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0380 - Ich und der Poltergeist

0380 - Ich und der Poltergeist

Titel: 0380 - Ich und der Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einige Schlucke Alkohol bereits aus der Bahn.
    Arthur Ollbright setzte als letzter das Glas ab. Er schob es über die blanke, runde Platte des Mahagonitisches und lehnte sich zurück.
    Mit dem Handrücken wischte er einen Tropfen von seinen Lippen und sah die Blicke der beiden anderen auf sich gerichtet.
    »Was schaut ihr mich so an?« fragte er leise. Ollbright flüsterte immer, da seine Stimmbänder nicht mehr richtig funktionierten.
    Auf den Kasernenhöfen war er vor Jahren als großer Schreier bekannt gewesen. Das hatte sich nun gerächt.
    James Fallen übernahm das Wort. »Wir fragen uns, wer wohl als nächster an der Reihe sein wird?«
    Ollbright nickte. »Einer von uns. Aber weshalb ich?«
    »Das können wir ebenfalls sein.«
    »Meine ich auch.«
    McDee lachte krächzend. »Du bist aber am miesesten von uns dran, Ollbright.«
    »Das sieht nur so aus.«
    »Wir werden es bei der Totenwache in dieser Nacht erleben«, mischte sich James Fallen ein.
    Nicht daß die drei ständig zusammenhockten, sie machten sich durch ihren Zynismus auch noch gegenseitig das Leben schwer. Es war keiner da, dem sie hätten Befehle erteilen können, und so ließen sie ihren Frust in der unmittelbaren Umgebung ab. Manchmal wurde das Leben im Club zu einer regelrechten Hölle.
    »Auch euch wird der Fluch treffen«, sagte Ollbright. »Ihr habt es damals mitgetragen. Wir waren zu fünft, als wir die Eindringlinge niedermachten.«
    »Stimmt. Zwei davon sind tot.«
    »Richard Emmerson hat es zuerst erwischt«, murmelte McDee.
    »Seine Witwe lebt noch«, warf Fallon ein.
    McDee kicherte vor seiner Antwort. »Ja, dieses alte Weib ist wirklich zäh.«
    »Und den guten Richard mußte es erwischen.« James Fallon schüttelte den Kopf. Es sah so aus, als würde sein runder, haarloser Schädel jeden Moment von den Schultern kippen.
    »Manchmal ist das Leben ungerecht«, meinte Ollbright. »Nehmen wir noch einen Schluck?«
    »Ja.«
    Ollbright hatte es vorgeschlagen und kümmerte sich auch um das Einschenken. Normalerweise sorgte George dafür. Er hatte andere Aufgaben zu erledigen, und Ollbright, nicht geübt, verschüttete einiges von der kostbaren Flüssigkeit.
    »Gib doch acht!«
    »Es ist eben nicht einfach, wenn man älter wird.«
    »Ja, die Jugend«, sagte McDee und lehnte sich zurück. Er schloß die Augen, als wollte er träumen. »Da hörte man auf uns. Da waren wir etwas. Indien, Hitze, die Armee, das Donnern der Geschütze, das Lachen der Weiber abends in den Casinos und die großen Besäufnisse. Zeiten waren das, Zeiten…« Er öffnete die Augen wieder, stemmte sich hoch und griff zu seinem Glas. Aus einem Traum war er erwacht.
    »Cheerio!«
    Die krächzenden Stimmen der drei Männer klangen gleichzeitig auf. Es hörte sich an, als würden Raben durch das Zimmer fliegen.
    Und wieder schütteten sie den Alkohol in die Kehle.
    Sie lehnten sich in den Sesseln zurück. Früher hatten sie hineingepaßt. Jetzt waren die Sitzmöbel viel zu groß geworden. Die schmalen Gestalten der Greise nahmen die Sitzfläche nicht einmal bis zur Hälfte ein. Nach dem zweiten Schluck mußten sie sich erholen. Obwohl es keiner von ihnen offen zugab, konnten sie längst nichts mehr vertragen. Sie alle drei waren leicht angeschlagen, aber sie hielten sich noch und warteten auf ihren Diener George.
    Es war ruhig in dem Clubraum geworden. Die Atemzüge der Männer durchbrachen die Stille und ebenso das leise Ticken der alten, hohen Standuhr, deren oberes Teil fast bis an die Decke reichte.
    Eine Viertelstunde verstrich.
    Ollbrights Kopf fiel plötzlich zur Seite. Es sah im ersten Moment so aus, als wäre er tot, bis die pfeifenden Atemgeräusche über seine Lippen drangen. Sie waren vermischt mit dünnen, zerplatzten Speichelbläschen.
    »Der schläft!« stellte James Fallon fest.
    »Ich sehe es!« krächzte McDee. Er griff zu seinem Stock, der am Sessel gelehnt stand. Ein böses Grinsen umspielte seine Lippen, als er den Stab hochhob und ihm auf Ollbrights Oberschenkel schlug.
    Arthur zuckte zusammen. Ein leiser Ruf drang aus seinem Mund, er hob den Kopf und schaute in die Runde. »Ist es schon soweit?«
    »Du bist eingeschlafen«, stellte McDee fest.
    James Fallon nickte dazu.
    »Ich war auf einmal müde.«
    »Dabei wirst du noch eine Totenwache halten müssen. Hast du das vergessen, James?«
    »Nein.«
    »Dann reiße dich zusammen, verdammt. Wir sitzen hier nicht zum Spaß. Die Wache sind wir William schuldig. Das sollte auch dir allmählich klar sein, du

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