0390 - Ich folgte der Teufelsspur
vorbeigelaufen, das war jetzt anders geworden. Er hatte das Gefühl, nur noch Statist zu sein.
Und wer trug die Schuld an diesem Dilemma?
Diese beiden Typen aus London!
Yard-Beamte, die ihre Nasen hochtrugen und auf Dorfpolizisten wie ihn herabschauten. So war es damals schon gewesen, und da hatte sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.
Dann die Todesfälle.
Vor einigen Tagen die drei und jetzt der vierte. Betty Jordan hatte es erwischt, die größte Klatschtante aus Devon. Wie sie genau ums Leben gekommen war, wußte niemand zu sagen. Angeblich hatte sie die Spur des Teufels gesehen.
Eine Spur wie vor 150 Jahren!
Und die beiden Kerle hatten alles geglaubt. Sie waren voll informiert, sie hatten nicht einmal gelacht und ihn, Rolly Watson, auf eine typische Art und Weise zur Seite gedrängt, hineingeschoben in das zweite Glied, wo er nun stand und mitansehen mußte, wie diese Fremden den Fall einfach fortführten.
Er stand auf. Plötzlich konnte er nicht mehr vor dem Schreibtisch hockenbleiben. Noch immer rann das Wasser aus allen Poren. Er wischte den Schweiß ab, bekam feuchte Hände und trocknete diese an seiner Hose.
Das Fenster des Büros lag so, daß er auf die Straße schauen konnte. Der Tag hatte sich verabschiedet, die graue Dämmerung lag über dem Ort und hüllte auch das Land ein. In den Wohnungen brannten die Lichter. Der matte Schein fiel aus den Fenstern und zeichnete Muster auf die Gehsteige. Hin und wieder rollte ein Fahrzeug am Haus vorbei, dessen Lichter bereits eingeschaltet waren und lange Streifenteppiche über den grauen Asphalt schickten.
Ein völlig normaler Abend. Jedenfalls für einen Fremden, der nach Devon kam und von den wahren Verhältnissen nichts ahnte.
Es hatte sich auch äußerlich nichts verändert, das wußte Rolly Watson auch, aber es war trotzdem anders als sonst.
Irgendwo lauerte etwas. Es lag im Hintergrund, war nicht sichtbar, rückte möglicherweise näher, aber es blieb noch immer verborgen. Man konnte es nicht fassen, nicht erklären. Aber Rolly Watson, der sich nicht gerade als einen sensiblen Menschen bezeichnete, fühlte es ebenfalls.
Da mußte etwas sein.
Einem plötzlichen Impuls folgend, öffnete er das Fenster und lehnte sich hinaus. Am Tag war es warm und auch schwül gewesen.
Das hattesich jetzt gegeben. Zudem war der Wind aufgefrischt. Er brachte einen noch frischen Heugeruch mit, der den Benzingestank der vorbeifahrenden Autos überlagerte.
Die Straße lag im matten Schein der Laternen. Rolly konnte sie nach links hinüber so weit überblicken, bis die Kurve erschien, wo die Häuser ein wenig vorstanden.
Schaute er nach rechts, verlief sich die Fahrbahn in der Finsternis am Ortsende.
Der Wind fuhr gegen sein Gesicht und trocknete den Schweiß auf den Wangen und der Stirn. Rolly schaute auf die Uhr und erschrak.
Verdammt, er wollte noch Peggy Brown anrufen. Peggy war seine Freundin. Sie brachte ihm am Abend immer das Essen.
Wütend über sich selbst und über den verfluchten Tag, griff er zum Hörer und wählte ihre Nummer.
Achtmal ließ er durchläuten, sie hob nicht ab. Peggy wohnte am anderen Ende von Devon. Wahrscheinlich befand sie sich schon auf dem Weg zu ihm. Sie würde wieder sauer sein und ihn ausschimpfen. Manchmal fragte er sich, aus welchem Grunde er sich dieses Weib an den Hals gehängt hatte. Sie war seit vier Jahren Witwe. Ihren ersten Mann hatte sie auch unter der Fuchtel gehabt, bei Rolly versuchte sie es ebenfalls und hatte es auch schon geschafft. Er war einfach zu bequem, sich dagegen zu wehren, und so ließ er sie gewähren.
Wieder ging er zum Fenster. Da war die Luft wesentlich besser als im Office.
Er lehnte sich hinaus, wollte schon durchatmen, als sein Blick nach rechts fiel und er das Unmögliche, fast Unheimliche und nicht Erklärbare entdeckte.
Es waren die Abdrücke, die vom Ortseingang aus eine lange Spur bis in die Dorfmitte hineinzogen.
Eben die Spur des Teufels!
ENDE des ersten Teils
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