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039 - Wolfsnacht

039 - Wolfsnacht

Titel: 039 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gehabt, diese Wohnung ohne seine Erlaubnis zu betreten. Er konnte sie hinauswerfen.
    Aber sie würden wiederkommen und unangenehme Fragen stellen. Eine falsche Antwort genügte, dann saß er fest.
    Nein, es gab nur zwei Möglichkeiten für ihn: Angriff oder Flucht!
    Er entschied sich für letzteres, den Haß unterdrückte er. Vielleicht würde sich ein andermal eine Gelegenheit ergeben, sich die Jäger einzeln zu holen. Zu einem Zeitpunkt, wo sie nicht damit rechneten – dann, wenn er nicht mehr verletzt war. Die Wolfsnacht würde die Heilung beschleunigen. Er würde bald wiederhergestellt sein.
    Dann wird abgerechnet! dachte Steve Hodiak. Erst dann, nicht jetzt!
    Er schwang herum.
    Sam Taylor hörte die Bewegung. Der Kerl türmt! schoß es ihm durch den Kopf. Gleichzeitig handelte er. Mit einem Sprung stand er im Türrahmen. Combat-Stellung. Er visierte Steve Hodiak beidhändig an.
    »Stop, Hodiak!« schrie er. »Scotland Yard! Keine Bewegung!«
    Der Mann erstarrte. Den Rücken Sam Taylor zugewandt, stand er da. Ganz langsam hob er die Hände. Noch waren es Hände, aber schon bald konnten es Pranken sein…
    Der Inspektor konnte nicht sehen, wie sich Hodiaks Gesicht veränderte. Aus der hellen Haut sprossen Haare.
    Es ging sehr schnell, und gleichzeitig wurde aus Steve Hodiaks Mund eine längliche Schnauze.
    Lange Reißzähne blitzten im Licht der Deckenleuchte, und ein dumpfes, haßerfülltes Knurren, das die Bestie nicht unterdrücken konnte, entrang sich der Kehle.
    Sergeant John Dahl trat hinter den Inspektor.
    »Umdrehen!« befahl Taylor. »Aber ganz langsam!«
    Der Werwolf gehorchte, und nun verwandelten sich auch seine Hände, wurden zu krallenbewehrten Pfoten. Der große, kräftige Wolf rechnete damit, daß sein grauenerregendes Aussehen die beiden Männer schockte.
    Ein kurzes Zögern würde ihm genügen.
    Ohne daß es die Yard-Leute merkten, spannte er seine Muskeln, und dann sprang er vorwärts.
    Dahl stieß einen heiseren Schrei aus. Er feuerte an Taylor vorbei, wollte wiedergutmachen, was er in der vergangenen Nacht verdorben hatte. Sam Taylor war gezwungen, auszuweichen, bevor er den Stecher durchzog, denn selbst wenn er den Wolf getroffen hätte, hätte dessen Pranke ihn gefällt.
    Deshalb brachte er sich vor dem Monster zuerst in Sicherheit und schoß erst dann – überhastet!
    Seine Kugel verfehlte ihr Ziel, doch diesmal hatte John Dahl Glück. Er erwischte die Bestie.
    Da nützte nicht einmal die Wolfsnacht!
    Das geweihte Silber hieb in den Leib des Untiers und warf es zur Tür hinaus, zurück bis zur Treppe und diese hinunter. Dabei stieß das Monster ein markerschütterndes Gebrüll aus.
    »Bravo, Sergeant!« rief Sam Taylor begeistert. »Diesmal machen wir ihn fertig!«
    Steve Hodiak rollte rückwärts die Treppe hinunter.
    Die Kraft floß mit seinem schwarzen Dämonenblut aus ihm. Blut tropfte auch aus seinem hechelnden Maul. Hart landete er am Ende der Treppe. Oben setzten die Jäger nach. Sie wollten ihm den Rest geben.
    Er sprang auf. Furchtbare Schmerzen wollten seinen Brustkorb zerreißen. Auf der Treppe klopften die Schritte der Polizisten. Noch eine Kugel, und er würde nicht mehr fliehen können, das spürte der Werwolf.
    Gehetzt brachte er sich in Sicherheit. Torkelnd erreichte er das Haustor, riß es auf, stürmte auf die finstere, menschenleere Straße.
    Er, der so viele Menschen gejagt hatte, war plötzlich selbst ein Gejagter. Bevor die Polizisten aus dem Haus traten, bog er um die Ecke, aber es war leicht, ihm zu folgen, denn auf dem Asphalt glänzte sein Blut.
    Wolfsnacht! Hilf! Wolfsnacht! Mach mich stark! Laß mich diese entsetzlichen Schmerzen überwinden! schrie es in Steve Hodiak.
    Taylor und Dahl hatten endlich den Sieg über die Bestie vor Augen, und sie setzten ein, was sie geben konnten, um das Untier zur Strecke zu bringen. Den Blick auf die Blutspur geheftet, erreichte Inspektor Taylor die dunkle Seitengasse.
    Die Finsternis schien das Scheusal verschluckt zu haben.
    »Himmel!« entfuhr es Sam Taylor. »Wenn die Wolfsnacht ihm beisteht, werde ich wahnsinnig!«
    Noch konnten sie der Blutspur folgen, aber nicht mehr lange. Was in gewöhnlichen Nächten nicht möglich gewesen wäre, gab es in dieser Nacht, die nur alle siebenundzwanzig Jahre wiederkehrte.
    Die Blutung hörte auf.
    Sergeant Dahl machte ein betroffenes Gesicht. »Sir, wenn der Wolf uns noch einmal entkommt… Ich glaube, dann hänge ich meinen Job an den Nagel, denn dann bin ich als Polizist nichts wert.

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