0384 - Im Land des Satans
auf. DiAstardo rollte sich, wie vorher die Druidin, herum und führte einen wuchtigen Rundschlag. Teri sprang hoch. Die Schwertklinge fuhr haarscharf unter den Sohlen ihrer Sandalen hindurch. Die Druidin kam etwas unglücklich wieder auf, stürzte und versuchte, sich abzufangen. Ihr Degen durchbohrte diAstardo.
Teri sank neben ihm auf die Knie. Entsetzt starrte sie diAstardo an, dessen Körper erschlaffte. Sie tastete nach seiner Halsschlagader und konnte keinen Pulsschlag mehr spüren. Der rätselhafte Killer war tot.
Langsam richtete die Druidin sich auf.
Sie hatte ihn nicht töten wollen. Sie hatte nur verhindern wollen, daß er erst Boris und dann sie umbrachte.
Verblüfft sah sie seinen linken Unterarm an. Sie war sicher, daß ihre scharfe Degenklinge ihn durchtrennt hatte. Aber sie konnte keine Verletzung erkennen. DiAstardos linker Arm war unversehrt!
Boris kam langsam näher. Sein Gesicht war fahl. Die Wunde, in der immer noch der Dolch steckte, blutete stark. Sein bestickter Kaftan verfärbte sich.
Boris starrte den Toten an.
»Er war kein Mensch«, murmelte er. »Ich konnte nichts Menschliches an ihm erkennen.«
Fragend sah Teri ihn an. »Wie…?«
»Ich spüre so etwas«, sagte er. Er versuchte ein Lächeln, das ihm aber mißlang. »Vergiß nicht, ich bin ein Zauberer…«
»Ach ja«, murmelte sie skeptisch. Wieder sah sie den Toten an. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihr aus. Äußerstes Unbehagen. Sie hatte getötet. Und auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wieso diAstardos Arm unverletzt geblieben war, konnte sie sich mit Boris’ Erklärung nicht so recht abñnden. Wenn diAstardo kein Mensch war, was dann?
Sie machte sich Vorwürfe, daß sie beim Sprung nicht genügend aufgepaßt hatte. Sie hätte sich fallen lassen sollen, statt sich im Reflex mit dem Degen abstützen zu wollen. Das hatte diAstardo das Leben gekostet.
Aber anders wäre ich vielleicht selbst tot…
Das konnte sie auch nicht beruhigen.
»Setz dich, Zauberer«, sagte sie. Sie mußte sich ablenken. Beschäftigungstherapie brachte sie vielleicht von ihren Gewissensbissen ab. Sie hatte getötet, obgleich sie das Töten verhindern wollte. Ich habe ihm vorgeworfen, die Tötung des Sklavenjägers wäre zu vermeiden gewesen. Stimmt sicher, aber ich hätte auch vermeiden können, diAstardo zu töten… DiAstardo war tot. Aber hier war ein Mann, dem sie helfen konnte, zu überleben.
»Versuche, dich so wenig wie möglich zu bewegen. Wir müssen deine Schulter ruhigstellen«, sagte sie. »Jede heftige Bewegung reißt die Wunde weiter auf. Laß mich mal sehen, Zauberer.«
Boris hockte sich auf den Boden. Teri berührte den Dolch. Der Zauberer verzog das Gesicht. Die Druidin lockerte die Klinge, zog sie heraus. Die Blutung wurde kaum stärker. Wichtige Adern schienen nicht verletzt zu sein. Sie schnitt den Kaftan auf.
Was soll ich tun? dachte sie. Ich müßte die Wunde desinfizieren, ich müßte Heilkräuter auflegen… aber gibt’s die hier? Ich kann ihm die Wunde nur einfach so verbinden… .
Sie berührte Boris’ Schulter mit drei Fingern der rechten Hand. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, zu helfen…
»Deine Augen«, murmelte der Zauberer. »Was ist mit deinen Augen? Sie leuchteten…«
»Wie?« fragte sie irritiert. Immer noch berührte sie die Schulter. Plötzlich sah sie, daß die Blutung aufgehört hatte. Sie beugte sich vor; starrte aus weit aufgerissenen Augen die Wunde an. Die Ränder wuchsen fast sichtbar zusammen.
Teri schluckte.
Ihre Fingerspitzen kribbelten. Unwillkürlich zuckte sie zurück. Im gleichen Moment war es vorbei.
Sie spürte nichts mehr, und das Leuchten ihrer Augen war geschwunden. Die Kraft die für wenige Augenblicke geströmt war, war wieder fort. Ihre Konzentration war gestört worden.
»Meine Kraft…«, flüsterte sie erstickt. »Meine Kraft… war wieder da…«
Und sie war wieder fort. Die Leere war zurückgekommen, bevor sie ganz gewichen war.
***
Lucifuge Rofocale registrierte auch diesen Kampf, während er zugleich die Vorbereitungen beobachtete, die zur Hinrichtung des Sklaven Samson führen sollten. Der Erzdämon erkannte, daß die Druidin Teri Rheken wilder, aggressiver wurde. Sie tötete den Unbekannten, der sich in die Kunstwelt eingeschlichen hatte!
Einerseits war das bedauerlich, da Lucifuge Rofocale diesen nun nicht mehr befragen konnte. Andererseits aber war es ein Fortschritt. Die Druidin, die sich dem Einfluß der schwarzmagischen Strahlung bisher
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