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039 - Flucht in die Todeszone

039 - Flucht in die Todeszone

Titel: 039 - Flucht in die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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einen Sanitätskonvoi überfallen und ausgeraubt. Inzwischen wurden wohl alle noch operierenden militärischen Einheiten wie Sendboten einer feindlichen Macht empfangen.
    Für Deborah Queen war dies ein sicheres Zeichen für den völligen Zusammenbruch des Staatsgefüges. In weiten Teilen des Landes, wenn nicht gar überall, herrschte Anarchie. Sie konnte es irgendwie sogar verstehen. Nach der Plünderung der Supermärkte und Warenhäuser hatten nun auch die Frömmsten der Frommen einen leeren Magen. Army-Konvois hatten Verpflegung an Bord -und die wog in katastrophalen Zeiten wie diesen mehr als eine Goldladung. Die Menschen, die früher rund um die Uhr einkaufen gegangen waren, hatten in den letzten Monaten allerhand durchgemacht und spürten zum ersten Mal am eigenen Leib, was Hunger und Kälte waren. Auch die Betbrüder wussten, dass sich nun jeder selbst der Nächste war.
    Die verwöhnteste Nation der Erde fror und wollte essen. Ihr war schnurz, was sie in den Magen bekam, solange es nur einen ordentlichen Nährwert hatte und wärmte. In der letzten verlassenen Ortschaft, die ihr Konvoi passiert hatte, waren sie auf Berge sauber abgenagter Knochen gestoßen… nicht nur auf tierische. Die Geschäfte waren leer. Für die meisten Überlebenden gab es nur noch eine Nahrung: Menschenfleisch.
    Queen schüttelte sich. Na schön, sie haben es also auf uns abgesehen… Aber wir sind gut bewaffnet und die Garnison ist gleich da vorn. Wenns knallt, schickt man uns bestimmt Verstärkung… »Wir brechen durch«, sagte sie und deutete auf die Barrikade. »So kurz vor dem Ziel lassen wir uns nicht aufhalten.«
    »Find ich auch«, meinte Cloud.
    Insgeheim fragte sich Queen, was aus der Garnison geworden war. Ihren mageren Informationen zufolge war die Anlage winzig und diente nur als Tarnung für den Bunker darunter. Falls die Bewohner von Fort Clark die Garnison überrannt hatten, sah es nicht gut aus.
    Dann war es möglicherweise um sie geschehen…
    »Okay«, sagte Queen. »Vorwärts!«
    Cloud gab Gas. Der Trilithium-Antrieb surrte und das gepanzerte Wunderwerk der Technik rollte langsam auf die Barrikade zu.
    Über dem schneebedeckten Blechgebirge tauchten grell angemalte Fratzen auf. Queen erblickte im Wahnsinn glitzernde Augen, in animalischer Wut gefletschte Zähne und Arme, die langläufige Schusswaffen schwenkten. Und als der Panzer gegen den Wall krachte und knirschend und mahlend dazu ansetzte, das Hindernis zur Seite zu schieben, dachte sie:
    Mein Gott, was tun wir nur, wenn die Leute da die Soldaten aus der Garnison sind?
    ***
    Als das Panzerfahrzeug seine volle Kraft ausspielte und die ersten Verteidiger der Barrikade fluchend nach hinten purzelten, krachte es von allen Seiten. Die Soldaten auf den Lastern wurden mit einer Salve eingedeckt. Vor dem Einschlag »Christopher-Floyds« waren in den USA vierhundert Millionen Waffen registriert gewesen - bei einer Einwohnerzahl von zweihundertsiebzig Millionen Menschen. Die geballte Feuerkraft einer Kompanie entlud sich auf die Army- Laster, und die Männer und Frauen darin wussten sofort, dass ihre Gegner keine Gefangenen machten. Ihnen stand der Sinn nach Fleisch.
    Die veränderte Lage hatte auch die Menschen verändert, getreu der alten Maxime »Das Sein bestimmt das Bewusstsein.« Die Angreifer sahen sich nicht als Mörder, sondern als Jäger. Sie hatten keine politischen Ziele - sie wollten ihre Vorratskammern füllen. Gefangene waren Esser, mit denen sich niemand belastete. Die Genfer Konvention galt nicht mehr. Die meisten Menschen, die auf den Konvoi schossen, hatten außer der Bibel ohnehin noch nie im Leben ein Buch aufgeschlagen.
    Während Cloud den Panzer auf der Stelle drehte und die MGs Feuer und Blei spuckten, stürmte eine brüllende Horde von hundert Mann auf sie zu. Deborah Queen sah den verzerrten Gesichtern an, dass die Männer betrunken waren. Jedem geistig gesunden Zivilisten wäre klar gewesen, dass es an Selbstmord grenzte, eine bis an die Zähne bewaffnete Armeeeinheit anzugreifen. Wahrscheinlich hatten sie sich Mut angetrunken. Dies beeinflusste zwar ihre Zielgenauigkeit und machte sie schwerfällig, aber in einem solchen Zustand waren sie auch unberechenbar. Wer bis zum Kragen voll mit Schnaps war, hielt sich für unbesiegbar und ging große Risiken ein.
    Queens Leute waren von den Fahrzeugen gesprungen, gingen in Deckung und brachten ihre Waffen in Anschlag. Es erübrigte sich, den Schießbefehl zu erteilen. Zum Glück waren sie der Horde

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