0383 - Angela, die Teufelin
Zamorra überrascht hervor. Als deNoe ihn noch verblüffter ansah, erkannte er, daß deNoe Fenrirs gedanklich ausformulierte Worte nicht »gehört« hatte.
Unwillkürlich sah Zamorra sich nach dem Wolf um. Fenrir lag zwischen ein paar Ziersträuchern im Schatten, die Vorderpfoten vorgestreckt und die lange Wolfsschnauze flach darauf gelegt. Er öffnete ein Auge, blinzelte und schloß es wieder; der Inbegriff der Faulheit.
»Woher - woher wissen Sie davon, Zamorra?« stieß deNoe verblüfft hervor.
Zamorra grinste. »Der Köter da hat’s mir gerade zugeflüstert.«
Wenn du mich noch einmal als Köter beschimpfst, beiße ich dir den Blinddarm ab. Ich bin ein ausgewachsener sibirischer Steppenwolf! protestierte Fenrir lautlos.
»Was war mit dem Spinnenbiß?« wollte Zamorra wissen.
DeNoe berichtete von seinem morgendlichen Erlebnis. Er hielt Zamorra auch die Hand entgegen. Der Parapsychologe konnte keine Verletzung erkennen. DeNoe selbst ärgerte sich schon darüber, daß er dieses Thema überhaupt erwähnt hatte. Es gehörte wohl zu seiner Überreiztheit und Müdigkeit, daß das Erlebnis ihn nicht wieder losließ. Das vermeintliche Erlebnis, wie er glaubte…
»Darf ich mal?« fragte Zamorra. Er streckte eine Hand aus und rief sein Amulett mit einem Gedankenimpuls. Innerhalb der Schutzglocke von Château Montagne pflegte er es nicht ständig bei sich zu tragen. Merlins Stern brauchte er vorwiegend nur dann als Schutz- und Angriffswaffe gegen dämonische Wesen, wenn er sich außerhalb des Châteaus oder des in England befindlichen Landsitzes Beaminster Cottage befand.
Binnen Augenblicken durchdrang das Amulett von seinem Ruheort aus die sperrenden Hauswände und flog förmlich in Zamorras ausgestreckte Hand. Silbern in der Sonne gleißend, erschien es wie aus dem Nichts.
Zamorra näherte es sofort de Noes Hand. Aber der Anlageberater zog seine Hand zurück. »Was soll das?« fragte er.
»Ich möchte überprüfen, ob…«
»Ach, lassen Sie es doch«, wehrte deNoe ab. »Es kann nur eine Halluzination gewesen sein.« Er griff nach der Kaffeetasse, trank und behielt die Tasse dann in der Hand. So konnte Zamorra sie mit dem Amulett nicht mehr berühren, um nach Resten düsterer Magie zu forschen.
Schwarze Magie?
Aber es war unmöglich, Schwarze Magie innerhalb der Schutzglocke wirksam werden zu lassen! Nur ein einziges Mal war es Leonardo deMontagne gelungen, den Schirm gewissermaßen zu »unterlaufen« und einzudringen - mit einer Zeitverschiebung in die Vergangenheit. Aber Zamorra war sicher, daß die Dämonen das nicht ein zweites Mal versuchen würden. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Sicher, Château Montagne war bei der teilweisen Zerstörung nicht zum ersten Mal von den Schwarzblütigen erobert worden, aber es waren immer Gewaltaktionen gewesen, Angriffe und schwere Kämpfe. Hier aber hatte sich nichts dergleichen abgespielt. Also konnte einfach keine Schwarze Magie innerhalb der Schutzzone sein.
Vielleicht doch nur eine Halluzination?
Fragend sah Zamorra den Wolf an. Aber der äußerte sich nicht dazu; offenbar schlief er inzwischen.
DeNoe erhob sich und stellte die geleerte Tasse ab. »Ich werde mich noch ein wenig hinlegen, mit Ihrer gütigen Erlaubnis«, sagte er. »Dann bin ich später wieder richtig fit für unsere Besprechung.«
»Oh«, schmunzelte Zamorra, »die kann sich vielleicht noch um einen oder zwei Tage verschieben. Ich hoffe, daß Sie Zeit genug mitgebracht haben. Carsten Möbius wird Ihre Abwesenheit verschmerzen können, denke ich.«
DeNoe grinste müde. »Zwei bis drei Tage? Von mir aus - aber bringen Sie das mal meiner Freundin bei…«
»Lassen Sie sie doch einfach hierher nachkommen«, schlug Zamorra vor.
DeNoe hob abwehrend beide Hände. »Besser nicht«, seufzte er. »Wenn sie diese halbnackte Angela in meiner Nähe sieht, wird sie denken, es wäre doch etwas passiert, und dann…«
»Wir klären sie schon entsprechend auf«, versprach Nicole. »Aber Rogier deNoe hörte schon nicht mehr zu. Er ging zum Haus, in dem kurz vorher Angela verschwunden war.«
»Eigenartig«, überlegte Zamorra. »Eine fastgroße Spinne mit sieben Beinen… und ein Mädchen, das behauptet, aus Italien zugezogen zu sein…«
»Du siehst Gespenster, wo keine sind«, sagte Nicole. »Ich glaube Angelas Story auch nicht, aber was sollte sie mit dieser Riesenspinne zu tun haben? Du machst dir zu viele Gedanken. Manchmal sieht man auch mehr, als eigentlich da ist.«
***
Eine Hand ballte sich zur
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