0384 - Rendezvous mit heißem Blei
sich herum und rannte in Riesensätzen zum Haus zurück.
Im gleichen Augenblick, da Challay im Eingang verschwand, raste Phil im Rambler heran, aber auch er vermochte nicht mehr, den Farbigen abzufangen. Unmittelbar vor dem Eingang trat er auf die Bremse. Der Wagen schlitterte halb auf den Bürgersteig hoch, und Phil sprang heraus.
Vor dem Hauseingang stießen wir zusammen.
»Entwischt?«
»Ja, und schlimmer! Er weiß, dass ich G-man bin. Die ganze Sache platzt damit. Wenn Raag es erfährt, erfahren es auch Tasbeen und McCrown.«
»Gibt es noch eine Möglichkeit?«
»Ja, wir nehmen den ganzen Verein aus und zwar auf der Stelle. Hol die Haftbefehle!«
Mit einem schnellen Griff riss Phil eine Aktenmappe vom Hintersitz des Rambler.
***
Die Haustür war nicht verschlossen, aber im Flur brannte kein Licht, Challay wusste hier gut genug Bescheid, um sich im Dunkeln zurechtzufinden.
Ich drückte den Knopf der 3-Minuten-Beleuchtung. Auf allen Etagen flammten die Lampen auf. Es gab einen Fahrstuhl, aber er schien nicht zu funktionieren, jedenfalls reagierte er nicht, als ich auf den Ruf knopf drückte.
Zusammen stiegen Phil und ich die Treppen hoch. Ich hielt in der linken Hand immer noch den Haftbefehl und in der rechten das Schießeisen. Phil trug links die Aktentasche und rechts die 38er, die übliche FBI-Waffe.
Das Treppenhaus war schmal. Links und rechts zweigten die Gänge zu den Büros ab. Ich las eine Menge Firmenschilder. Niemand behinderte uns. Eine unheimliche Ruhe lag in dem Haus.
Wir erreichten den Absatz zur fünften Etage. Oben am Kopf der Treppe standen breitbeinig zwei Männer: John Raag und ein untersetzter, stämmiger Bursche mit grobem Gesicht.
Keiner von beiden hielt eine Waffe in den Händen. In Raags Gesicht flackerten die Augen, aber er ließ sich nicht anmerken, mich je gesehen zu haben.
»Was wollen Sie?«, fragte er scharf.
»Ihren Freund, Duck Challay«, antwortete ich und ging weiter.
»Bleiben Sie stehen!. Sie haben kein Recht, in das Haus einzudringen.«
»Sie irren sich, Raag. Ich habe einen Haftbefehl gegen Challay zu vollstrecken, und da ich weiß, dass er sich hier befindet, bin ich berechtigt, ihn zu suchen.«
»Sie sind Polizeibeamter?«
»Um genau zu sein, G-man!« Ich lächelte flüchtig. »Als wir uns das erste Mal begegneten, sah es so aus, als gehörte ich zu Ihrer Partei, wenn auch zu einer anderen Unterabteilung.«
»Weisen Sie sich aus!«
Phil stand neben mir. Ich zeigte mit einer Handbewegung auf ihn.
Phil bückte sich, stellte die Aktentasche auf den Boden, öffnete sie mit einer Hand und entnahm ihr einen der Haftbefehle.
»Das dürfte Ihnen genügen, John, Raag«, sagte er. »Das ist ein Haftbefehl gegen Sie!«
Er hielt dem Gangster das Dokument hin, aber der Bruder des Milwaukee-Boss nahm es nicht.
»Sie verbrennen sich die Finger bei diesem Geschäft.«
In diesem Augenblick schaltete sich die Drei-Minuten-Beleuchtung aus.
»Schieß sie nieder!«, hörte ich Raag zischen.
Ich stürzte die Treppe hoch, prallte in der Dunkelheit gegen Raag und riss ihn im ersten Anprall um.
Neben mir polterte es. Der andere Gangster schrie auf. In der Dunkelheit schlug John Raag wild um sich. Kein Hieb traf mich. Ich aber presste dem Kerl die Kanone gegen die Rippen.
»Schluss mit den Schwierigkeiten, Raag!«, fauchte ich. »Wenn Sie noch eine Bewegung machen, schlage ich zu.«
Raag hörte auf zu zappeln. Aus der Dunkelheit fragte Phil: »Bist du mit ihm fertig?«
»Alles okay! Such den Lichtschalter!«
Bevor Phil etwas unternehmen konnte, um den Knopf zu finden, flammte die Beleuchtung wieder auf.
Vor der Wohnungstür, die das Podest abschloss, stand ein Mann in einer Art seidenem Schlafrock. Nun, ich kannte sein Gesicht, denn ich hatte Fotografien von Ralph Raag gesehen. Endlich stand ich einem der drei Gangster gegenüber.
Ralph Raag sah seinem jüngeren Bruder leidlich ähnlich, obwohl er kleiner und fetter war. Nichts, mit Ausnahme des schweren Kinns, verriet den Verbrecher. Er sah eher aus wie en levantinischer Teppichhändler.
Immerhin hielt er in seinen Fingern eine großkalibrige Pistole, aber er hielt sie gesenkt, als fürchtete er sich, sie auf einen von uns zu richten.
»Sie wollen FBI-Beamte sein?«, fragte er. Es sollte schneidend klingen, aber ich spürte die Unsicherheit in seiner Stimme.
»Genau das sind wir«, antwortete ich. »Sie täten deshalb besser daran, die Kanone aus der Hand zu legen.«
»Ich werde sie behalten, bis ich mich
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