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0380 - Ich und der Poltergeist

0380 - Ich und der Poltergeist

Titel: 0380 - Ich und der Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hauses hin waren sie feucht geworden und fielen fast von den Wänden. Man konnte sie regelrecht aufrollen.
    Die größeren Clubräume waren durch Schiebetüren miteinander verbunden. Da diese meist offenstanden, bekam das Innere des alten Hauses einen Eindruck der Großzügigkeit, das es gar nicht verdiente. Die Schlafräume lagen eine Etage höher. Die kleine Empfangshalle für Besucher und die Bar befanden sich noch zu ebener Erde.
    Drei Männer lebten noch und zwei waren schon über Achtzig.
    Mit 79 Jahren war Arthur Ollbright am jüngsten.
    Die anderen beiden hießen Harold McDee und James Fallen. Wie Ollbright hatten auch sie in Indien gekämpft und später dort ihr eigenes Regiment als Führungsoffizier besessen.
    Und von diesen Zeiten träumten sie. Doch die Träume waren von anderen Ereignissen zurückgedrängt worden, denn jeder von ihnen wußte, wer da unsichtbar als vierter unter ihnen weilte.
    Der Tod!
    Eigentlich warteten sie auf ihn.
    Gemeinsam wollten sie sterben, wenn es eben möglich war. Einen hatten sie bereits verloren. Am gestrigen Tag hatte es ihn erwischt.
    Herzschlag. Urplötzlich, wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel.
    Es war ihr Kamerad William Morris Campell gewesen, der seinen Lebensabend ebenfalls im Club hatte verbringen wollen.
    Jetzt war er tot.
    Und die letzten drei saßen zusammen und tranken auf ihren verstorbenen Freund.
    George, der Butler, hatte eine gute Flasche Whisky besorgt, denn dieses alte Ritual mußte von ihnen einfach eingehalten werden.
    An einem runden Tisch saßen sie. Ein Stuhl war leergeblieben.
    Auf seiner Sitzfläche lag die Mütze, die ihr Kamerad William Campell zu seinen großen Zeiten als Offizier getragen hatte.
    Wäre ein unvoreingenommener Beobachter in diesen Club gekommen, er hätte sicherlich sofort sämtliche Fenster aufgerissen, denn die Luft war mies und kaum zu atmen. Eine Mischung aus Tabakqualm, Blütenduft und Verwesungsgeruch. Den Sarg ihres Freundes zu schließen, kam für die drei Männer nicht in Frage. Sie würden ihn erst dann zuklappen, wenn sie es für richtig hielten.
    Und das dauerte noch.
    Solange sollte der Verstorbene aus seinen kalten Augen an die Decke starren.
    Harold McDee hatte eingeschenkt. In den alten Kristallgläsern schimmerte goldbraun der Whisky. McDee wirkte ebenfalls schon mehr tot als lebendig. In den letzten Monaten war er zu einem Greis geworden. Die Knochen hatten an Kraft verloren, sie konnten den Körper nicht mehr stützen. Er ging nicht nur gebeugt, er saß auch nach vorn gekrümmt. Das schlohweiße Haar fiel ihm über die Ohren, sein Gesicht war eingefallen.
    Die Hand mit der dünnen, fleckigen Haut schaute aus dem Ärmel des schon glänzenden schwarzen Anzugs hervor und griff wie eine zitternde Geierkralle nach dem Glas.
    McDee hielt es fest.
    Die anderen beiden faßten ebenfalls zu. Auch sie trugen dunkle Anzüge und wirkten mehr tot als lebendig.
    McDee hielt sein Glas noch immer fest. Es begann das von ihnen erfundene, makabre Totenritual für einen verstorbenen Freund.
    »Gentlemen«, sagte McDee mit krächzender Stimme. »Ein Kamerad ist von uns gegangen, und wir werden die Ehre haben, seine Totenwache zu halten, wie es sich für einen Offizier Ihrer Majestät geziemt. Auch uns hat schon die Knochenklaue des Sensenmanns berührt, obwohl es keiner von uns zugeben will, aber es ist so.« Er hustete, bevor er weitersprechen konnte. »Leider hat uns in den letzten Wochen ein Fluch eingeholt, den wir schon längst vergessen hatten. Mit dem Ableben unseres Freundes Richard Emmerson Goldwyn begann das große Sterben. Wir haben den Fluch nicht ernst genommen, und ich bin überzeugt davon, daß auch William daran gestorben ist. Machen wir uns darauf gefaßt, daß es auch uns erwischen wird. Dem Fluch des Piu Hang kann niemand entgehen. Ihr selbst, meine Freunde, wart lange genug im fernen Asien, um ermessen zu können, was die alten Flüche bedeuten. Wir trinken auf den Verstorbenen. Ich habe George angewiesen, alles vorzubereiten. Er hat bereits einen Sarg hochfahren lassen. Cheerio!«
    So gut es möglich war, hoben sie die Arme mit den Gläsern und prosteten sich zu.
    Dann tranken sie.
    Schlürfende Geräusche durchbrachen die Stille. Die Männer genossen und bewegten ihre Lippen. Sie kauten den Whisky regelrecht.
    Es war so Sitte, daß sie beim ersten Trunk die Gläser auf einen Zug leerten. Früher hatte jeder von ihnen eine Flasche Scotch vertragen können, heute, im Alter, sah es anders aus. Da warf sie

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