0380 - Jagd auf die Teuflische
dreihundert? Fünfhundert arme Teufel, die von überall her zusammengetrieben worden waren, um hier verkauft zu werden und den Rest ihres Lebens niederste, schwerste Arbeiten verrichten zu müssen? Oder wenn sie Frauen und jung und hübsch waren, als Lustsklavinnen buchstäblich verbraucht zu werden?
Wie kann man nur so tief sinken, Menschen wie Waren zu verschachern und sich ihrer auch wie Ware zu bedienen? Dienge, die man kauft und wegwirft? fragte sich Ted. Aber er wußte, daß es auf der Erde einst ebenso gewesen war. Vom Beginn der Zeitrechnung an bis fast zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts hatte es Sklaverei gegeben, stellenweise gab es sie auch heute noch. Aber aus der Sicherheit einer den Menschenrechten verpflichteten Zivilisation ließ sich ein solches Problem viel lockerer betrachten. Man war ja nicht selbst betroffen, weder passiv noch aktiv. Sollten doch andere diese Probleme lösen.
War man selbst der Leidtragende, sah die Sache schon ganz anders aus.
Ted unterdrückte eine Verwünschung. Zum erstenmal wurde er so hautnah mit diesem Problem konfrontiert. Er hatte doch nie damit gerechnet, selbst einmal an der Kette zu gehen.
Er kämpfte gegen Müdigkeit und Erschöpfung an und riß seine Augen weit auf. Sich umzusehen, war nicht verboten. Er prägte sich jede Einzelheit auf dem Weg zum Sklavenmarkt ein. Vielleicht würde er sich bei seiner Flucht daran erinnern müssen. Am liebsten hätte er für seine Mitgefangenen die Flucht gleich mitgeplant, aber er wußte nur zu gut, daß das nicht ging. Er konnte froh sein, wenn er selbst entwischte. Er hätte sich mit den anderen absprechen müssen. Aber das ging nicht. Die Aufseher schlugen unbarmherzig mit der Peitsche zu, wenn irgendwo ein Laut erklang. Ted konnte nur hoffen, daß er später Gelegenheiten fand, wenigstens ein paar der Mitgefangenen zu befreien.
Erst aber mußte er es selbst schaffen.
Endlich kam die lange Kolonne zum Stillstand. Ted sah einen riesigen Platz, auf dem die Stände unzähliger Händler aufgebaut waren. Aber sowohl die Händler als auch ihre Waren befanden sich um diese frühe Morgenstunde wohl noch in den daneben errichteten Zelten. Sie schliefen noch. Aber das würde sich in den nächsten Minuten ändern. Das Erscheinen der Sklavenkarawane machte dermaßen Lärm, daß nur ein Toter dabei hätte weiterschlafen können.
Ted sah ein sehr großes Zelt, in das sie alle wohl gebracht werden sollten, und eine Art Podium mit Laufsteg.
Hier würde der Verkauf stattfinden.
Ohne mich, dachte er entschlossen. Aber wie sollte ihm die Flucht gelingen, erschöpft, wie er war?
***
Wang Lee erhob sich mühsam. Sein verletzter Arm brannte wie Feuer, und dieses Feuer breitete sich immer weiter aus. Er wußte, daß die Wunde sich entzündet hatte. Wenn er nicht bald Hilfe bekam, würde er den Arm verlieren.
Aber was war mit Zamorra? Er konnte ihn doch nicht hier im Stich lassen. Er mußte wissen, was dem Kampfgefährten zugestoßen war, mußte ihm wenigstens mitteilen, daß er, Wang, nach Caermardhin zurück mußte. Vielleicht konnte Sid Amos ihm mit seiner Magie helfen, den Arm zu retten.
Wang stand taumelnd da. Er sah das lodernde Feuer in den Resten des Tempels. Konnte das ein Mensch überlebt haben? Auch, wenn er Zamorra hieß? Es war aussichtslos, dieses Inferno halbwegs unversehrt zu überstehen.
Und dann Sara Moon…
Zum Greifen nah war sie ihm gewesen. Sie hatte plötzlich vor ihm gestanden, als er vor den Gardisten flüchtete, und er hätte nur zuzupacken brauchen. Er hätte sie niederschlagen solle. Aber er war so verblüfft gewesen, daß er einen Herzschlag zu lange zögerte. Das reichte ihr, ihn mit ihrer Magie niederzustrecken. Undeutlich hatte er die Richtung erkannt, in der sie sich entfernte.
Zum Markt…
Aber da gab es tausend Möglichkeiten, unterzutauchen. Außerdem wußte er, daß sie sich jederzeit per zeitlosem Sprung spurlos davonmachen konnte. Die Richtung, in der sie sich entfernt hatte, besagte also nichts über ihr Ziel.
Die Gardisten!
Sie kümmerten sich längst nicht mehr um Wang Lee. Sie hatten jetzt, nach der Katastrophe, anderes zu tun. Von überall strömten nicht nur Gardisten, sondern auch Schaulustige herbei.
Wang Lee verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. Jetzt war die beste Gelegenheit, sich unbehelligt an Sara Moon heranzumachen. Aber er hatte allein nicht die Kraft dazu, und Zamorra war vielleicht tot. Höchstwahrscheinlich sogar.
Wang lehnte sich an eine Haus wand. Alles in ihm
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