0390 - Ich folgte der Teufelsspur
Sie steht mit dem Teufel im Bunde. Seit die Zigeuner hier sind, leben wir in Angst und Schrecken. Sie sind es schuld. Nur sie allein. Drei Tote, dreimal Asche… ich glaube, den Mörder zu kennen.«
Sarita fuhr herum. »Meinen Sie mich?«
»Sehr richtig!«
Das Mädchen konnte sich nicht mehr beherrschen. Es hatte genügend Demütigungen einstecken müssen, dies mußte einfach raus.
Der Schlag kam ohne Vorwarnung. Ein blitzschnell geführter Hieb, den die Kundin nicht kommen sah. Sie hörte nur das Klatschen gegen ihre rechte Wange, der Kopf flog nach links, und dann hatte sie das Gefühl, von einer Flamme gestreift zu werden, so heiß wurde die Haut.
Vor Schreck war sie sprachlos geworden. Anders die zweite Kundin. Die regte sich plötzlich auf. »Habt ihr das gesehen?« schrie sie dem Besitzer und den vor dem Laden stehenden Neugierigen zu.
»Habt ihr das mitbekommen? Ein billiges Zigeunerflittchen hat einen von uns geschlagen! Stellt euch das vor. Sie hat es gewagt…«
Da sie sich verschluckte, sprach sie nicht mehr weiter, aber ihre Augen strahlten einen fürchterlichen Haß aus.
Die Geschlagene hatte sich wieder gefangen. Auch sie reagierte voller Wut und Haß. »So ist es. Ich bin vielleicht das nächste Opfer, von demnur Asche zurückbleibt. Dieses Zigeunerweib ist mit dem Teufel im Bunde. Ich spüre es, und ich will nicht zu Asche werden. Man sollte sie und das ganze Pack da draußen verbrennen.«
Sarita glaubte, sich verhört zu haben. Sie wußte natürlich von den drei Todesfällen in Devon, kannte aber keine Einzelheiten. Allmählich wurde ihr klar, daß man sie in eine fürchterliche Lage hineinmanövriert hatte. Man brachte sie mit dem Teufel in Verbindung, und die vor dem Laden stehenden Gaffer trafen keinerlei Anstalten, ihr beizustehen. Im Gegenteil. Sie zogen den Ring auf einmal enger.
Der Ausdruck ihrer Gesichter versteinerte. Ihre Augen nahmen dabei einen Ausdruck an, den Sarita kannte.
Sie bekam Angst. Diese Menschen waren schlimm geworden. Sie glaubten daran, daß sie mit dem Teufel im Bunde stand. Aber die Zeiten hätten eigentlich vorbeisein sollen. Das war doch Mittelalter, finsterstes Mittelalter sogar.
»Ich gehe«, sagte sie.
Die folgende Antwort vernichtete ihre Hoffnungen. »Jetzt nicht mehr, Zigeunerweib!«
Der Drogist hatte gesprochen. Auch auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, der Sarita Furcht einflößte. So kalt und menschverachtend. Einfach schlimm…
»Sie können mich nicht festhalten!«
»Wirklich nicht?« Der Mann hatte mit dem Fuß einen Holzkeil herbeigeschoben, dessen Spitze er unter die Türritze drückte, so daß der Eingang festgeklemmt war.
Einige auf dem Gehsteig klatschten Beifall. Diese Geräusche wurden durch ein anderes übertönt.
Durch Motorbrummen.
Typisch für Feuerstühle, die heranschossen. Und plötzlich spritzten die Gaffer auseinander, denn die beiden Fahrer, die auf ihren hellrot lackierten Maschinen hockten, waren kurzerhand auf den Gehsteig gefahren und hielten die Motorräder erst dicht vor der Tür an. Es hatte fast so ausgesehen, als wollten sie in das Geschäft fahren. Erst kurz vor der Schwelle – der Drogist war zurückgesprungen –, bekamen sie die Maschinen zum Stehen, rutschten aus den Sätteln und bockten sie auf.
Mit synchron lässigen Bewegungen nahmen sie die grauweißen Silberhelme ab, die so gar nicht zu ihrer violettroten Lederkleidung passen wollten, die mit zahlreichen Orden und Ketten geschmückt war.
»Probleme?« fragte einer der beiden.
»Die Listen Brothers!« flüsterte die geschlagene Kundin, in deren Augen ein heimtückisches Leuchten aufglomm, denn sie sah eine Chance, sich zu rächen.
Sonst war sie den Typen aus dem Weg gegangen, jetzt aber sah sie eine Möglichkeit, sie für ihre Zwecke einzuspannen.
Sie sprach Wade Liston, den größeren der beiden, an. Dessen dunkles Haar war im Nacken zu einem Zopf zusammengeflochten.
Er besaß ein bleiches, knochiges Gesicht, auf dessen Wangen sich die dunklen Bartschatten abzeichneten.
»Dieses Zigeunerweib hat mich geschlagen. Es steht mit dem Teufel im Bunde und ist wahrscheinlich für den Tod unserer drei lieben Nachbarn verantwortlich. Keiner traut sich heran. Auf euch haben wir gewartet. Los, packt sie euch und zeigt dieser Hexe, daß man mit uns so nicht umgehen kann. Nicht mit normalen Menschen…«
»Wirklich?« fragte Wade. Er hatte eine kratzige Stimme. Wahrscheinlich trank er zuviel.
»Ja!« bestätigte auch die andere Kundin, und der Drogist
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