertragen als wir Europäer.«
»Denk doch mal an unsere Lage.«
»Das tue ich die ganze Zeit über.«
»So meine ich das nicht«, sagte der Inspektor. »Sieh mal, du bist Reporter und hast als Schreiberling die große Chance bekommen, in einer anderen Zeit zu leben und darüber zu berichten. Andere können nur spekulieren, du hast es erlebt. Ist das nicht irre?«
»Klar. Nur sprechen zwei Dinge dagegen. Erstens wissen
Weitere Kostenlose Bücher