0386 - Der Tod des Höllenfürsten
Himmel ›oben‹ ist. Diese Vorstellung ist Unsinn. Alles ist überall gleichzeitig an jeder Stelle. Man muß nur den Weg finden. Wir haben uns bei unserer Höllenfahrt also durchaus nicht ›abwärts‹ bewegt, sondern in alle Richtungen zugleich oder auch in keine einzige. Es gibt nichts, womit sich diese Richtungsbewegung beschreiben ließe. Und die Hölle selbst, das, was wir Hölle nennen, ist eine Art komplettes Universum, wahrscheinlich relativ klein und stärker in sich geschlossen als das unsere, und vor allem von ganz anderer Struktur.«
»Und was nützt es uns, das zu wissen?« fragte Ted. »Mit diesen Erkenntnissen kommen wir erst einmal auch nicht weiter. Wir müssen Reek Norr und Choash finden, vergiß das nicht. Hast du da mal ’ne Idee? Da drüben gibt’s Durchgänge in alle möglichen Richtungen. Gibt es da einen bestimmten, den wir nehmen müssen, oder probieren wir alle Gänge der Reihe nach durch, oder lösen wir es einfach aus?«
»Es gibt noch eine andere Schwierigkeit«, sagte Zamorra. »Mal davon abgesehen, daß wir von hier aus nicht wissen können, was alles in diesen und jenen Gängen lauert - wir wollen schließlich wieder hierher zurückfinden. Damals blieb Teri als eine Art Pol zurück und sorgte dafür, daß wir den Ort des Durchgangs nicht verfehlen konnten. Aber ich habe das Gefühl, daß keiner von uns hier bleiben darf, um auf das Weltentor aufzupassen. Wir müssen diese Stelle irgendwie markieren.«
»Und jede Abzweigung eines Ganges«, ergänzte Ted. »Hoffentlich sind wir nahe genug dran an der Stelle, wo die Echsenmenschen gefangengehalten werden.«
»Das denke ich doch«, sagte Zamorra. »Wir sind immerhin nicht weit von der Stelle entfernt, wo sie aus der Sauroiden-Welt zur Hölle geschafft wurden. Die Durchgänge zwischen den verschiedenen Dimensionen liegen recht nah beieinander. Ich rechne damit, daß wir nicht weiter als vier oder fünf Kilometer von dem Gefängnis entfernt sind.«
»Das reicht trotzdem, sich jahrelang zu verlaufen.«
Zamorra griff in die Tasche und wog seinen kleinen Dhyarra-Kristall in der Hand. »Vielleicht sollte ich diese Stelle hiermit markieren. Wenn ich eine Art Signal installiere…«
»Laß das lieber«, warnte Ted. »Wir sollten, solange wir uns hier in der Hölle befinden, die Dhyarras überhaupt nicht einsetzen. Ich bin sicher, daß ihre Energieentfaltung angemessen werden kann. Und Dhyarras sind Waffen und Werkzeuge der Ewigen. Muß ich dir erklären, was das für uns bedeutet?«
»Geschenkt. Danke für die Warnung.« Die Höllischen würden annehmen, ein Stoßtrupp der Dynastie sei in ihre Gefilde eingedrungen, und sie entsprechend hetzen. »Was ist mit unserer Ankunft an sich? Das Tor ist doch auch durch Dhyarra-Energie geöffnet worden.«
»Aber von der anderen Seite«, winkte Ted ab. »Das werden sie kaum anpeilen können. Erst wenn wir zurück gehen und es erneut öffnen, wird’s hier rundgehen. Versuche die Stelle lieber mit dem Amulett zu markieren.«
Zamorra nickte. Die Energie, die Merlins Stern verwendete, war gewissermaßen neutral. Wenn sie angemessen wurde, konnten die Höllischen damit nicht sonderlich viel anfangen. Mit etwas Glück würden sie es für eine ganz normale Erscheinung halten.
Zamorra fühlte, wie das Amueltt in seiner Hand pulsierte. Es reagierte auf die Schwarze Magie, die hier überall in Wänden und Böden lauerte. Die gesamte Umgebung war ein einziger riesiger Tank gespeicherter Dunkelmagie. Man brauchte diese Kraft nur anzuzapfen und einzusetzen.
Aber das kam für Zamorra nicht in Frage. An dieser aufgespeicherten Magie, an diesem gewaltigen Energiepotential, klebte zu viel Menschenblut.
Er aktivierte die Silberscheibe und benuzte deren Kraft, eine Markierung anzulegen. Er zog die Signallinien in Form eines Kreuzes. Das erzeugte aus sich heraus weitere Konflikt-Kraft. Die Stelle mußte leicht wiederzufinden sein.
Aber auch von Dämonen und Teufeln, dachte Zamorra.
Dann sah er sich wieder in der riesigen Höhle um. Vor einigen der Schächte, die irgendwohin führten, hingen düstere Wolken. Schwefelgestank ging von einigen aus, andere rochen nach Säure…
»Wir gehen nach Temperatur«, sagte Zamorra. »Und zwar richten wir uns ein wenig nach der Durchschnittstemperatur, die in der Echsenwelt herrscht. Dann können wir nicht viel falsch machen. Der Dämon wird seine Gefangenen in optimaler Verfassung halten wollen, also muß er sie in einer Region unterbringen, deren Verhältnisse in etwa
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