0384 - Im Land des Satans
sagte Zamorra und drehte sich zum Wirt um. »Reicht Ihnen das als Beweis, daß es dieses Mädchen gibt?«
»Möglich«, knurrte Vittorio. »Aber hier gewesen ist sie trotzdem nicht. Julia, was machst du überhaupt hier? Arbeitest du heute nicht?«
»Mein Chef ist krank geworden. Also gibt’s nichts zu arbeiten«, sagte sie. »Deshalb bin ich wieder hier. Du kannst mir eine Limonade verkaufen, falls du Geld brauchst.«
Vittorio knurrte etwas und stapfte in Richtung Theke. Julia lächelte. »Wollte er Sie rauswerfen? Er ist ein bißchen rauhbeinig, aber er hat ein Herz aus Gold. Signor Eternale, es tut mir leid, daß Ihre Freundin Sie nicht…«
»Wo haben Sie sie aufgenommen?« fragte Ted schnell. »Hat sie irgend etwas erzählt, wie sie dorthin gekommen ist? Und auf welchem Weg sie nach Rom weiter wollte?«
»Nein… komisch. Sie ist der Frage immer irgendwie ausgewichen, wie sie da in die Landschaft kam. Ja, und gestern wollte sie dann per Anhalter weiter. Von hier aus ist das kein Problem. Es fahren ein paar tausend Autos in Richtung Rom. Ich habe ihr Telefonmarken gegeben und ihr gesagt, sie sollte Sie doch anrufen, damit Sie sie hier abholten. Hat sie das nicht getan?«
Ted schüttelte den Kopf. »Soviel wir wissen, ist sie hier rein und seitdem verschollen.«
Julia sah ihn und Zamorra ungläubig an. »Nehmen Sie etwa an, daß Vittorio ihre Leiche im Keller hat?«
»Wir nehmen gar nichts an«, warf Zamorra ein. »Wir orientieren uns nur an den Fakten, und die sehen eben so aus, daß sie gestern vormittag durch diese Tür gegangen ist. Wo sie sich jetzt befindet… keine Ahnung, keine konkrete Vermutung. Deshalb sind wir ja hier, fragen und suchen.«
»Ich würde Ihnen ja gern helfen…«
Zamorra hob die Schultern. »Überreden Sie Vittorio, daß er uns ein Experiment durchführen läßt. Es ist für ihn absolut ungefährlich, es wird nichts dabei kaputtgehen, er hat nichts weiter damit zu tun, als ja zu sagen.«
»Machen Sie ruhig«, grollte Vittorio von der Theke aus, »wenn sich meine Unschuld dadurch endgültig erweist. Machen Sie ruhig, aber machen Sie schnell, bevor Sie mir die ersten Gäste vergraulen. In einer Viertelstunde mache ich offiziell auf.«
»Na, viele Gäste werden das in diesem müden Kaff nicht sein, so früh am Morgen«, sagte Ted.
»Sagen Sie das nicht«, widersprach Julia. »Es kommen viele und frühstücken hier. Das Frühstück ist äußerst vorzüglich.«
»Na, dann wollen wir mal«, sagte Zamorra. Er sah Ted an. »Dich brauche ich, wie abgesprochen, hier als Rückendeckung.«
»Du denkst an ein Weltentor, nicht?« fragte Ted. Sie unterhielten sich leise und in frazösischer Sprache, mit deutschen und englischen Brocken gemischt. Julia und der Wirt hatten es schwer, etwas zu verstehen. »Du willst versuchen, hinüberzukommen.«
Zamorra nickte. »Ich glaube dem Wirt. Teri ist nicht mehr hier. Also muß gestern diese Tür hier ein Weltentor gewesen sein. Und ich denke, ich weiß auch, wie es geöffnet worden ist. Das fremde Amulett.«
Er lächelte. »Es geht jetzt nicht mehr nur um dieses Amulett und seinen Besitzer«, fuhr er fort. »Es geht jetzt um Teri. Jetzt muß ich wirklich hinüber. Amos konnte mir keinen größeren Gefallen tun, als mich hierher zu schicken. So kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
»Hoffentlich schlägt er nicht auch zwei Fliegen mit einer Klappe«, warnte Ted. »Ich traue Freund Assi einfach nicht über den Weg. Teufel bleibt Teufel, mein Lieber, und ich habe die Befürchtung, daß er dich geradewegs in die Hölle schickt. Ich sollte besser mitkommen, Freund. Mein Dhyarra-Kristall…«
»Hier auf dieser Seite des Tores nützt du mir mehr«, beharrte Zamorra. »Wenn ich wirklich drüben Hilfe brauchen sollte, werde ich mich dir irgendwie bemerkbar machen. Und gerade dann mußt du hier sein. Wer sonst sollte mir diese Hilfe dann schicken?«
Ted seufzte. »Na dann… zu wessen Gunsten fällt eigentlich dein Testament aus?«
»Als Unheilprophet bist du um Klassen besser als Kassandra, mein Lieber, bloß hat die selbst auch kein gutes Ende genommen…«
Zamorra umfaßte das Amulett wieder fester. Er war bereit, einen Durchbruch zu versuchen.
In eine Welt, über die er nichts wußte.
***
Teri verzehrte den letzten Bissen. Das Kaninchen hatte ihr nicht geschmeckt. Es lag weniger an der Zubereitung als an der Gesellschaft. Angelo diAstardo beobachtete sie ständig. Wie sie sich bewegte, was sie tat… Er lauschte auf jedes ihrer
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