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0390 - Ich folgte der Teufelsspur

0390 - Ich folgte der Teufelsspur

Titel: 0390 - Ich folgte der Teufelsspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon eingekauft und führten mit dem Besitzer, einem pausbäckigen Mann, ein Gespräch.
    Die Glocke über der Tür bimmelte melodisch, als Sarita eintrat und sich ein wenig schüchtern umschaute, bevor sie einen morgendlichen Gruß entbot.
    Ihr Englisch klang etwas hart. Man hörte, daß es nicht ihre Muttersprache war.
    Das Gespräch der Kundinnen verstummte. Auch der grauhaarige Besitzer sagte nichts. Von einem Augenblick zum anderen war es in dem Geschäft totenstill geworden. Dann waren die Schritte des Mädchens zu hören, als sie sich auf den Bohlen der Verkaufstheke näherte.
    Mißtrauische Blicke trafen sie. Augen verengten sich zu Schlitzen.
    Lippen wurden hart aufeinandergepreßt. Die Mimik der Frauen und des Besitzers signalisierte Abwehr.
    Western-Regisseure erzeugen die gleiche Stimmung auf der Leinwand, wenn der Bösewicht die Szene betritt. Auch dann herrscht betretenes Schweigen und eine gewisse Angst sowie Abwehrbereitschaft.
    Sarita merkte das alles sehr wohl. Es fiel ihr schwer, auf ihr Ziel loszusteuern. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre verschwunden, das ging nicht mehr, außerdem wollte sie es wissen.
    Einen innerlichen Ruck mußte sie sich schon geben und dachte daran, daß auch sie Selbstbewußtsein besaß.
    Sie war kein Mensch zweiter Klasse.
    »Guten Morgen!«
    Ihr Gruß wurde nicht erwidert. Die Kundinnen und der Mann schwiegen, nur ihre Gesichter verfinsterten sich noch mehr.
    Sarita nahm es hin. Nur eine leichte Röte stieg in ihre schmalen Wangen, die sich oberhalb des sanft geschwungenen Mundes hinzogen, der ebenso auffallend war wie die feinen Augenbrauen und dunkelblauen Augen darunter.
    Ihr Lächeln fiel unsicher aus, was sie ärgerte. Aus der Umhängetasche holte sie ihre Geldbörse und zählte einen bestimmten Betrag ab, den sie auf die Holztheke legte.
    »Ich möchte ein Paket Windeln kaufen«, sagte sie leise.
    Eine Kundin lachte, hörte aber schnell auf, weil niemand mit einstimmte. Dafür sagte die korpulente Frau von etwa 60 Jahren. »Ich wußte gar nicht, Jack, daß du auch an Zigeuner etwas verkaufst. Ich jedenfalls würde ein solches Geschäft meiden.«
    Die andere Tante nickte heftig.
    Der Drogist sah sich in die Enge getrieben. Er reagierte so, wie es sich die beiden vorstellten. »Zigeuner kriegen bei mir nichts«, sagte er. »Sie verpesten die Luft.«
    Sarita zuckte zusammen. So schlimm hatte sie es sich nicht vorgestellt. Jetzt schoß ihr die Röte voll ins Gesicht. Im ersten Augenblick konnte sie nichts erwidern. Sie stand auf dem Fleck und merkte, wie sie innerlich zitterte.
    »Gehen Sie!« verlangte der Besitzer. Er wischte seine feuchten Hände am weißen Kittel ab.
    Sarita wollte es nicht glauben. Sie schüttelte den Kopf. Flüsternd sagte sie: »Aber ich bezahle doch die Windeln.«
    »Das ist mir egal.«
    Die beiden Kundinnen nickten dazu.
    Der Besitzer sah dies als Aufforderung an, noch einen Zahn zuzulegen. »Verschwinde aus meinem Geschäft!« verlangte er, »sonst hole ich die Polizei. Die schmeißt dich dann raus.«
    Es war kaum zu fassen. Sarita wäre fast im Boden versunken. »So etwas kann es doch nicht geben«, flüsterte sie. »Wir sind doch nicht im Mittelalter. Ich bin ein Mensch wie ihr…«
    »Mit dir möchte ich nicht verglichen werden«, ereiferte sich die Kundin, die zuerst gesprochen hatte. Sarita drehte den Kopf. »In welch einer Welt leben Sie eigentlich?«
    »Bisher in einer guten.«
    »Das soll auch so bleiben, ich wünsche es Ihnen. Sind Sie eigentlich gläubig?«
    »Natürlich.«
    »Dann müßten Sie wissen, daß vor Gott alle Menschen gleich sind. Er macht keine Unterschiede. Ob Zigeuner, Indianer, Neger oder Chinese. Mensch bleibt Mensch, egal, woher er kommt und welche Hautfarbe er hat. Vielleicht sollten Sie darüber einmal nachdenken.«
    Die Frau verzog die Lippen. »Muß ich mich in deinem Laden von diesem Zigeunerbalg eigentlich belehren lassen?«
    »Nein, das brauchst du nicht.« Der Besitzer lief um die Verkaufstheke herum, erreichte die Tür, öffnete sie und hielt sie auch offen, so daß Sarita hinausgehen konnte.
    Sie blieb stehen.
    »Verschwinde!« schrie der Mann so laut, daß einige Passantenaufmerksam wurden und stehenblieben.
    »Nein!« reagierte Sarita trotzig. »Erst wenn ihr einseht, daß alle Menschen gleich sind. Außerdem möchte ich Windeln kaufen.«
    »Verschwinde, du Satansbrut!«
    »Ja, ja!« Die Frau ereiferte sich weiter. Ihre Augen wurden dabei groß. »Das war der richtige Ausdruck. Satansbrut.

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