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0380 - Ich und der Poltergeist

0380 - Ich und der Poltergeist

Titel: 0380 - Ich und der Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aufgabe und würden sie auch erfüllen. Totenwache für einen Kameraden. Mochte die Tradition noch so makaber sein, von den Männern wurde sie eingehalten.
    Bevor sich die drei aufbauten, gaben Sie dem Butler noch Anweisungen.
    »George, lassen Sie uns bitte allein! Und sorgen Sie dafür, daß uns niemand stört.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Der Butler wußte, was er zu tun hatte. Lautlos zog er sich zurück und schloß die beiden Türhälften. Die Gentlemen wollten bei ihrer Totenwache allein bleiben, obwohl George ab und zu mal durch den Türspalt schaute, um zu sehen, wie es ihnen erging, da es leicht sein konnte, daß der eine oder andere nicht durchhielt und umkippte.
    Fallon, Ollbright und McDee waren allein. Sie hatten sich so aufgestellt, daß sie sich gegenseitig anschauen konnten. Am Kopfende standen James Fallon und Arthur Ollbright.
    McDee hatte sich hinter das Fußende des Sarges gestellt. Er blickte die beiden anderen an.
    Sie stützten sich auf ihre Stöcke. Geredet wurde nicht. Manchmal schauten sie auf das Gesicht des Toten, und jeder von ihnen fragte sich, wann es ihn erwischen würde.
    Lange würde es nicht mehr dauern.
    Ihre Uhr war abgelaufen. Die Mitglieder des einst so stolzen Clubs waren der Reihe nach gestorben, bis auf diesen kläglichen Rest, bei dem man nicht wußte, ob man über ihn lachen oder weinen sollte. Sie lebten in ihrer eigenen, anderen Welt und auch in einer anderen Zeit. Das normale Leben war an ihnen vorbeigezogen.
    Und doch wußten sie genau, daß es etwas gab, das wie ein gewaltiges Schwert über ihren Köpfen lag.
    Dieser ungemein schreckliche Fluch des Piu Hang. Alle drei waren davon überzeugt, daß die Kraft des Fluches ihren Tod beinhaltete. Nur durch ihn war William Campell gestorben. Sie hatten damals Schuld auf sich geladen, obwohl sie es nicht zugeben wollten, aber erst später, viel später sogar, waren sie wieder an ihn erinnert worden, als ihnen ihr Kamerad Goldwyn etwas gezeigt hatte, das er anschließend seiner Frau schenkte, weil er sich selbst und seine Freunde in Sicherheit wissen wollte. Auf keinen Fall durfte einer von ihnen diese Statue behalten. Es wäre der frühe Tod gewesen.
    Und so warteten sie.
    Ein jeder hing seinen Gedanken nach. Von der Stille und dem süßlichen Verwesungsgeruch fühlten sie sich eingekreist. Zudem war es warm im Raum. Fenster gab es kaum. Nur unter der Decke, dazu sehr versteckt, eine kleine Klappe.
    Der Fluch des Piu Hang schwebte über ihnen, ohne daß sie etwas dagegen tun konnten. Auch William hatte es nicht geschafft. Sein Herz stand plötzlich still, wie auch das von ihrem Kamerad Goldwyn stillgestanden hatte. Alles war als sehr ungewöhnlich zu bezeichnen, und es war stets George gewesen, der die Toten fand.
    Es ging auf Mitternacht zu.
    Die erste Ruhe der Totenwächter war vorbei. Sie mußten sich hin und wieder bewegen. Dann schabten nicht nur ihre Schuhe über den Boden, auch die Spitzen der Stöcke, auf die sie sich stützten.
    James Fallon hatte ebenfalls Schwierigkeiten. Er verließ seinen Platz und ging auf und ab.
    Das wäre früher einer Todsünde gleichgekommen, aber sie waren älter geworden.
    »Ich muß einfach gehen«, sagte James. »Ich kann nicht mehr so lange warten. Unsere großen Zeiten sind vorbei, Kameraden.«
    ***
    »Das wissen wir«, sagte McDee.
    »Wen erwischt es als nächsten?«
    »Immer den, der fragt«, erwiderte Harold bissig.
    Fallen lachte schrill. »Darauf würde ich nicht setzen, Harold. Vielleicht hat sich der Sensenmann längst dich ausgesucht. Du weißt es nur noch nicht.«
    Arthur Ollbright gefiel die Unterhaltung nicht. »Was streitet ihr euch hier am Sarg eines Kameraden. Ihr solltet euch schämen, verdammt! Erweist man einem Offizier so die letzte Ehre?«
    Die Streithähne schwiegen. Fallen nahm wieder seinen Platz ein.
    So warteten sie, und der Uhrzeiger näherte sich allmählich der mitternächtlichen Stunde.
    Noch zwei Minuten…
    Sie sprachen nicht mehr. Auch der Tote rührte sich nicht. Kalt und steif lag er in dem offenen Sarg, auf der Brust all seine Orden und Ehrenabzeichen.
    Mitternacht – Tageswende!
    Eine Uhr schlug.
    Sie stand nicht in der »Leichenhalle«, sondern in einem anderen Raum. Das Echo ihrer Schläge jedoch erreichte auch die Ohren der Totenwache haltenden Männer.
    Und da passierte es.
    Der letzte Schlag war kaum verklungen, als über ihren Köpfen ein Heulen erklang, und im nächsten Augenblick eine grüne schattenhafte Gestalt zu sehen war, die aber gleich

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