0390 - Lockvogel 1 spielt falsch
auszusetzen?«
»Waren Sie heute Abend hier in der Wohnung?«
»Nur bis kurz vor sieben. Ich verließ dann das Haus und kam erst jetzt zurück!«
»Falls es notwendig sein sollte, können Sie das beweisen?«; fragte ich.
»Allerdings. Ich habe gearbeitet. Ich bin Sekretärin bei Anthony Lawrence.«
»Dem Strafverteidiger?«, fragte ich überrascht.
»Ja. Ich traf in seinem Büro kurz vor acht ein. Mr. Lawrence kann das bestätigen.«
»Ist das nicht eine ungewöhnliche Arbeitszeit?«, warf Phil ein.
»Nicht für Mr. Lawrence! Wenn er einen wichtigen Fall bearbeitet, dauert es oft bis in die frühen Morgenstunden!«
»Sie waren also um acht Uhr nicht hier in der Wohnung«, vergewisserte ich mich.
»Nein!«
»Halten Sie es für möglich, dass ein anderer in der Zwischenzeit in der Wohnung war?«
»Das glaube ich nicht. Wer sollte das getan haben? Höchstens ein Einbrecher.«
Ich wies auf den Aschenbecher da.
»Und was ist das da?«
»Das stammt noch von Dom.«
»Miss de Vere«, sagte ich. »Wir halben sichere Anhaltspunkte dafür, dass von dieser Wohnung aus um acht Uhr telefoniert wurde. Sie haben keine Erklärung dafür?«
»Nein! Ist das der Grund, weshalb Sie die Wohnung durchsucht haben?«
»Nicht ganz«, sagte ich. »Da ist noch eine Kleinigkeit. Vielleicht schärft es Ihr Erinnerungsvermögen, wenn ich Ihnen sage, dass eine Verbrecherbande beabsichtigt, Bellison zu ermorden!«
Ich beobachtete sie genau. Zeigte sie Reaktion? Nur ihre Augen weiteten sich etwas.
»Ermorden? Das ist ausgeschlossen!«
»Was glauben Sie, weshalb wir uns die Nacht um die Ohren schlagen? Wir sind hier, um ein Verbrechen zu verhindern. Wenn Sie mit Bellison befreundet sind, sollten Sie uns dabei unterstützen.«
Sie schwieg einen Augenblick.
»Ich weiß wirklich nicht, wo er ist«, sagte sie dann leise. »Aber ich weiß, dass er immer Angst hatte…«
»Wovor?«
»Ich weiß nicht. Es muss mit seiner Vergangenheit Zusammenhängen.«
»Sind Sie darüber informiert?«
»Dass er im Zuchthaus war? Ja. Aber er war unschuldig. Und er hat sich ehrlich angestrengt nach seiner Entlassung.«
»Können Sie uns etwas über ihn erzählen?«
»Nur wenig. Er betreibt ein Importgeschäft und verdient wohl ganz gut dabei. Über Einzelheiten bin ich nicht informiert. Er hat nie über seine beruflichen Dinge mit mir gesprochen.«
»Hat er Freunde?«
»Privat lebt er sehr zurückgezogen. Dom ist sehr verschlossen. Ich glaube, das hat der Aufenthalt im Zuchthaus bewirkt.«
Ich hatte das Gefühl, dass sie mehr wusste, aber es uns nicht sagen wollte. Na gut, wir konnten sie nicht zwingen. Einen letzten Versuch startete ich. Ich nahm das vervielfältigte Bild des Mörders von Harris, das nach meinen Angaben nachgezeichnet worden war, und zeigte es ihr.
»Kennen Sie diesen Mann?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich habe ihn nie gesehen.«
Wir erhoben uns. Ich sagte: »Falls Bellison sich melden sollte, verständigen Sie uns bitte! Und sagen Sie ihm, er soll beim FBI anrufen, gleichgültig, wo er sich aufhält. Und wenn Ihnen noch etwas einfällt…«
»Ich rufe Sie’ an«, sagte sie.
Wir fuhren hinunter.
»Komische Geschichte«, brummte Phil. »Sie kennt den Mann seit fünf Jahren, aber sie gibt an, nichts über ihn zu wisserj. Irgendetwas ist da faul. Ich wette, sie weiß, wo Bellison steckt!«
»Falls sie es weiß, wird sie ihm hoffentlich die Warnung ausrichten.«
»Warum war sie nur so zugeknöpft? Sie kann doch an unseren Worten nicht zweifeln.«
»Ich glaube, ich habe eine Ahnung« sagte ich.
»Sei nicht so geizig damit!«
»Sie ist bei Anthony Lawrence. Sagt dir das etwas?«
»Lawrence«, überlegte Phil. »Starverteidiger der Unterwelt. Viele Erfolge in hoffnungslosen Fällen. Ein ganz gerissener Bursche.«
»Und der Anwalt, der vor fünf Jahren Newport verteidigt hat!«
Phil sah mich groß an.
»Das ist allerdings ein Ding. Bist du ganz sicher?«
»Kein Zweifel! Lawrence verteidigte Newport, der wird verknackt, weil sein Komplize Bellison in der Voruntersuchung vergisst, zu lügen und seine Aussage im Kreuzverhör aufrechterhält. Morgen wird Newport entlassen, übermorgen früh wird Bellison zurückerwartet. Genau zu dieser Zeit soll der Mord geschehen.«
»Und Bellisons Freundin arbeitet bei Lawrence…«
»Der aller Wahrscheinlichkeit nach in Kontakt zu Newport steht.«
»Wenn das keine Indizienkette ist.«
***
So weit, so gut. Indizien sind eine feine Sache und Theorien auch. Aber das alles half uns
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